Reichhaltige Kirschernte erwartet

dpa/lnw Bonn/Meckenheim. Die Kirschernte läuft und die Aussichten sind sehr gut. Die heimischen Erzeuger fordern bessere Absatzchancen im Handel. Umweltgerechter Anbau und der Mindestlohn hätten ihren Preis.

Experte: Kirschenernte dürfte reichhaltig werden. Foto: Hendrik Schmidt

Experte: Kirschenernte dürfte reichhaltig werden. Foto: Hendrik Schmidt

Verbraucher können nach einer ersten Ernteschätzung mit einem reichhaltigen Angebot an Süßkirschen aus ihren Regionen rechnen - wenn das Wetter weiter mitspielt. Nach einer Umfrage der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) unter Erzeugergenossenschaften dürfte die sehr gute Ernte des Vorjahres 2019 sogar leicht übertroffen werden. „Bei den Kirschen sind die Witterungseinflüsse entscheidend. Die sind in allen deutschen Anbauregionen im Moment gut“, sagte der AMI-Bereichsleiter Gartenbau, Helwig Schwartau, der Deutschen Presse-Agentur. Vor dem Hintergrund seien „konsumfreudige Preise“ für die Verbraucher wahrscheinlich.

Süßkirschen seien ein wachsender Markt in Deutschland. „Das hängt damit zusammen, dass die deutsche Produktion sich im Laufe der Jahre verbessert hat“, erklärte Schwartau. Um dem Handel die besonders beliebten großen Kirschen in ausreichender Menge und geforderter Qualität liefern zu können, nehme der Obstanbau unter Folie zu. Ein Teil der vielerorts bereits laufenden Kirschenernte werde direkt von den Landwirten verkauft. Auf den Wochenmärkten betrage der regionale Anteil am Süßkirschen-Angebot bis zu 80 Prozent. Bei Supermarktketten liege er im Durchschnitt bei schätzungsweise 30 bis 40 Prozent. Die importierten Süßkirschen im Handel kämen insbesondere aus der Türkei.

Die Obsterzeuger verweisen auf umfangreiche Investitionen. Durch eine Überdachung gebe es viel weniger geplatzte Früchte, weniger Fäulnis und man könne somit auf eine Reihe von Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Pilzerkrankungen verzichten, erklärte Ferdinand Völzgen, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau Bonn/Rhein-Sieg, am Mittwoch in Meckenheim. Netze sollen Schädlinge wie die Kirschessigfliege abhalten, die aus dem asiatischen Raum kommend hier Fuß gefasst habe.

Die regionale Interessenvertretung von Obsterzeugern kritisierte aber den Handel. Im harten Wettbewerb würden Kirschen aus einheimischer Produktion nicht oder nur teilweise in das Sortiment aufgenommen. „Wir zahlen unseren Erntekräften den zurzeit gültigen deutschen Mindestlohn von 9,19 Euro je Stunde“, verdeutlichte Völzgen. Das sei ein Vielfaches des Mindestlohns, der beispielsweise in der Türkei gezahlt werde.

Das Statistische Bundesamt und das Statistische Landesamt des Hauptanbaugebietes Baden-Württemberg wollen am diesen Freitag Erntevorhersagen für Kirschen bekannt geben. Bundesweit werden auf 6000 Hektar Süßkirschen angebaut. Für 2018 hatte das Destatis eine Süßkirschenrente von rund 44 300 Tonnen erwartet - fast 50 Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Auch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hatte Anfang dieser Woche mitgeteilt, dass eine gute Süßkirschenernte erwartet werde. Derzeit würden die früh reifenden, saftigen Sorten wie Giorgia, Merchant und Bellise geerntet. Ab Anfang Juli reife die großfruchtige und knackige Sorte Kordia. Den Abschluss der Kirschensaison bildeten die Sorten Regina und Sweetheart. So seien bis Ende Juli kontinuierlich frische Kirschen erhältlich.

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Erstellt:
26. Juni 2019, 15:16 Uhr

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