Rathaussturm im Kleinformat

Das zweite Jahr in Folge fällt der Sturm des Backnanger Karnevals-Clubs auf das Rathaus sehr viel kleiner aus als sonst üblich. Im Rathausfoyer nehmen die Narren Oberbürgermeister Maximilian Friedrich den goldenen Rathausschlüssel ab – ohne Widerstand auf seiner Seite.

Die Gardemädchen überraschen den neuen Rathauschef mit einem Tanz. Der findet den Auftritt „richtig stark“. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Die Gardemädchen überraschen den neuen Rathauschef mit einem Tanz. Der findet den Auftritt „richtig stark“. Fotos: A. Becher

Von Melanie Maier

Backnang. Für den 11.11.2021 hätten sich die Mitglieder des Backnanger Karnevals-Clubs sicher ein bisschen mehr Trubel gewünscht. Etwas mehr Ausgelassenheit und etwas mehr Unbeschwertheit beim Sturm auf das Backnanger Rathaus. Doch in Anbetracht der steigenden Infektionszahlen ist das auch im zweiten Jahr der Pandemie nicht möglich. Der Rathaussturm findet das zweite Mal in Folge im Kleinformat statt.

Wenige Minuten vor 17 Uhr, kurz bevor es losgeht, stehen die Gardemädchen vor dem Rathauseingang Schlange. Hinter der Tür muss jeder, der hinein möchte, sein Smartphone zücken, einen 3-G-Nachweis vorlegen und ein Blatt mit Kontaktdaten abgeben oder ausfüllen. Wegen der hohen 7-Tage-Inzidenz sind nur geladene Gäste zu der Veranstaltung zugelassen.

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich überreicht dem BKC den Rathausschlüssel.

© Alexander Becher

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich überreicht dem BKC den Rathausschlüssel.

Im Foyer sammeln sich die verkleideten Mitglieder des Backnanger Karnevals-Clubs (BKC). Ein paar Mädchen ziehen sich noch die weißen Schuhe an. Tische sind aufgebaut, mit Wasser, Sekt, Brezeln. Darum wirkt es auch nicht allzu überzeugend, als der Rathauschef wenige Minuten später mit einem „Was ist denn hier los?“ und dem goldenen Rathausschlüssel in der Hand die Treppe zum Foyer hinunterläuft. „Dabei hatte mich schon auf meinen Feierabend gefreut“, kalauert Maximilian Friedrich.

Die „erste Karnevalsinfluencerin“ zeigt im Selfie-Modus den Verein

BKC-Präsidentin Gabi Kallfaß empfängt den Oberbürgermeister. „Wir hätten gerne einen großen Rathaussturm gemacht“, sagt sie. „Aber ich denke, es ist besser, wenn wir ihn dieses Jahr noch einmal im kleinen Rahmen machen.“ Den nutzt sie dazu, um dem neuen Rathauschef die Gruppen des BKC vorzustellen. „Von jeder Gruppe sind Vertreter gekommen“, sagt sie. Doch bevor es losgeht mit der Vorstellungsrunde, zieht Carina Häußermann ihren Handystick und zeigt als „erste Karnevalsinfluencerin“ im Selfie-Modus „live aus dem Rathaus“ ihren Followern die Backnanger Narren „und den ganzen Verein“. Die 14-Jährige sei die jüngste Büttenrednerin des Vereins und für ihre Reden schon mit Preisen ausgezeichnet worden, sagt BKC-Präsidentin Gabi Kallfaß.

Der Ordensratsvorsitzende, „Nachtwächter“ Horst Klöpfer, hält eine Büttenrede.

© Alexander Becher

Der Ordensratsvorsitzende, „Nachtwächter“ Horst Klöpfer, hält eine Büttenrede.

Der Ordensratsvorsitzende, „Nachtwächter“ Horst Klöpfer, schließt sich mit einer Rede an, dankt dem Oberbürgermeister für den „närrischen Empfang“ und reimt „wir dominieren mit Frohsinn und Spaß – wer mit uns kann, kann auch mit dem Gemeinderat.“ Für Maximilian Friedrichs Vorgänger Frank Nopper sei der Rathaussturm mehr Tradition gewesen als eine Pflicht, so Klöpfer weiter, „wir würden uns freuen, wenn der Nachfolger nicht damit bricht.“ Ohne Widerstand übergibt Maximilian Friedrich, scheinbar ein bisschen von sich selbst überrascht, den goldenen Rathausschlüssel, und wird dafür mit einem „Auf ein gutes Miteinander!“ sowie mit einem dreifachen „Backana Ha – No“ belohnt. „Wir wollten Sie heute nicht so überfallen“, erklärt BKC-Präsidentin Gabi Kallfaß.

Anschließend stellt sie die BKC-Gruppen vor: die Minigarde, die blaue und die rote Garde, die Dance Generation, die Nachtschwärmer, die Guggenmusiker, das Gänsevolk, das Männer-Ballett und die Backemer Träppler Buaba. Nur die kleinen Tanzmäuse sind an diesem Spätnachmittag nicht dabei. „Zwischen 80 und 100 Jugendliche machen bei uns mit“, sagt Kallfaß. Sie hofft, dass sich die Coronalage bald wieder beruhigt. Denn je länger die andauert, Auftritte und Trainingseinheiten vor Ort ausfallen, desto schwieriger sei es, die Teenager bei der Stange zu halten. Auch das Ordensfest des BKC wird dieses Jahr nicht stattfinden. Die Prunksitzung steht noch im Raum, genauso wie die Faschingsumzüge. „Bis Februar“, hofft Kallfaß, „dauert es ja noch eine Weile.“

Die Narren hoffen darauf, dass im Januar Faschingsumzüge stattfinden werden.

© Alexander Becher

Die Narren hoffen darauf, dass im Januar Faschingsumzüge stattfinden werden.

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Erstellt:
12. November 2021, 06:00 Uhr

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