Rücklagen schließen Großerlacher Deckungslücke

Der Großerlacher Gemeinderat verabschiedet den Haushaltsplan für 2024 mit einem Gesamtvolumen von 13,36 Millionen Euro. Aufgrund gestiegener Personal- und Sachkosten hat der Haushalt trotz hoher Gewerbesteuereinnahmen ein negatives Ergebnis.

Rücklagen schließen Großerlacher Deckungslücke

Von Elisabeth Klaper

Großerlach. Zur Verabschiedung des Großerlacher Haushalts gab Bürgermeister Christoph Jäger in der jüngsten Gemeinderatssitzung zu bedenken: Die Kommunen im Land seien an ihrer Leistungsgrenze angekommen. „Sie schaffen es finanziell und personell nicht mehr, da sie die im neuen kommunalen Haushaltsrecht erforderlichen Abschreibungen nicht mehr erwirtschaften können.“ Nicht ausgeglichene Haushalte würden zurzeit allgemein im Trend liegen, darum müssten sowohl der Landkreis als auch das Land umdenken, forderte er.

Zentrales Thema waren in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Beratung die und Verabschiedung des Haushaltsplans und der Haushaltssatzung für 2024. Kämmerin Nina-Christin Zimmermann erläuterte die wichtigsten Eckdaten: Mit 13,36 Millionen Euro ist das Gesamtvolumen etwas geringer als im zurückliegenden Jahr, davon entfallen 5,58 Millionen auf die Investitions- und Finanzierungstätigkeit. Im Ergebnishaushalt stehen Erträgen von 6,7 Millionen Euro Aufwendungen von 7,17 Millionen Euro gegenüber, was zum Gesamtergebnis von minus 461850 Euro führt. Im Finanzhaushalt stehen Einzahlungen von 6,43 Millionen Auszahlungen von 6,46 Millionen Euro gegenüber, woraus sich ein Finanzierungsmittelbedarf von 470000 Euro ergibt.

Zuschüsse für diverse Projekte helfen der Gemeinde beim Ausgleich

Der Haushalt ist also nicht ausgeglichen, doch dank Zuschüssen für diverse Projekte und einer Kreditaufnahme von 600000 Euro konnte das Defizit in Großerlach von rund 1,8 auf rund 1,1 Millionen Euro reduziert werden. Dieser Betrag muss nun den angesparten Rücklagen entnommen werden, um die Deckungslücke zu schließen. Dadurch reduziert sich der Finanzierungsmittelbestand bis zum Jahresende voraussichtlich auf 956069 Euro.

Ursachen für das negative Ergebnis sind stark gestiegene Kosten für Personal, Energie, Leistungen von Unternehmen und Handwerksbetrieben sowie hohe Umlagen, allen voran die Kreisumlage mit rund 1,18 Millionen Euro

Schuldenstand steigt wohl auf 1,39 Millionen Euro

Der Haushaltsplan sieht eine Kreditermächtigung über 600000 Euro und einen Höchstbetrag für Kassenkredite von 500000 Euro vor. Im Lauf des aktuellen Jahres wird der Schuldenstand von 917957 auf voraussichtlich 1,39 Millionen Euro steigen. Somit beträgt die Nettoneuverschuldung 472812 Euro. Die Ratsmitglieder und der Rathauschef zollten der Kämmerin Lob und Respekt, die mit viel Engagement und Einsatz das große Planwerk erstellt hatte.

Weitere Themen

„Die Gewerbesteuern spülen richtig Geld in die Gemeindekasse“, hob Eckart Fritz hervor: Für 2024 hat Nina-Christin Zimmermann rund 600000 Euro einkalkuliert, 2023 war es fast eine Million dank einiger Nachzahlungen. „Beängstigend“ fand das Fraktionsmitglied der Unabhängigen Wählerliste aber das von der Kämmerin skizzierte düstere Zukunftsszenario. Nach den aktuellen Planungen, die in den kommenden Jahren mehrere hohe Investitionen für Großprojekte vorsehen, wird der Finanzierungsmittelbestand der Gemeinde bis 2027 auf den Betrag von 138619 Euro schrumpfen und somit die Mindestliquidität gerade so noch erreichen. Denn die Gemeinde hat mehrere Projekte auf dem Schirm. Einige davon waren bereits für 2023 geplant, konnten aber noch nicht umgesetzt werden, wie der Breitbandausbau mit Ausgaben von drei Millionen Euro und Zuschüssen von über zwei Millionen Euro, die Erschließung des Gewerbegebiets Mainhardter Weg mit Straßen, Leitungs- und Kanalbaumaßnahmen für insgesamt rund 700000 Euro sowie die Sanierung des alten Schulhauses Grab mit 485000 Euro.

Gemeinderat mahnt trotzdem zu etwas Optimismus

Auch die Ortskernsanierung von Großerlach mit 300000 Euro, die Beschaffung eines neuen Waldkindergartenwagens für 120000 Euro und der Erwerb der ehemaligen Volksbank-Geschäftsräume mit 120000 Euro werden einiges kosten.

Angesichts des düsteren Zukunftsszenarios regte Fritz eine Gemeinderatsklausur an, um nochmals alle Kosten und Einsparmöglichkeiten kritisch und konsequent zu überprüfen. Zugleich sollte die Gemeindeverwaltung weiterhin permanent Kreis, Land und Bund klarmachen, dass es so nicht weitergehe.

Etwas pragmatischer sah Rainer Dietrich die Lage: „Wir haben schon schlechtere Haushaltspläne gehabt“, da es in der Vergangenheit immer wieder finanziell kritische Situationen gab, und „ohne Gewerbesteuer wären wir pleite“, resümierte das Fraktionsmitglied der Freien Wählervereinigung. „Wir investieren in die Zukunft von Großerlach und dürfen unseren Optimismus nicht verlieren“, auch wenn die Last größer werde, mahnte Dietrich. So verabschiedete das Gemeindeparlament geschlossen den Haushaltsplan und die Haushaltssatzung für 2024.

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Erstellt:
29. Februar 2024, 06:00 Uhr

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