Rat stimmt gegen neuen Treffpunkt in Unterweissach

Der Weissacher Gemeinderat hat sich dagegen entschieden, den rückläufigen Teil des Parkplatzes an der Welzheimer Straße umzugestalten.

Seit Februar 2021 findet der Wochenmarkt auf dem Gelände des ehemaligen HL-Markts in Unterweissach statt. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Seit Februar 2021 findet der Wochenmarkt auf dem Gelände des ehemaligen HL-Markts in Unterweissach statt. Archivfoto: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Bei den zwei Garagen – eine für den E-Bürgerbus und eine für den gemeindeeigenen E-Kangoo – auf dem rückläufigen Teil des Parkplatzes auf dem Gelände des ehemaligen HL-Markts an der Welzheimer Straße in Unterweissach hätte nach dem Vorschlag der Verwaltung eine Multifunktionshütte als Begegnungsstätte mit Outdoorschach, Sitzmöglichkeiten und einer Ladestation für E-Bike-Akkus Platz finden sollen. Darüber hinaus hätten die Fahrradboxen, die bis dato im Bereich des Brunnenplatzes beim Marktplatz aufgestellt sind, dorthin versetzt werden sollen. Erste Angebote für den Bau der Multifunktionshütte und eines neuen Garagendachs, inklusive der Stromanschlüsse, waren bereits in der Sommerpause eingeholt worden. Doch der Gemeinderat erteilte den Plänen in seiner jüngsten Sitzung eine Abfuhr.

Er tue sich schwer damit, die Veloboxen von einem hinteren Ort zum anderen zu verschieben, sagte etwa Gemeinderat Dietmar Schönberger (SPD), der sich als Erster zu Wort meldete. „Das tut der Akzeptanz sicher nicht gut.“ Und ob das angedachte Schachfeld genutzt werde, wisse er nicht. „So, wie sie jetzt vorgestellt wurden, bin ich von den Plänen nicht überzeugt“, sagte Schönberger. Mit den dafür vorgesehenen Sitzmöbeln sehe er keine Attraktivität für den geplanten Smart-Place – die Multifunktionshütte, die im Rahmen des Invest-Projekts „Klima Sport für alle!“ mit Fördergeldern errichtet hätte werden sollen. Von den insgesamt rund 29600 Euro Kosten hätte die Gemeinde noch etwa 4800 Euro (16,44 Prozent) selbst stemmen müssen.

Die Invest-Förderung von „Klima Sport für alle!“ basiert auf dem Aktionsplan mit 48 Maßnahmen des Projekts Prima Klima, stellt jedoch eine eigene Projektförderung dar. Um die Fördergelder für den Smart-Place in Anspruch zu nehmen, hätte dieser allerdings bis zum 30. September beantragt werden müssen. „Es wäre die Abschlussmaßnahme des Projekts Prima Klima“, ließ Bürgermeister Daniel Bogner wissen.

Die Maßnahmen hätten die Gemeinde insgesamt rund 75000 Euro gekostet

Um Synergieeffekte zu erzielen, war geplant gewesen, nicht nur zum neuen Smart-Place, sondern auch zu den beiden bestehenden Fertiggaragen für den Bürgerbus und den E-Kangoo (die schon Anfang des Jahres versetzt worden waren) sowie zu den Ständen des Wochenmarkts Strom zu verlegen. Die Kosten für das Garagendach und die Stromanschlüsse waren dabei auf rund 61200 Euro geschätzt worden. Für den Anschluss des Wochenmarkts ans Stromnetz wären noch einmal rund 9500 Euro fällig geworden. Diese hohen Kosten stießen auf Kritik. „Wie dringend muss das gemacht werden?“, erkundigte sich Rätin Heike Oesterle (UBL). „75000 Euro sind ein Batzen Geld in einem Jahr, in dem in der Gemeinde ohnehin schon viel auf dem Plan steht.“ Zeitlich sei man an den Aktionsplan von Prima Klima gebunden, erklärte Bürgermeister Bogner. „Deshalb kam der Gedanke auf, das alles miteinander zu verzahnen.“

Eine Belebung an der Stelle habe durchaus ihren Charme, befand Wilhelm König (UBL). „Aber verbauen wir uns möglicherweise eine Weiterentwicklung an der Stelle – wie auch immer die aussehen würde?“, fragte er. Die Zweckbindung bei Fördermitteln aus Berlin betrage „immer um die zehn Jahre“, antwortete Bogner. Das würde aber nur den Hüttenkomplex betreffen.

Ihm fehle die Fantasie, um Begeisterung für das Projekt zu entwickelt, so Longobucco

Auf diesen nahm wiederum Irmgard Hestler (SPD) Bezug. Der Smart-Place sei eine smarte Idee, sagte sie, aber eine, die in die Jahre gekommen sei. „Der Vorentwurf datiert von 2019“, führte Hestler aus. „Wenn die Aspa schon einen großen Gebäudekomplex an der Welzheimer Straße baut, gehe ich davon aus, dass sich da noch etwas tut.“ Zudem würden ihr die ausgewählten Möbel für den Smart-Place nicht gefallen, Freiluftschach könne sie sich viel besser im Ochsengarten vorstellen. „Und auch wenn die Gelder aus Berlin kommen, sind die Kosten für den Smart-Place zu 100 Prozent Steuergelder“, betonte Hestler. Ihr erschien es zudem „ein bisschen heftig“, knapp 10000 Euro auszugeben, um „drei Stände“ des Wochenmarkts an den Strom anzuschließen, „zumal es ja auch bisher funktioniert hat“.

Ihm fehle die Fantasie, um Begeisterung für das Projekt zu entwickeln, teilte Luciano Longobucco (LWB) mit. Timo Hirzel (CDU/ FWV) warf die Frage auf, wie sich die Gemeinde den Platz langfristig vorstelle. „Solche Diskussionen sollte man vielleicht vorab führen“, meinte er. Thomas Heller (UBL) sprach sich dafür aus, die Fläche lieber für größere Projekte freizuhalten.

In Anbetracht der Kritik wandelte Bürgermeister Bogner die Beschlussvorlage ab. Der neue Vorschlag der Verwaltung lautete, die Stromerschließung des HL-Parkplatzes zu vertagen, bis die Nutzung des Geländes erneut aufs Tableau komme, und dem Geldgeber aus Berlin zu signalisieren, dass der Smart-Place nicht umgesetzt werde. Dem stimmten die Rätinnen und Räte zu. Es gab eine Enthaltung (von Jörg Schaal, CDU/ FWV, der mit Verspätung zur Diskussion dazugestoßen war). Josef Konrad (UBL) stimmte nicht mit ab, er war befangen. Die Firma Holzbau Konrad hatte Angebote für die Umsetzung der Maßnahmen abgegeben.

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Erstellt:
27. September 2022, 06:00 Uhr

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