PV-Förderprogramm 2023 ist in Weissach im Tal ausgeschöpft
In Sachen Umweltschutz gilt Weissach im Tal schon lange als Vorreiter. So fördert die Gemeinde zum Beispiel seit Juli 2021 die Installation von Fotovoltaikanlagen und Balkonkraftwerken. Das Programm ist gefragt. So sehr sogar, dass längst nicht alle Anträge bedient werden können.

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Die Technik zu René Sailers PV-Anlage befindet sich im Hauswirtschaftsraum. Doch auch über das Smartphone kann er alles in Echtzeit beobachten und steuern. Foto: Tobias Sellmaier
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Ein Umweltförderprogramm hat Weissach im Tal schon lange. Doch das war mit der Zeit nicht mehr so stark nachgefragt, weshalb die Gemeinde das Programm im Juli 2021 neu aufgestellt hat. Neben Regenzisternen und besonders sparsamen Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen und Kühlschränken werden seither auch Fotovoltaikanlagen (PV-Anlagen) und Stromspeicher bezuschusst. Insgesamt steht dafür ein Fördertopf in Höhe von 20.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Die Gelder werden nach dem Windhundprinzip vergeben. Je nach Höhe der individuellen Förderungen können ungefähr 20 bis 30 Anträge jährlich bedient werden, sagt Beate Zieker, die im Weissacher Rathaus für die Themen Klima, Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit zuständig ist.
Das neue Förderprogramm, das deutlich vor der Solarpflicht für Neubauten (Mai 2022) und Dachsanierungen (Januar 2023) an den Start ging, hat offenbar einen Nerv getroffen. „Wir sind von Antragstellungen überrannt worden“, berichtet Beate Zieker. Schon im ersten Jahr, führt sie aus, seien 20 Anträge eingegangen, eine Warteliste wurde angelegt. Fünf Antragsteller gingen leer aus – die Anträge gelten nur für das Kalenderjahr, in dem sie eingegangen sind. 2022 erreichten die Gemeinde 67 Anträge, 24 stehen nun auf der Warteliste. Wie viele Antragsteller den Zuschuss noch erhalten werden ist unklar: Nach der Zusage der Gemeinde haben sie ein Jahr lang Zeit, um die Anlage zu beschaffen. „Nicht alle, die eine Bewilligung bekommen haben, schöpfen das Budget auch aus“, weiß Beate Zieker.
15 Antragsteller stehen derzeit auf der Warteliste
Der Fördertopf für das laufende Jahr ist bereits seit dem 30. April ausgeschöpft. Etwa 15 Antragsteller stehen aktuell auf der diesjährigen Warteliste. „Vorläufig werden deshalb keine weiteren Bewilligungen mehr herausgegeben“, sagt Bürgermeister Daniel Bogner. „Wir möchten das ganz deutlich kommunizieren, damit die Leute sich keinen unnötigen Aufwand machen. 2022 sind im November noch Anträge eingegangen, als der Fördertopf längst erschöpft war.“
René Sailer war einer der Ersten, die von dem Solarförderprogramm der Gemeinde profitiert haben. Schon kurz nachdem das Programm im Juli 2021 in Kraft getreten war, stellte er einen Förderantrag. Dieser wurde bereits einen Monat später bewilligt. Sailer und seine Partnerin bauten von 2020 bis 2021 ein Haus in Unterweissach. Dass eine Solaranlage auf das Flachdach sollte, stand von Anfang an fest. „Weil der Strom nicht günstiger wird“, erklärt René Sailer. „Wenn die Anlage einmal bezahlt ist, habe ich keine Stromkosten mehr.