Sanierung der Ortsdurchfahrt Heutensbach

Ende des Monats beginnt die Gemeinde Allmersbach im Tal die Weissacher und die Rudersberger Straße in Heutensbach zu sanieren. In sieben Bauabschnitten werden die Straßen aufgerissen und neu versiegelt. Als Streitpunkt entpuppt sich ein eventuell vorgesehener Fahrradstreifen.

Die Ortsdurchfahrt Rudersberger und Weissacher Straße in Heutensbach wird saniert. In Diskussion steht auch ein Fahrradstreifen, für den aber die öffentlichen Parkplätze weichen müssten. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Ortsdurchfahrt Rudersberger und Weissacher Straße in Heutensbach wird saniert. In Diskussion steht auch ein Fahrradstreifen, für den aber die öffentlichen Parkplätze weichen müssten. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Allmersbach im Tal. „Wir sind sehr froh, dass es endlich los geht, denn die Straßen – Sie wissen das – sind aktuell in einem desolaten Zustand“, sagt Patrizia Rall bei der Informationsveranstaltung über die anstehende Sanierung der Ortsdurchfahrt in Heutensbach. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Allmersbach im Tal freut sich außerdem über das zahlreiche Interesse der Anwohner; rund 100 Leute sind gekommen, um sich über die bevorstehenden Änderungen zu informieren – und haben auch ein paar kritische Frage im Gepäck.

Saniert wird die Weissacher Straße und die Rudersberger Straße, welche nach Ruderberg in die eine und Cottenweiler in die andere Richtung führen. Von den Vorhaben betroffen sind aber auch die angrenzenden Straßen Allmersbacher Straße, Käsbühlweg, Steinbühlweg, Sonnenhalde, Erpfenweg und die Banwiesenstraße. Die Gemeinde nutzt das Vorhaben der Kreisverwaltung, die Deckoberschicht der Straßen zu erneuern, um ein paar Leitungen auszutauschen und weitere Änderungen vorzunehmen.

So wird etwa der Gehweg auf einer der beiden Straßenseiten auf zwei Meter verbreitert, außerdem wird die Bushaltestelle und der Ampelübergang barrierefrei. Zwei neue Querungen mit Verkehrsinseln erleichtern es künftig den Radfahrern, auf die anderer Seite der Straße zu gelangen. Unklar ist noch, ob der Zebrastreifen bleiben wird. „Da sind wir mit der Straßenverkehrsbehörde in Diskussion“, sagt Rall. Denn es gebe bestimmte Vorgaben bezüglich der Flächengröße an den Seiten, die derzeit nicht erfüllt werden können.

Die Bewohner können auch ihre Hausleitungen erneuern lassen

Welche Leitungen konkret ausgetauscht werden sollen, erklärt Marc Jautz vom Ingenieurbüro Frank. So wird die Kanalisation in der Weissacher Straße erneuert. Die Gasleitungen werden zudem am oberen Ende der Weissacher Straße um zirka 20 Meter und am unteren Ende der Rudersberger Straße um zirka 110 Meter verlängert. „Das heiß, auch die Gebäude auf der südlichen Seite hätten dann die Möglichkeit, einen Gasanschluss zu bekommen“, erklärt Jautz. Außerdem wird parallel zum Kanal eine neue Wasserleitung durch die gesamte Länge der Ortsdurchfahrt verlegt, wobei auch die Anschlussleitungen zu den angrenzenden Straßen ausgetauscht werden. Ein weiterer Mitarbeiter des beauftragten Ingenieurbüros empfiehlt den Hauseigentümer zeitgleich auch ihre Hausleitungen austauschen zu lassen, denn „oftmals ist man fertig mit den Baumaßnahmen und schon hat man einen Wasserrohrbruch im privaten Bereich. Das ist dann natürlich ärgerlich und auch teurer für Sie“, so Maier.

Insgesamt 2,5 Millionen Euro kostet die Straßensanierung

Die Gemeinde gibt für die Sanierung zwei Millionen Euro aus, der Kreis eine weitere halbe Million. „Es ist also nicht nur ein personell sondern auch ein finanziell sehr großes Projekt“, sagt Patrizia Rall. Die Bauarbeiten sollen in sieben Bauabschnitten durchgeführt werden. Der erste Bauabschnitt beginnt bei der Kreuzung vor dem Gasthof Löwen und geht bis zur Kreuzung Rudersberger Straße/Steinbühlweg. Bearbeitet wird der Bereich vom 31. Januar und voraussichtlich bis zum 24. März. Maier betont allerdings, dass es sich bei den Angaben lediglich um eine Schätzung handelt. „Wir werden die Terminangaben der verschiedenen Bauabschnitte immer wieder aktualisieren und sie auf der Homepage und im Mitteilungsblatt der Gemeinde veröffentlichen.“ Der letzte Bauabschnitt wird voraussichtlich am 24. März 2024 fertig gestellt, so sieht es die Planung vor. Der Bus wird bis dahin weiterhin im Ort halten.

