Radwegbau verzögert sich erneut

Landkreis hebt Ausschreibung für das Vorhaben bei Kirchberg wegen hoher Preise auf – Baubeginn erst nächstes Frühjahr

Beim Ausbau des Radwegs von Kirchberg in Richtung Marbach kommt es zu neuen Verzögerungen: Weil die Ausschreibung der Bauarbeiten inakzeptabel ausgefallen ist, soll das Vorhaben noch einmal neu ausgeschrieben werden. Mit dem Bau, der bereits in diesem Sommer anlaufen sollte, könnte dann nächstes Frühjahr begonnen werden.

Da geht es eng her: Die höher gelegene Kreisstraße verläuft nah an der Murr. Dazwischen soll der Radweg Platz finden. Archivfoto: E. Layher

© Edgar Layher

Da geht es eng her: Die höher gelegene Kreisstraße verläuft nah an der Murr. Dazwischen soll der Radweg Platz finden. Archivfoto: E. Layher

Von Armin Fechter

KIRCHBERG AN DER MURR/WAIBLINGEN. Die Kirchberger Gemeinde- und Kreisrätin Gudrun Senta Wilhelm war alles andere als glücklich, als sie die neueste Kunde in Sachen Radweg vernahm: Straßenbauamtsleiter Matthias Straus musste im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags nämlich verkünden, dass es mit einem Baubeginn in diesem Jahr nichts mehr wird – entgegen den Plänen, die im April bekannt gegeben wurden. Danach sollte das aufwendige Projekt in zwei Abschnitten ab diesem Sommer realisiert werden: Böschungssanierung 2019, Radwegbau 2020. Die Kostenschätzung belief sich zu diesem Zeitpunkt auf 380000 Euro.

Die Ausschreibung ergab dann aber laut Straus ein Ergebnis, das für den Landkreis wirtschaftlich nicht akzeptabel war: Nur ein Unternehmen habe sich beteiligt, und dieses habe für seine Arbeit einen Preis verlangt, der doppelt so hoch gelegen sei, wie erwartet wurde. Die Ausschreibung wurde deshalb aufgehoben und soll nun noch einmal neu vorgenommen werden. Dann könnte im kommenden Frühjahr mit dem Bau begonnen und der Radweg im Sommer in Angriff genommen werden.

Wilhelm von der Wi/Kli-Gruppe im Kreistag zeigte sich enttäuscht von der Entwicklung. Seit Mai habe die Murr das Niedrigwasser, das laut Planung für die Bauarbeiten gebraucht würde, schimpfte sie – eigentlich habe sie erwartet, dass im kommenden Frühjahr das obligatorische Band zur Freigabe durchgeschnitten würde. So aber ende der Radweg auch weiterhin in einem schwarzen Loch.

Landrat Richard Sigel bemühte sich, die Wogen zu glätten: Das Vorhaben sei doch nicht aus dem Blick. Aber der Landkreis müsse schon auch darauf achten, dass seine Gelder eben nicht in schwarzen Löchern verschwinden.

An anderen Stellen hat sich jedenfalls mehr bewegt, wie aus dem Bericht des Straßenbauamtsleiters hervorging. So hat der Landkreis sein Blühflächenprojekt aus dem Jahr 2018 fortgeführt. Damit sind inzwischen sechseinhalb Hektar an Bundesstraßen als bunte Blumenwiesen gestaltet – dies auch dank der Fördergelder vom Verkehrsministerium, das sich in einem Sonderprogramm die Förderung der biologischen Vielfalt auf die Fahnen geschrieben hat. Die Sache sei in der Bevölkerung auf Begeisterung gestoßen, berichtete Straus, und die Wirksamkeit für Flora und Fauna sei von Biologen inzwischen auch bestätigt. So hätten sich auf den Blühflächen inzwischen sogar seltene und geschützte Arten, etwa eine Hasenohr-Art, etabliert.

Dank des vom Landrat initiierten Investitionsprogramms für den Straßen- und Radwegebau, das bis 2021 jährlich mit sechs Millionen Euro ausgestattet und damit über das doppelte Volumen verfügt wie davor, wurden zahlreiche Vorhaben in Angriff genommen und umgesetzt. Straus nannte als Beispiele den Ausbau der K1915 Rettersburg–Öschelbronn und der K1806 Murrhardt–Karnsberg sowie die Sanierung von Rutschungen an der K1866 bei Walkersbach. Es gehe darum, den über einen langen Zeitraum entstandenen Sanierungsrückstau aufzuholen. Ein Schwerpunkt liege auf dem nördlichen Kreisgebiet. Der Erhalt habe dabei Vorrang vor Neu- und Ausbau. Das Vorhaben Karnsberg sei wegen der hohen Kosten von 1,8 Millionen Euro immer wieder hinausgeschoben worden.

Für zwei Brückensanierungen maximale Förderung abgegriffen

Vorangekommen ist auch die Sanierung von Brücken. Im vergangenen Jahr wurden Bauwerke bei Schwaikheim und bei Oppenweiler-Zell saniert. Für die beiden Vorhaben wurde mit einer Million Euro die Maximalförderung aus dem kommunalen Sanierungsfonds des Landes abgegriffen. Für zwei weitere Vorhaben bei Alfdorf und Waiblingen liegen laut Straus bereits Förderzusagen vor. „Der Landkreis wird jedes Jahr die zwei Brücken, die er zur Förderung anmelden kann, auch einreichen“, versicherte Baudezernent Stefan Hein. Projektiert ist, wie Straus weiter ausführte, unter anderem der Ausbau der Kreisstraße von Winnenden zum Stöckenhof.

Noch in diesem Jahr soll auch mit der Erweiterung der Straßenmeisterei in Backnang begonnen werden. Radwegekoordinatorin Karen Fischer wies darauf hin, dass die Bürgerbeteiligung in Sachen Radwegenetz über das Meldeportal auf www.radfahren-im-rmk.de noch bis Ende September läuft.

Bereits weit über 1000 Meldungen seien auf diesem Weg eingegangen, fügte Dezernent Hein an. Der Rems-Murr-Kreis, so kündigte Fischer weiter an, werde Pilotregion für sicheres E-Biken. Klar ist nach ihren Worten inzwischen auch, dass das Land beim geplanten Radschnellweg zwischen Schorndorf und Fellbach die Baulast für den Bereich Fellbach–Weinstadt übernimmt. Für diesen Abschnitt wurde ein Potenzial von über 2500 Radfahrern pro Tag ermittelt.

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Erstellt:
28. September 2019, 06:00 Uhr

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