Riesenschlag gegen Mafia in Italien

dpa Rom. Die Rede ist von einer historischen Operation. Der Polizei in Italien gelingt ein heftiger Schlag gegen die mächtigste Mafia: Die 'Ndrangheta. Die Verdächtigen kontrollierten Bestattungen, Bars und Hotels. Ihre Krakenarme reichen bis nach Deutschland.

An der Polizeiaktion waren rund 2500 Polizisten beteiligt. Güter im Wert von 15 Millionen Euro wurden beschlagnahmt. Foto: Carabinieri/dpa (Symbolbild)

An der Polizeiaktion waren rund 2500 Polizisten beteiligt. Güter im Wert von 15 Millionen Euro wurden beschlagnahmt. Foto: Carabinieri/dpa (Symbolbild)

Bei einer der größten Razzien gegen die Mafia sind der Polizei in Italien Hunderte Verdächtige ins Netz gegangen.

Bei dem Schlag gegen die kalabrische 'Ndrangheta müssten 330 Menschen entweder in Untersuchungshaft oder in den Hausarrest, teilte die Polizei mit. Die Ermittlungen bezogen sich auch auf Deutschland, die Schweiz und Bulgarien.

An der Aktion waren rund 2500 Polizisten beteiligt. Güter im Wert von 15 Millionen Euro seien beschlagnahmt werden, hieß es in der Mitteilung der Carabinieri. In Deutschland laufe die Suche nach einem Verdächtigen, der dort auf der Durchreise sei, sagte ein Polizeisprecher. Festnahmen habe es in Deutschland zunächst nicht gegeben.

Es sei die größte Aktion seit einer Welle von Festnahmen in den 80er Jahren gegen die sizilianische Mafia gewesen, sagte der leitende kalabrische Staatsanwalt Nicola Gratteri. Damals wurden beim sogenannten „Maxi-Prozess“ mehr als 400 Mafiosi angeklagt, ein Großteil wurde verurteilt. Als Rache brachte die Mafia die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino um.

Dieses Mal wanderten 260 Verdächtige in Untersuchungshaft, 70 bekamen Hausarrest, 4 dürfen nicht mehr an ihren Wohnort zurückkehren. Der Vorsitzende der Anti-Mafia-Kommission im Parlament, Nicola Morra, sprach von einem „gigantischen Schritt“ im Kampf gegen das organisierte Verbrechen.

Die Aktion namens „Scott-Rinascita“ konzentrierte sich auf die kalabrische Gegend Vibo Valentina - erstreckte sich aber bis in die Regionen Lombardei, Piemont, Venetien, Ligurien, Toskana, Sizilien, Latium und Emilia-Romagna. Den Verdächtigen wird unter anderem Erpressung, Mord, Drogenhandel, Geldwäsche und Zugehörigkeit zu einer mafiösen Organisation vorgeworfen. Die Wirtschaftswelt sei untergraben worden, Bars, Restaurants und Hotels für Geldwäsche genutzt worden und sogar Bestattungen von der Mafia kontrolliert worden, so die Polizei. Politiker, Anwälte, Unternehmer und selbst ein Polizist sind unter den Verdächtigen.

Operationen gegen die Mafia sind in Italien an der Tagesordnung - die jetzige ist allerdings außergewöhnlich groß. Die 'Ndrangheta gilt als die mächtigste Mafiaorganisation weltweit und kontrolliert den internationalen Kokainhandel. Auch in Deutschland hat die 'Ndrangheta seit Jahren ein festes Standbein. Bekannt ist das vor allem seit den Mafiamorden von Duisburg, wo nach einer Fehde zweier Clans 2007 vor einer Pizzeria sechs Menschen erschossen wurde. Neben Nordrhein-Westfalen ist die 'Ndrangheta auch in Baden-Württemberg besonders aktiv.

Schwer bewaffnete Polizisten dringen in ein Gebäude in der Gegend um Vibo Valentinia ein. Foto: Comando Generale Carabinieri/dpa/Ufficio Stampa Comando Generale Carabinieri/dpa

Schwer bewaffnete Polizisten dringen in ein Gebäude in der Gegend um Vibo Valentinia ein. Foto: Comando Generale Carabinieri/dpa/Ufficio Stampa Comando Generale Carabinieri/dpa

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Erstellt:
19. Dezember 2019, 10:32 Uhr

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