Rekordsumme von 136000 Euro verteilt

BKZ-Leser helfen: Der Backnanger Hospizneubau wird erneut mit 35000 Euro unterstützt – Überwältigende Spendenbereitschaft

Die Leser der Backnanger Kreiszeitung haben sich mit ihrer Spendenbereitschaft erneut übertroffen. Nachdem schon bei der Aktion 2017 mit 128000 Euro ein Rekordergebnis erzielt wurde, können nun gar 136000 Euro verteilt werden. Der Hauptposten mit 35000 Euro geht wie im Jahr zuvor an das stationäre Hospiz Backnang.

Die Mitarbeiter der Diakoniestationen im Bereich häusliche Pflege wie Cornelia Renz besuchen die Menschen vor Ort und bekommen so die Nöte ihrer Mitmenschen hautnah mit. Sie wissen oft am besten, wo es krankt und wo mit wenig Geld viel Gutes gemacht werden kann. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

Die Mitarbeiter der Diakoniestationen im Bereich häusliche Pflege wie Cornelia Renz besuchen die Menschen vor Ort und bekommen so die Nöte ihrer Mitmenschen hautnah mit. Sie wissen oft am besten, wo es krankt und wo mit wenig Geld viel Gutes gemacht werden kann. Foto: E. Layher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Der Schwerpunkt der Aktion BKZ-Leser helfen lag bei der zurückliegenden Aktion auf fünf Projekten.

An erster Stelle zu nennen ist der Neubau des stationären Hospizes auf dem Gelände des ehemaligen Kreiskrankenhauses. Der Bau ist bereits weit fortgeschritten, sodass Heinz Franke von der Hospizstiftung Rems-Murr davon ausgeht, dass der Neubau im April eingeweiht werden kann. Dann auch mit einer Etage, die ursprünglich gar nicht vorgesehen war. Aber im Laufe des vergangenen Jahres und somit noch während des Rohbaus zeichnete sich diese Erweiterung ab. In dem zusätzlichen Stockwerk sollen Menschen versorgt werden, die sich in einem Übergangsstadium befinden. Sie sind eigentlich austherapiert und somit kein Fall mehr für die chronisch vollen Palliativstationen der Krankenhäuser, aber auch noch kein Fall fürs Hospiz. Die Idee zu solch einem Versorgungsangebot hatte Franke schon lange, bloß hatten sich bislang die Kostenträger quergestellt. Nun gibt es eine Lösung. Franke: „Alle Experten bestätigen uns den großen Bedarf an differenzierten Angeboten in Betreuung, Versorgung und Pflege. Wir fokussieren uns auf schwerstpflegebedürftige Menschen, die eine offensichtlich nicht heilbare Krankheit mit einer begrenzten Lebenserwartung haben.“ Der Neubau kostet 4,5 Millionen Euro. Ein Großteil der Summe ist über Eigenkapital, Zuschüsse, Darlehen und den Verkaufserlös des seitherigen Hospizes gedeckt. Für den Rest ist Franke auf Spenden angewiesen. Der Verein BKZ-Leser helfen schießt daher wie schon im Vorjahr 35000 Euro zu dem segensreichen Projekt zu.

Mit einem Zuschuss von 10000 Euro wird auch die Finanzierung eines Pavillons der Erlacher Höhe ganz wesentlich unterstützt. Die diakonische Einrichtung im Großerlacher Teilort Erlach möchte mit diesem Wohnzimmer im Grünen einen Ort der Begegnung schaffen. Hier sollen die Bewohner der sozialen Heimstätte Erlach draußen in der Natur zusammenkommen können. Ein Plätzchen, an dem es sich bei jedem Wetter gut verweilen lässt, das zum stillen Zusammensitzen genauso einlädt wie zum gemeinsamen Gespräch. Auf der Erlacher Höhe leben Menschen, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind und deren Biografie aus diesem Grund durch soziale Isolation und Ausgrenzung geprägt ist. Ehemals Wohnungslose, die pflegebedürftig werden, finden im angegliederten Pflegeheim ein Zuhause. Damit sich die Bewohner zu jeder Jahreszeit im Freien aufhalten können, soll ein schlichter Pavillon entstehen, der vor Sonne, Wind und Regen schützt. Um das Draußensein auch Rollstuhlfahrern und Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, ohne Anstrengungen zu ermöglichen, soll die neue Anlage in der Nähe der beiden Eingänge des Pflegeheims gebaut werden.

Bald ist es fertig, das Demenzzentrum, welches das Backnanger Alten- und Pflegeheims Staigacker derzeit auf dem Areal des ehemaligen Kreiskrankenhauses Backnang errichtet. Dann wird sich die Demenzabteilung über zwei Stockwerke erstrecken. Im zweiten Obergeschoss ist eine geschlossene Abteilung vorgesehen. Auf Empfehlung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe gibt es für die Menschen, die hier unter dem Dach der Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg untergebracht werden, einen speziellen Demenzgarten auf einem benachbarten Flachdach. Dieser Dachgarten wird demenzgerecht ausgeführt und lädt mit Sitzbänken zum Verweilen ein. Der Garten soll den Bewohnern aber auch die Gelegenheit eröffnen, ihren Bewegungsdrang ausleben zu können. So unterbrechen Pflanzinseln die freien Flächen und bieten den Menschen die Möglichkeit, gärtnerisch tätig zu werden. Staigacker-Geschäftsführer Eckart Jost kann für die Realisierung dieses Dachgartens ein Zuschuss in Höhe von 10000 Euro vonseiten der BKZ-Spendenaktion einplanen.

