Region Stuttgart in der Krise

Die wirtschaftliche Stärke Stuttgarts gerät ins Wanken. Nur noch 23 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut.

Von Lea Krug

Stuttgart - Die Region Stuttgart stand einst sinnbildlich für wirtschaftliche Stärke und industrielle Innovationskraft. Weltmarktführer, bekannte Marken und ein starkes Rückgrat mittelständischer Unternehmen prägten das Bild der schwäbischen Metropole. Diese Zeiten scheinen längst vorbei. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Region Stuttgart spricht von einer „schwierigen Lage“.

In der neuesten Konjunkturumfrage, die unserer Zeitung exklusiv vorliegt, bewerteten nur 23 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut – drei Prozentpunkte weniger als noch im Frühjahr. 48 Prozent sehen ihre Situation als befriedigend, 30 Prozent als schlecht. Insgesamt sollen laut IHK 1007 Betriebe mit abgestimmt haben.

Besonders alarmierend: Die Region liegt damit sogar unter dem Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg. Zum Vergleich: Landesweit bewerten 26 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut, 25 Prozent als schlecht.

 Die IHK führt die Gründe dafür auf die schwache Inlandsnachfrage, hohe Kosten und geopolitische Spannungen zurück. „Kaum eine Region spürt den industriellen Wandel so unmittelbar wie Stuttgart“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. Trotz der angespannten Lage scheint sie jedoch auch Optimismus verbreiten zu wollen: „Wir wissen, wie man mit Veränderung umgeht und wie man daraus neue Stärke ziehen kann.“

Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen türmen sich zunehmend. Aus Sicht der IHK ragt dabei aber ein Problem hervor: die schwache Nachfrage in Deutschland. „71 Prozent der Unternehmen sehen sie als Gefahr für die kommenden zwölf Monate“, berichtet die IHK. Besonders der Handel leidet unter der geringen Kauflaune – doch auch die Industrie spürt die Folgen: 38 Prozent der Betriebe meldeten einen Rückgang der Aufträge, nur zehn Prozent einen Zuwachs.

Susanne Herre äußert vor allem in Bezug auf die Politik Kritik: Von der angekündigten Trendwende sei bei den Unternehmen bislang wenig angekommen. Die IHK-Chefin fordert, Entlastungen und Reformen endlich umzusetzen. Es brauche „eine Wirtschaftspolitik, die Innovation nicht behindert, sondern beflügelt. Deutschland darf sich keine weiteren Verzögerungen leisten.“

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Erstellt:
20. Oktober 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
21. Oktober 2025, 00:01 Uhr

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