Rückkehr der Kondensstreifen: Wieder mehr Flüge im Angebot

dpa Berlin. Im zweiten Corona-Sommer haben Urlauber wieder mehr Möglichkeiten, ins Ausland zu fliegen. Die Nachfrage ist da, das Angebot an Zielen wächst - doch das Reiseerlebnis steht im Zeichen der Pandemie.

Die Deutschen fliegen diesen Sommer wieder mehr in andere europäische Länder. Foto: Henning Kaiser/dpa

Die Deutschen fliegen diesen Sommer wieder mehr in andere europäische Länder. Foto: Henning Kaiser/dpa

Am blauen Sommerhimmel dürften in den kommenden Monaten wieder häufiger Kondensstreifen von Urlaubsfliegern zu sehen sein: Der zweite Corona-Sommer verspricht deutlich mehr Reisemöglichkeiten innerhalb Europas.

Ab Juli sollen von Deutschland aus wieder 217 Orte in 38 Ländern angeflogen werden, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) mitteilte. Das sind demnach fast so viele Ziele wie vor der Pandemie im Jahr 2019. Damals standen von Deutschland aus 226 Destinationen auf dem Flugplan.

„Die Welt ist wieder deutlich erreichbarer als in den letzten 15 Monaten“, sagte BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow in Berlin. Für manche Länder übersteige das Angebot sogar das Niveau von 2019, etwa für Griechenland und die Türkei.

Auch außerhalb Europas wird der Luftverkehr wieder ausgeweitet. Ab Juli sollen wieder 48 nicht-europäische Länder angeflogen werden, darunter auch die USA mit 25 Zielen. Touristische Reisen dorthin sind allerdings noch nicht möglich.

Dass die Reiselust bei den Bürgern zurückkehrt, lasse sich auch an den Buchungen ablesen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Reiseverbands (DRV), Dirk Inger. Vor allem Pauschalreisen ans Mittelmeer, etwa nach Spanien oder Portugal, seien gefragt. Auch nach Griechenland sei die Nachfrage groß. „Die Griechen haben sehr früh gesagt, wann sie wieder öffnen und haben sehr klare Regeln erlassen“, sagte Inger. Die Menschen würden noch vergleichsweise kurzfristig buchen.

Dabei sollen Pauschalurlauber bald über einen millionenschweren Fonds besser gegen eine Pleite des Reiseveranstalters abgesichert sein. Der Bundestag beschloss in der Nacht zum Freitag die Einrichtung eines Sicherungsfonds, in den die Veranstalter selbst einzahlen müssen. Hintergrund ist die Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019. Die Versicherung hatte damals nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, weshalb schließlich der Staat einsprang.

Der Fonds soll ab November einspringen - und Vorauszahlungen der Kunden, den Rücktransport gestrandeter Urlauber und deren Unterbringung bis zum Rücktransport garantieren. Er löst grundsätzlich die bisherige Absicherung durch Versicherungen oder Bankbürgschaften ab.

Bei den Buchungen spielen Fernreisen nach Auskunft von DRV-Geschäftsführer Inger „bisher noch keine Rolle“. Viele außereuropäische Länder könnten noch nicht bereist werden. So gelten in den USA nach wie vor Einreisebeschränkungen für ausländische Besucher. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sprach sich für EU-einheitliche Reise-Vereinbarungen mit solchen Ländern aus. „Es kann da keine Insellösungen geben“, sagte er am Freitag. Doch die Verordnungen ändern sich schnell. „Wenn wir uns die gleiche Karte noch mal am Sonntag angucken, wird sich einiges geändert haben“, sagte Inger.

Doch trotz Lockerungen und mehr Flügen ins Ausland steht auch der diesjährige Reisesommer ganz im Zeichen der Pandemie. Auch wenn die Buchungszahlen wieder deutlich stiegen, blieben sie weit hinter dem Niveau der Vorjahre zurück, betonte Inger. Sie lägen bei lediglich rund einem Drittel des Vorkrisenniveaus. Er schätze, dass sich das Niveau über den Sommer auf rund 40 Prozent einpendeln werde.

Auch beim Angebot lässt sich die Krise ablesen: Zwar werden viele Ziele wieder angeboten, doch in deutlich niedrigerer Frequenz als gewöhnlich. So werde die Zahl der geplanten Abflüge in europäische Länder laut Daten des BDL in diesem Sommer um 34 Prozent unter denen von 2019 liegen.

Mit dem Angebot wächst zudem der Aufwand, den die Verbraucher in ihre Reisevorbereitungen stecken müssen. „Der Reisende sollte vor Antritt der Reise noch mal genau prüfen, was sich im Zielland geändert hat“, sagte Inger. „Er sollte möglichst alle notwendigen Dokumente, also Testnachweise, Impfnachweise griffbereit haben. Er sollte auch etwas mehr Zeit mitbringen für die Prozesse am Flughafen.“ Ein fehlender Test könne durchaus dazu führen, dass man nicht ins Flugzeug gelassen werde.

Derweil bereitet sich auch das inländische Gastgewerbe darauf vor, dass es diesen Sommer wieder besser laufen dürfte. So öffnen etwa in Berlin an diesem Freitag wieder Hotels und Pensionen für Besucher. „Also ich glaube, dass wir ab Juli/August jede Menge Gäste in der Stadt sehen werden“, sagte der Chef der Tourismus-Gesellschaft „Visitberlin“ im RBB-Inforadio. „Ob das sofort das Niveau von 2019 hat, ist schwer absehbar. Lassen wir uns mal bescheiden anfangen. Ich glaube, wenn wir bei 70, 80 Prozent der damaligen Zahlen landen, ist es ganz gut.“

© dpa-infocom, dpa:210611-99-954074/4

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Erstellt:
11. Juni 2021, 15:07 Uhr

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