Regierung will die Batterieforschung forcieren

dpa Berlin. Die Energiespeichertechnologie ist auch aus Klimaschutzgründen essenziell für Deutschland. Deswegen muss mehr darüber geforscht werden - vor allem in Münster, entschied die Forschungsministerin.

Ein Mitarbeiter arbeitet in der Batteriesystemfabrik von Akasol in Darmstadt an einer unfertigen Batterie. Foto: Fabian Sommer

Ein Mitarbeiter arbeitet in der Batteriesystemfabrik von Akasol in Darmstadt an einer unfertigen Batterie. Foto: Fabian Sommer

Die Bundesregierung will in der Batterietechnologie im internationalen Wettbewerb aufholen und kurbelt die Forschung mit 500 Millionen Euro an. Es gehe darum, möglichst den gesamten Wertschöpfungsprozess in Deutschland zu halten, vom Bau einzelner Teile bis zur Wiederverwertung.

Dazu solle ein Konzept entwickelt werden, das Forschung an neuen Batteriezellen und für effiziente Produktionsprozesse zusammenführen solle, erläuterte Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Freitag in Berlin.

Bis zuletzt umstritten war, welche Stadt den Zuschlag für die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ bekommen soll. Hauptforschungstandort wird jetzt Münster. Die nordrhein-westfälische Stadt setzte sich gegen den Mitbewerber Ulm durch. Ulm zählt aber zu den weiteren Standorten für einzelne Aspekte der Forschung. Auch Salzgitter, Karlsruhe und Augsburg sind dafür vorgesehen. Mit den anderen Bewerbern wolle man im Gespräch bleiben.

In einer ersten Phase „Forschungsfabrik Batterie“ seien in den vergangenen Jahren bereits 600 Millionen Euro vor allem für die Materialforschung geflossen, erläuterte die Ministerin. Derzeit würden diese Materialien zu Batteriezellen zusammengebaut und getestet. In der Forschungsproduktionslinie in Ulm werde dann die Massensproduktionstauglichkeit dieser Batteriezellen ermittelt.

Karliczek, die aus Ibbenbüren in der Nähe von Münster kommt, räumte ein, dass die Wahl des Hauptstandortes für sie eine sensible Entscheidung gewesen sei. Sie habe sich aber bis zuletzt aus der Diskussion über die in Frage kommenden Bewerbungen herausgehalten.

Für Münster habe bei fast gleichwertigen Vorschlägen letztlich auch das Recyclingkonzept gesprochen, argumentierte Karliczek. Die Wiederverwertung soll in Ibbenbüren aufgezogen werden. Dies könne dort dann eine Alternative zur mittlerweile eingestellten Steinkohleförderung sein. Der Bund wolle in der kommenden Woche mit den Ländern Gespräche führen, wie viel sie in diesen für Deutschland essenziellen Forschungszweig stecken wollen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nannte die Entscheidung für Münster als Standort für die Batterieforschungsfabrik „ein starkes Zeichen für die Exzellenz unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes“. NRW solle zum „Vorreiter, Antreiber und Impulsgeber der Elektromobilität“ werden. Die Landesregierung sicherte 200 Millionen Euro für die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ zu.

Die Erforschung und Entwicklung leistungsfähiger Speichertechnologien sei der wesentliche Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Entwicklung im Energie- und Verkehrsbereich. Die Batterie habe als wichtige Zukunftstechnologie enorme strategische Bedeutung, argumentierte Laschet. Karlizcek nannte die Technologie essenziell für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die neue „Forschungsfertigung Batteriezelle“ solle Mitte 2022 ihren Betrieb aufnehmen.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) verlangte, dass neue Forschungen in Ostdeutschland angesiedelt werden. „Nach der Aussage, wir bräuchten kein Internet an jeder Milchkanne, greift Frau Karlizcek wieder kräftig daneben. Es ist nicht akzeptabel, dass ostdeutsche Standorte im Hinblick auf die Batteriezellenforschung leer ausgehen. Als Bundesministerin muss sich Frau Karlizcek um mehr kümmern als nur um ihren Wahlkreis.“

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Erstellt:
28. Juni 2019, 15:15 Uhr

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