Wird die Straße erneuert, so geht das logischerweise mit einigen vorübergehenden Einschränkungen für die Bürger einher. So ist die Durchfahrt für die Dauer der Arbeiten gesperrt. Die Zufahrt für die Anwohner soll allerdings, wenn möglich, gewährleistet sein. Je nach Bauphase wird aber auch das nicht möglich sein und die Bewohner müssen ihr Auto für ein paar Tage woanders abstellen. Wie das denn gehen soll, wenn für rund 30 Wohneinheiten im Steinbühlweg keine Zufahrt möglich ist, zweifelt eine Heutensbacherin. Ein alternativer Parkplatz ist bislang nicht vorgesehen, da die dafür notwendige Fläche fehlt.

Die Möglichkeit, dass Parkplätze wegfallen, verärgert einige Anwohner

Für Ärger unter den Besuchern des Informationsabends sorgte die Tatsache, dass die bisherigen Parkplätze an den Straßenseiten künftig einem Fahrradstreifen weichen könnten. „Es gibt im Moment Überlegungen, einen Fahrradstreifen anzubringen. Da steht aber die endgültige Entscheidung noch aus“, sagt Rall. Das würde dann bedeuten, dass auf der Straße keine Fahrzeuge mehr abgestellt werden können. „Wir sind leider nicht im Eigentum großer Flächen, weil wir eine recht enge Ortsdurchfahrt haben“, erklärt die Bürgermeisterin.

Eine Frau, die in der Rudersberger Straße zur Miete wohnt, empört sich: „Wer da momentan Stellplätze nutzt, ist dann total im Nachteil.“ Auch Katharina Güntert findet es schlecht, wenn die Parkplätze entfalle. „Sie haben vor etwa zwei Jahren ein Sechs-Parteien-Haus genehmigt, mit jeweils einem Stellplatz.“ Das seien zu wenige Flächen, denn viele Bewohner seien in Richtung Stuttgart berufstätig und daher auf ein Auto angewiesen. Güntert rechnet mit rund 60 Fahrzeugen, für die es keinen Platz zum Parken geben wird, sollten die Plätze an der Straßenseite künftig entfallen. Rall entgegnet: „Sie haben sich allerdings auch aktiv für eine Wohnung in dem Haus entschieden, mit dem Kenntnisstand, wie viele Parkplätze pro Wohneinheit zugeordnet sind. Es kann natürlich nicht sein, dass die öffentliche Hand dann in die Bresche springt und einem privaten Eigentümer einen Parkplatz für rund 20000 Euro zur Verfügung stellt.“

Auch eine weitere Heutensbacherin beschäftigt das Stellplatzthema. „Wo würden dann Besucher, die nicht mehr gut gehen können, parken“, fragt sie die Bürgermeisterin. Die antwortet: „Wir können nicht auch noch für die Besucher Parkplätze schaffen. Das ist einfach nicht möglich.“ Kurzzeitiges ein- und aussteigen wäre aber auch außerhalb des Fahrradstreifens weiterhin erlaubt. „Ich denke halt an die älteren Leute. Die können dann nicht mehr zu Besuch kommen“, beendet die Frau ihre Anmerkung resigniert.

Die Bürger wünschen sich mehr Maßnahmen gegen Raser

Ein Mann aus der Weissacher Straße äußerte seine Sorge, dass mit der neuen Fahrbahn und insbesondere wenn keine Autos mehr am Rand stehen, noch mehr Autofahrer mit zu hoher Geschwindigkeit durch den Ort rasen. „Das ist dann eine richtige Rennbahn“, vermutet er. Rall verweist daraufhin auf die Schwenkung der Fahrbahn, die mit den geplanten Fahrradquerungen künftig für eine reduzierte Geschwindigkeit bei einigen Zu-Schnell-Fahrern sorgen könnte. Im Anschluss an die Bemerkung über die Raser, äußern einige Besucher der Veranstaltung ihren Wunsch nach Tempo 30. „Wir können gerne der zuständigen Verkehrsbehörde weitergeben, dass dort vermehrt gerast wird, mit der Bitte verbunden, dass wieder regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden“, antwortet die Hauptamtsleiterin Anna Seitz.

Rall lässt es sich nach der vorgetragenen Kritik der Besucher nicht nehmen, an die positiven Effekte der Sanierung zu erinnern: „Nach den Einschränkungen haben wir eine wirklich schöne Ortsdurchfahrt mit einer guten Ver- und Entsorgung. Und davon profitieren Sie als Anlieger zuallererst.“

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Erstellt:
14. Januar 2023, 11:30 Uhr

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