Ukraine

Russland startet Bodenoffensive in der Region Charkiw

Die russische Armee hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew eine Bodenoffensive in der ostukrainischen Region Charkiw gestartet.

Nach einem russischen Raketenangriff im Nordosten der Ukraine sind Rettungskräfte bei der Arbeit in einem Haus zu sehen.

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Nach einem russischen Raketenangriff im Nordosten der Ukraine sind Rettungskräfte bei der Arbeit in einem Haus zu sehen.

Von red/AFP

Die russische Armee hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew eine massive Bodenoffensive in der ostukrainischen Region Charkiw gestartet. Die russischen Streitkräfte hätten am frühen Morgen versucht, mithilfe gepanzerter Fahrzeuge die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen; die Kämpfe würden andauern, teilte das Ministerium am Freitag mit.

Einem hochrangigen ukrainischen Militärvertreter zufolge stießen die russischen Truppen rund einen Kilometer in ukrainisches Gebiet vor.

Kiew: Angriffe seien „zurückgedrängt“ worden

Das russische Verteidigungsministerium machte zunächst keine Angaben, russische Militärblogger verwiesen jedoch auf derzeit stattfindende Kämpfe. Sollte der russische Vorstoß bestätigt werden, würde es sich um die größte Offensive Moskaus in der nordostukrainischen Region Charkiw seit Beginn der russsichen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 handeln.

Aus dem Verteidigungsministerium in Kiew hieß es, die Angriffe seien „zurückgedrängt“ worden, es fänden jedoch weiterhin „Kämpfe unterschiedlicher Intensität“ statt. Mehrere Einheiten der Reserve seien in die betroffene Gegend verlegt worden, um die Verteidigung zu stärken.

Evakuierungen in Ortschaften

Das ukrainische Verteidigungsministerium erklärte weiter, Russland habe am Vortag mehrere Luftangriffe mit gelenkten Bomben in der Gegend um die Kleinstadt Wowtschansk ausgeführt, die nahe der Grenze zur russischen Region Belgorod liegt. Aus Wowtschansk selbst meldete ein örtlicher Behördenvertreter auch am Freitag „massiven Beschuss“, die Bewohner hätten „solche Angriffe noch nicht erlebt“. Nach Polizeiangaben wurden hierbei am Morgen mindestens zwei Menschen verletzt. Regionalgouverneur Oleh Synegubow bestätigte verstärkten russischen Beschuss im Norden der Region Charkiw.

Einem regionalen ukrainischen Behördenvertreter zufolge wurden in Wowtschansk, wo derzeit rund 3000 Menschen leben, und in mehreren nahegelegenen Ortschaften Evakuierungen ausgeführt.

Kämpfe an „mehreren Abschnitten der Kontaktlinie“

Der für die russisch besetzten Teile der Region Charkiw zuständige, von Moskau installierte Vertreter Witali Gantschew, erklärte im Onlinedienst Telegram, es fänden Kämpfe an „mehreren Abschnitten der Kontaktlinie“ statt, „einschließlich der Grenzgebiete“. Er rief die Bewohner betroffener Gebiete auf, „vorsichtig“ zu sein und ihre Schutzräume nur in dringenden Fällen zu verlassen.

Ziel der russischen Armee ist es nach Einschätzung eines hochrangigen ukrainischen Militärvertreters, eine „Pufferzone“ zu schaffen, um das ukrainische Militär daran zu hindern, die auf russischer Seite gelegene Region Belgorod weiter unter Beschuss zu nehmen. Über entsprechende Pläne hatte im März bereits der russische Präsident Wladimir Putin gesprochen. In den vergangenen Monaten war die russische Region häufig von der ukrainischen Armee angegriffen worden. Zudem waren pro-ukrainische russische Milizen im März dieses Jahres sowie im August 2023 in russisches Grenzgebiet vorgerückt.

Charkiw seit Monaten unter Beschuss

Die Grenzregion um die Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine ist schon seit einigen Monaten erneut unter verstärktem russischem Beschuss, Kiew befürchtete daher schon länger eine neue Offensive.

Russland versuchte seit Beginn seiner Invasion im Februar 2022, die Grenzregion Charkiw zu erobern; im Herbst 2022 musste sich seine Armee von dort wieder weitgehend zurückziehen. Doch wie überall an der Front sind es auch in dieser Region seit dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive im Sommer 2023 die russischen Streitkräfte, die derzeit die Initiative haben.

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Erstellt:
10. Mai 2024, 13:12 Uhr
Aktualisiert:
10. Mai 2024, 15:18 Uhr

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