Razzien Bergisch Gladbach: Sechs Verdächtige im Südwesten

dpa/lsw Köln/Stuttgart. Der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach weitet sich immer mehr aus. Nun führen auch Spuren nach Baden-Württemberg. Es wird gegen sechs Personen ermittelt.

Das Ortsschild von Bergisch Gladbach steht am Ortseingang. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archivbild

Das Ortsschild von Bergisch Gladbach steht am Ortseingang. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archivbild

Im Zuge der Razzien nach dem Missbrauchsfall Bergisch Gladbach hat die Polizei in Baden-Württemberg die Wohnungen von sechs Verdächtigen genauer unter die Lupe genommen. Es wurden sechs Objekte durchsucht, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Köln mitteilten. 40 Polizisten seien im Einsatz gewesen. Mobiltelefone und Datenträger wurden sichergestellt. Diese müssten nun ausgewertet werden. Das dauere eine gewisse Zeit. Nähere Angaben zum Hintergrund und Alter der Tatverdächtigen wurden nicht gemacht. Festnahmen gab es keine.

Nach Angaben von baden-württembergischen Sicherheitskreisen gab es Durchsuchungen im Bereich der Polizeipräsidien Aalen, Karlsruhe, Offenburg, Heilbronn, Ulm und Reutlingen. Bei den Razzien am Dienstag hatten die Ermittler insgesamt 50 Tatverdächtige - 48 Männer und zwei Frauen - im Visier. Ihnen werde der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Beschuldigten selbst Kinder missbraucht hätten, sagte Ermittlungsleiter Michael Esser.

Die Beamten - darunter auch Spezialkräfte - durchsuchten insgesamt 60 Objekte in Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die meisten Einsätze gab es laut Esser in Bayern, wo die Polizei an 15 Orten gegen 13 Tatverdächtige vorging. In NRW richteten sich die Durchsuchungen gegen 9 Verdächtige in den Großräumen Köln, Bonn, Düsseldorf und Recklinghausen.

Auf die Spur der 50 neuen Verdächtigen kam die Polizei nach den Worten von Esser durch Chats in einem Messengerdienst, in dem Personen kinderpornografisches Material austauschten. Auf richterlichen Beschluss hin habe der Betreiber des Dienstes der Polizei Daten zur Verfügung gestellt. „In kriminalistischer Kleinarbeit“ sei es den Ermittlern dann gelungen, den Pseudonymen echte Namen zuzuordnen.

Insgesamt gibt es in dem Missbrauchskomplex deutschlandweit inzwischen mehr als 200 identifizierte Beschuldigte. Es gab bereits erste Urteile. Vor dem Kölner Landgericht begann kürzlich auch der Prozess gegen einen 43-Jährigen aus Bergisch Gladbach, bei dem der gesamte Fall seinen Ausgang genommen hatte. Im Haus des Familienvaters hatten Ermittler im vergangenen Oktober Unmengen kinderpornografischer Daten gefunden.

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Erstellt:
2. September 2020, 12:54 Uhr

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