Im Zuber den Bach hinunter und Narrensprung am Rosenmontag

dpa/lsw Rottweil/Schramberg. Die Narren sind bei ihren Rosenmontagsfeiern im Südwesten nicht ganz trocken geblieben - und das lag nicht nur am Wetter.

Rottweiler Narren springen beim Narrensprung durch die Innenstadt. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild

Rottweiler Narren springen beim Narrensprung durch die Innenstadt. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild

Perfekt ausgestattet waren zu Beginn des Rottweiler Narrensprungs die „Schantle“: Zum Kleidle der historischen Fastnachtsfigur gehört ein Schirm. Am Rosenmontags-Morgen hatte es in der Stadt noch geregnet. Doch kurz nach Beginn des Umzugs ließen die Niederschläge nach und das Beiwerk der „Schantle“ erfüllte wieder reine Dekorationszwecke. Der Narrensprung gilt als einer der traditionsreichsten Höhepunkte der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Etwa 4000 Teilnehmer laufen laut Narrenzunft jedes Jahr mit.

Einige Teilnehmer der „Da-Bach-na-Fahrt“ im rund 20 Kilometer entfernten Schramberg holten sich dagegen nasse Füße. Bei dem Spektakel in dem Schwarzwaldort fahren die Narren in aufwendig umgebauten Holzzubern das Flüsschen Schiltach hinab.

Im mittelalterlichen Stadtzentrum von Rottweil wurde es um Punkt 8.00 Uhr laut: Narren johlten, Peitschen knallten, Pauken dröhnten. Hinter fünf Reitern und der Jugendgruppe der Stadtkapelle zogen die Narren durch das Schwarze Tor - in buntem Wirrwarr und nicht nach Gruppen getrennt. Reichlich Augenmaß mussten dabei die „Treiber“ beweisen: Mit einer Peitsche versuchen sie, eine Gänsefeder am Hinterkopf eines als Ross verkleideten Narren abzuschlagen. Die „Rössle“ seien aber gut gepolstert, versicherte ein Akteur dieser Gespanne. Das Peitschenknallen - das sogenannte „Klepfa“ - übten Rottweiler schon von Kindesbeinen an.

Der Narrensprung ist in Rottweil aber nur der Auftakt. „Die eigentliche Fastnacht beginnt für uns hinterher“, sagt Narrenmeister Christoph Bechthold. Beim sogenannten Gässlenarren klappern die Narren Wirtshäuser und Straßen ab und erzählen den Menschen amüsante Anekdoten aus dem vergangenen Jahr.

In Schramberg konnten sich Zuschauer und die etwa 40 Zweierteams über Sonnenstrahlen freuen. Zunftmeister Michael Melvin zufolge entstand die „Da-Bach-na-Fahrt“ 1936 als Aktion für einen arbeitsfreien Montag bei einer Schramberger Uhrenfirma. Bei vier Grad Wassertemperatur manövrierten in diesem Jahr beispielsweise quietschbunte Hippie-Zuber durch die Gischt. Andere Teilnehmer wagten einen wilden Ritt auf einer Sphinx-Figur, einem Auto oder einer Kanonenkugel.

Nicolas Knebel steuerte einen Zuber samt Klavier obenauf - zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens in diesem Jahr. „Das verspricht Fahrspaß, aber nicht unbedingt Fahrsicherheit“, orakelte der Kapitän noch vor der Fahrt. Prompt erwischte der Klassik-Zuber Schlagseite, so dass Mitfahrer Micha Neef sich nasse Füße holte. Er blieb nicht der einzige.

Ein anderer schwamm gar auf Bruchstücken seines Gefährts den Bach hinab, nachdem er den Zuber bereits kurz nach dem Start zerlegt hatte. Zuschauer und Guggenmusiker, die sich entlang des Ufers drängten, unterstützen Gekenterte wie souveräne Kapitäne lautstark. Schlimmeres als blaue Flecken oder Schürfwunden hätten Teilnehmer noch nie davongetragen, sagte Melvin.

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Erstellt:
24. Februar 2020, 08:53 Uhr

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