Ein zweites Rettungsfahrzeug, mit dem die Bereitschaftsdienste sichergestellt werden können, steht ganz oben auf dem Wunschzettel des Ortsvereins Backnang des Deutschen Roten Kreuzes. Damit dies nicht weiterhin Wunschdenken bleibt, bezuschusst BKZ-Leser helfen auch diese Anschaffung mit 10000 Euro. Das zweite Rettungsfahrzeug ist nach Angaben des DRK-Vorsitzenden Klaus-Dieter Fackler vor allem deshalb wichtig und notwendig, weil es im Laufe des Jahres bei dem rührigen Verein immer wieder zu Paralleldiensten kommt. Bereitschaftsleiter Jeffrey Grupp begründete: „Zehn Prozent der Einsätze sind doppelt belegt gewesen, das heißt, dass wir zwei Einsätze an einem Tag hatten. Wir von der Bereitschaft mussten dann entscheiden, zu welchem Dienst wir das Auto schicken und bei welchem Dienst es eher zu entbehren ist.“ Aber sinnvoll wäre es natürlich schon, wenn das DRK bei jedem Dienst ein Rettungsfahrzeug hätte.

Vor mehr als vier Jahren hat die Evangelisch-methodistische Kirchengemeinde Backnang den „Offenen Mittagstisch“ ins Leben gerufen. Ein gutes Angebot, denn Essen in Gemeinschaft ist wichtig. Die Menschen kommen miteinander ins Gespräch und können sich austauschen. Nun zeigte es sich aber bei einer Begehung der Räumlichkeiten samt Inspektion der Arbeitsabläufe durch das Chemische und Veterinäre Untersuchungsamt Baden-Württemberg, das für die Lebensmittelhygiene zuständig ist, dass die Gemeinde eine neue Heiß- und Kalttheke benötigt. Inklusive Zubehör summiert sich die Rechnung auf 3500 Euro. Geld, das die Gemeinde nicht hat. BKZ-Leser helfen übernimmt diese Kosten und sichert so den weiteren Betrieb.

Es gibt Situationen, in denen das soziale Netz nicht greift. Die Bedürftigen brauchen dann eine neue Brille, sitzen auf einer Zahnarztrechnung oder wissen nicht, wie sie neues Heizöl bezahlen sollen. Die Mitarbeiter der Diakonie- und Sozialstationen oder der Ämter kennen diese Nöte recht gut. Und sie können einschätzen, ob eine Unterstützung über die gesetzliche Förderung hinaus angebracht ist. Darum erhalten diese Institutionen jeweils einen Fördertopf in Höhe von 7000 Euro, über den sie im Laufe des Jahres frei verfügen und schnelle und unbürokratische Hilfe leisten können. Einen solchen Fördertopf erhalten jeweils die vier Diakoniestationen Backnang, Aspach, Weissach und Murrhardt sowie die katholische Sozialstation Backnang. Ebenso pflegen das Jugendamt, das städtische Amt für Familie, Jugend und Bildung, der Verein Kinder- und Jugendhilfe und der Kreisdiakonieverband enge Kontakte zu all jenen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Um das Thema Flüchtlingshilfe, das seit 2015 die Schlagzeilen beherrschte, ist es ruhiger geworden. Die Fallzahlen sinken deutlich und die Hilfsstrukturen haben sich längst gebildet. Aber auch wenn die allgemeinen Aktivitäten in den Asylkreisen nicht mehr so umfangreich sind, so besteht doch bei einzelnen Projekten Finanzierungsbedarf. So schreibt etwa Hans Mohren vom AK Asyl Allmersbach, dass zunehmend Frauen und Kinder, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen sind, begleitet werden. Für diese Hilfe erhalten der Arbeitskreis Asyl Allmersbach und der Arbeitskreis Integration Weissach jeweils 1000 Euro. Die gleiche Summe wird der Zukunftswerkstatt Rückenwind und dem Verein Pyramidea zur Verfügung gestellt. Pyramidea wird zum Großteil von Flüchtlingen selbst getragen. Diese sind sehr motiviert. So hilft der Verein den Geflüchteten dabei, selbst ein aktiver Teil der deutschen Gesellschaft zu werden und bietet Gitarren-, Sport- und Computerkurse an. Die Zukunftswerkstatt Rückenwind organisiert eine Märchenwerkstatt für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an, in der diese Märchen aus der ganzen Welt kennenlernen und gemeinsam backen, basteln und werkeln. Die Kinder sind meist Geflüchtete. Auch wird das Projekt Hierseinshelfer fortgesetzt. Hier helfen muttersprachliche Hierseinshelferinnen geflüchteten Familien in besonders schweren Lebenslagen. Zum Teil sind die Eltern Analphabeten oder ein Familienmitglied hat eine Behinderung. Die Helfer sind dazu da, sich Zeit für die Familien zu nehmen sowie kleine und große Probleme mit den Betroffenen anzupacken.

Zu guter Letzt überweist der Verein BKZ-Leser helfen 500 Euro an einen jungen Mann, der an seinem 18. Geburtstag die Diagnose Multiple Sklerose bekommen hat. Er lebt mittlerweile im Johannes-Brenz-Haus im Staigacker und wünscht sich ein sprachgesteuertes Telefon, um mit seinem Umfeld noch Kontakt halten zu können.

Rekordsumme von 136000 Euro verteilt

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Erstellt:
19. Januar 2019, 06:00 Uhr

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