“ Rund 33.000 Euro hat die PV-Anlage auf dem intensiv genutzten Gründach gekostet, davon hat die Gemeinde Weissach im Tal 1500 Euro übernommen: 500 Euro für den Batteriespeicher sowie 1.000 Euro als Innovationszuschuss. Die Fördersumme betrage zwar nicht einmal zehn Prozent der Gesamtkosten und habe die Kaufentscheidung daher nicht beeinflusst, sei aber „nice to have“, also schön zu haben, sagt Sailer. Und: „Bei vielen staatlichen Förderprogrammen muss man einiges nachweisen. Hier ist das relativ einfach.“ Um den Zuschuss zu erhalten, musste Sailer lediglich online einen Antrag ausfüllen müssen; die Formulare finden sich alle auf der Gemeindewebsite (siehe Infotext). Nach der Installation schickte er der Verwaltung sodann noch die Marktstammdatenregisternummer und die Installationsrechnung als Nachweis, dass die Anlage auch wirklich angebracht wurde. „Danach habe ich schon die Zahlung erhalten.“
Schon im Januar den Antrag stellen
Warum das neu aufgelegte Programm so beliebt ist? „Die Sonne schickt halt keine Rechnung“, bringt es Beate Zieker auf den Punkt. Bürgermeister Daniel Bogner fügt hinzu: „Der Mix aus Fördermitteln von Kommune, Land und Bund macht das Ganze attraktiv.“ Doch was hat eigentlich die Gemeinde von dem Programm? „Die Intention war immer, dass wir etwas über den gesetzlichen Rahmen hinaus für die Bürgerinnen und Bürger und für den Klimaschutz tun wollen“, erläutert Zieker. Das sei auch der Wunsch des Gemeinderats gewesen.
Besonders beliebt ist momentan der Zuschuss für Balkonkraftwerke. „Die Nachfrage hat 2023 deutlich zugenommen“, sagt Beate Zieker. Weil das Förderprogramm so gut ankommt, könnte Daniel Bogner sich gut vorstellen, es noch auszuweiten – zum Beispiel auf Wallboxen für E-Autos. Und auch die Höhe der Gelder im Fördertopf ist nicht fix. „Dieses Haushaltsjahr sind wir bei allem an der Grenze, aber ich könnte mir vorstellen, dass man nachsteuert, wenn die Gegebenheiten anders sind“, so Bogner.
Die Chance, in diesem Jahr noch einen Zuschuss aus dem Programm zu erhalten, ist allerdings verschwindend gering, wenn man bisher noch keinen Antrag gestellt hat. Sinnvoller sei es, sich 2024 so früh wie möglich um die Förderung zu bewerben, sagt Zieker. Auch in diesem Jahr seien die ersten Anträge schon am 2. und 3. Januar eingegangen. Diejenigen, die sie geschickt haben, haben gute Chancen darauf, einen Zuschuss von der Gemeinde zu bekommen.
Gegenstand Gefördert werden Fotovoltaikanlagen, deren Leistung fünf Kilowatt-Peak (kWpeak) übersteigt, Batteriespeicher für Fotovoltaikanlagen, Balkonsolarmodule sowie als sogenannter Innovationszuschuss PV-Anlagen an Fassaden, auf intensiv genutzten Gründächern und kombinierte Fotovoltaik-/Solarthermiekollektoren.
Empfänger Antragsberechtigt sind Wohnungs- und Hauseigentümer sowie – im Fall von Balkonmodulen – Mieter von Häusern oder Wohnungen im Gemeindegebiet Weissach im Tal.
Förderung Bei PV-Anlagen beträgt die Förderung für jedes volle kWpeak 100 Euro (Minimum 100 Euro, maximal 500 Euro). Bei Batteriespeichern gibt es 50 Euro je Kilowattstunde (Minimum 50 Euro, maximal 500 Euro). Bei den Balkonmodulen fällt eine Pauschale von 100 Euro an. Der Innovationszuschuss beschert pro kWpeak 100 Euro (Minimum 100 Euro, maximal 1000 Euro).
Voraussetzungen Um die Förderung zu erhalten, müssen Antragsteller spätestens sechs Monate nach der Installation ihres Geräts einen Verwendungsnachweis einreichen. Dazu gehört etwa die Kopie der Installationsrechnung. Wurde die Anlage zwölf Monate nach Erlass des Bewilligungsbescheids nicht in Betrieb genommen, kann die Gemeinde ihn wieder zurückziehen. Wichtig: Der Antrag muss gestellt werden, bevor die Anlage gekauft wird. Alle Infos dazu unter https://t1p.de/gv3kf.