Mitten in Chipkrise

Rennen um autonomes Fahren: VW baut in China eigene KI-Chips

Sorgen vor ausbleibenden China-Chiplieferungen und Entwicklungsdruck bei autonomem Fahren plagen die Autoindustrie. VW kündigt nun einen eigenen Chip an.

Volkswagen will nun auch selbst Chips entwickeln.

© Johannnes Neudecker/dpa

Volkswagen will nun auch selbst Chips entwickeln.

Von dpa

Shanghai - Im Wettlauf um die Entwicklung im Bereich autonomes Fahren will der Volkswagen-Konzern in China für die Technologie wichtige Chips selbst entwickeln. VW übernehme damit die Kontrolle einer "Schlüsseltechnologie, welche die Zukunft des intelligenten Fahrens bestimmen wird", sagte Konzernchef Oliver Blume in Shanghai zu Eröffnung von Chinas internationaler Importmesse (CIIE). 

Carizon, ein Gemeinschaftsunternehmen der VW-Softwaretochter Cariad und des chinesischen Computing-Spezialisten für autonomes Fahren, Horizon Robotics, soll den Chip, der Daten von Kameras und Sensoren für das Fahren verarbeitet, entwickeln. Die Lieferung erwartet VW binnen der kommenden drei bis fünf Jahre. Erstmals entwickle Carizon nicht nur die Software für automatisiertes Fahren, sondern auch einen KI-Chip, sagte Cariad-Vorstand Peter Bosch. 

"Heute ist ein besonderer Moment", sagte Blume. Die Strategie der Volkswagengruppe sei "unser Fünfjahresplan", erklärte er. Die Mission sei, ein Vorreiter in Automobiltechnologie zu werden, so Blume. 

Ankündigung während Chip-Sorgen 

Die Ankündigung der Wolfsburger kommt mitten in einer Chip-Krise, ausgelöst durch den Streit um die Firma Nexperia. Das niederländische Unternehmen produziert zwar vor allem Standardchips, die in großen Stückzahlen in der Autoindustrie verwendet werden. Chinas Exportstopps von Nexperia-Chips und die Sorge vor ausbleibenden Lieferungen treffen jedoch europäische Hersteller und zeigen ihre Abhängigkeit von jenen Hightech-Produkten. 

Warum VW jetzt Chips entwickelt 

Mit dem hauseigenen China-Chip will sich VW bei autonomem Fahren mit der chinesischen Konkurrenz messen. Mehr als 200 Millionen Euro stecken die Wolfsburger in das neue Projekt, hieß es aus Konzernkreisen. Im weltgrößten Automarkt, auf dem das Geschäft deutscher Marken zusehends wegschmilzt, preschen vor allem lokale Hersteller gegen ihre ausländische Konkurrenz bei Fahrassistenzsystemen vor. Bekannte Tech-Konzerne helfen den großen Marken bei der Entwicklung oder sind bereits selbst im Autogeschäft, wie der Smartphone-Hersteller Xiaomi. 

Tödliche Unfälle im Zusammenhang mit Fahrassistenzsystemen hatten allerdings Fragen zur Sicherheit aufgebracht. Chinas Regulatoren mahnten die Hersteller vor zu großen Versprechungen für die Technologie. 

Fahrassistenzsysteme werden in fünf Stufen eingeteilt - vom Tempomat (Stufe eins) bis zum vollautonomen Fahren (Stufe fünf). In China arbeiten sich die Marken derzeit zu Stufe drei vor - die Stufe, die VW mit dem Chip anvisiert. Der Mensch hinter dem Steuer dürfte dabei zeitweise und in bestimmten Situationen dem Auto das Fahren überlassen und könnte etwa Zeitung lesen.

Volkswagen-Chef Oliver Blume (r) und Volkswagen-Vorstandmitglied für China, Ralf Brandstätter, in Shanghai. Der Konzern investiert trotz Schwierigkeiten viel Geld in die neue Technologie.

© Johannes Neudecker/dpa

Volkswagen-Chef Oliver Blume (r) und Volkswagen-Vorstandmitglied für China, Ralf Brandstätter, in Shanghai. Der Konzern investiert trotz Schwierigkeiten viel Geld in die neue Technologie.

Cariad-Chef Bosch bezeichnete die neuen Produkte als KI-Chips.

© Johannes Neudecker/dpa

Cariad-Chef Bosch bezeichnete die neuen Produkte als KI-Chips.

VW-Konzernchef Blume (r) sieht in der Strategie für China einen VW-eigenen Fünfjahresplan.

© Johannes Neudecker/dpa

VW-Konzernchef Blume (r) sieht in der Strategie für China einen VW-eigenen Fünfjahresplan.

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Erstellt:
5. November 2025, 07:34 Uhr
Aktualisiert:
5. November 2025, 09:34 Uhr

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