Regionalzüge pünktlich unterwegs

Zweiter Werktag mit Go-Ahead: Die Schiebetritte bleiben drin, die Züge laufen nach Fahrplan

Foto: G. Schneider

© Gaby Schneider

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Von Martin Winterling

WAIBLINGEN/SCHORNDORF. Die Schiebetritte haben am Dienstag ein Chaos im Regionalverkehr verursacht. Am Mittwoch blieben die Trittbretter an den Bahnhöfen jedoch meist drin – und die Go-Ahead-Züge fuhren pünktlich. Reichlich unspektakulär ist der Selbstversuch am Mittwochmorgen in den neuen gelb-weißen Stadler-Zügen von Go-Ahead verlaufen, die seit Pfingstsonntag die roten DB-Züge auf der Remsbahn Stuttgart–Aalen ersetzen. Keine Spur Chaos wie am ersten Werktag nach dem Betreiberwechsel von der DB Regio zum britischen Verkehrsunternehmen. Wie berichtet, war am Dienstag kaum ein Zug pünktlich gefahren und viele Verbindungen fielen ganz aus.

Ein völlig anderes Bild bot sich gestern. Die Website von Go-Ahead versprach um 6 Uhr, dass alle Züge zwischen Aalen und Stuttgart pünktlich unterwegs seien. Und tatsächlich erreichte der Zug aus Aalen um 6.42 Uhr mit lässlichen zwei Minuten Verspätung den Stuttgarter Hauptbahnhof auf Gleis 13, fährt die Schiebetritte aus und öffnet die Türen. Punkt 6.50 Uhr fährt der Zug ab. „Hallo und ein herzliches Willkommen bei Go-Ahead“, begrüßt die automatische Stimme die wenigen Fahrgäste im RB13 nach Aalen. Mehr Komfort verspricht sich das baden-württembergische Verkehrsministerium vom Wettbewerb und der Vergabe der Stuttgarter Netze, darunter die Remsbahn Stuttgart–Aalen, an private Verkehrsunternehmen. Und tatsächlich sind die neuen Züge auf der Remsbahn ein Quantensprung gegenüber dem alten Wagenmaterial, mit dem die DB Regio zeitweise die Remsbahn befuhr. Im letzten Moment haben die Stadler-Flirt-3-Züge vom Eisenbahnbundesamt ihre Zulassung erhalten. Nun sind sie im Regelbetrieb unterwegs. Aber von dem Schiebetritt-Komfort hat Go-Ahead am zweiten Werktag nach Betriebsübernahme die Finger gelassen. „Lieber pünktlich ohne Schiebetritt als unpünktlich mit Schiebetritt“, sagt Go-Ahead-Pressesprecher Erik Bethkenhagen.

Im Flirt fährt sich’s kommod

Der Zug ist leise und es soll sogar WLAN geben. Soll. Denn nach Aalen müht sich das Smartphone vergeblich, eine Verbindung aufzubauen. Bad Cannstatt, Waiblingen, Schorndorf, Urbach, Plüderhausen...an keiner der Stationen fährt das Trittbrett aus. Wozu diese Schiebetritte überhaupt gebraucht werden, fragt sich der unbedarfte Fahrgast. Schließlich sind Ausstieg und Bahnsteig im Remstal sowieso nie auf einer Höhe. Ein leidiges Problem im Stuttgarter Bahnnetz, da es drei unterschiedliche Bahnsteighöhen gibt und S-Bahnen, Regionalzüge und Fernzüge nicht zueinanderpassen.

Pünktlich erreicht der Zug an diesem Morgen Plüderhausen. Der Bahnsteig ist leer, gerade eben erst hatte der entgegenkommende Zug von Aalen nach Stuttgart gehalten und die Pendler mitgenommen. Kurz vor 7.30 Uhr füllt sich der Bahnsteig wieder. Gern beantwortet ein wartender Plüderhausener unsere Fragen, wie es ihm gestern ergangen ist. Um 6.35 Uhr sei er am Bahnhof gestanden – und wartete vergeblich auf Züge. Und der, der endlich kam, fuhr nur bis Schorndorf und hatte erhebliche Mühen, die Türen zu schließen. Erst um 9 Uhr sei er in Stuttgart gewesen. Einigermaßen genervt reagierten die Fahrgäste auf die Tatsache, dass es auf dem Bahnsteig keinerlei Informationen zu den Zugausfällen gegeben hat. Warum, das wusste auch Go-Ahead-Sprecher Bethkenhagen nicht zu sagen. Nicht viel besser lief für den Plüderhausener die Rückfahrt am Nachmittag. Den Stopp in Waiblingen habe der Zug einfach ausgelassen. Wer dorthin wollte, musste mit der S-Bahn von Schorndorf zurück nach Waiblingen fahren. Eine weitere Panne unter vielen am Dienstag. Aber Zugfahrer auf der Remsbahn sind aus der Vergangenheit ja schon einiges gewohnt und haben sich so eine Art Galgenhumor zugelegt. Der Dienstagmorgen war schlimm, räumte ein anderer Pendler ein. Dass sein Zug am Abend wieder zwölf Minuten Verspätung hatte, merkte er eher beiläufig an. Was sind schon zwölf Minuten in dieser Bahnwelt. Der Zug um 7.35 Uhr in Richtung Stuttgart war schon gut gefüllt. Das war zu erwarten. Vereinzelt gab es aber freie Sitzplätze. Die füllten sich schnell mit den neuen Fahrgästen, die in Schorndorf zustiegen. Und: Auf der Rückfahrt funktionierte selbst das WLAN. Wie eingangs erwähnt. Ein reichlich unspektakulärer Selbstversuch in den gelb-weißen Waggons. Noch aber steht für Go-Ahead der wirkliche Härtetest aus. Der beginnt am ersten Werktag nach den Pfingstferien, wenn auf der Remsbahn voller Betrieb herrscht, wenn Pendler und Schüler die Züge stürmen. Der IRE ist bis auf Weiteres nur zwischen Karlsruhe und Stuttgart unterwegs. Die zweistündig angekündigte Verbindung Karlsruhe–Stuttgart–Aalen fällt flach.

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Erstellt:
13. Juni 2019, 06:00 Uhr

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