Saumäßige Brühe ergießt sich über Täuflinge

Althütter Narren stürmen das Rathaus – Sechs Mitglieder erhalten ihre Weihe – Rathauschef Sczuka nach Unfall wieder im Einsatz

Närrische Prozedur: Die Täuflinge bekommen Dreckwasser über den Kopf geleert. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Närrische Prozedur: Die Täuflinge bekommen Dreckwasser über den Kopf geleert. Foto: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

ALTHÜTTE. Die sechs Täuflinge in ihren langen, weißen Nachthemden und den Schlafhauben standen schlotternd und in banger Erwartung vor der Rathaustür. Elke Strohmaier-Detz, Daniela Lunkowsky, Jason Lunkowsky, Sara Herczog, Pia Herczog und Elger Esterle sind zwar teilweise schon seit Jahren in der Althütter Narrenzunft aktiv, aber die offizielle Weihe in Form einer Narrentaufe fehlte ihnen bisher noch.

Zunftmeister Kristian Mertlik begrüßte die zahlreichen Schaulustigen auf dem Rathausvorplatz, die sich die Zeremonie mit der „saumäßigen Brühe“ nicht entgehen lassen wollten. Sechs Eimer mit kaltem Wasser, vermischt mit Erde und Blättern, hielten die Taufpaten aus befreundeten Narrenzünften bereit.

„Drum lasset uns schreiten zu mystischer Tat“, deklamierte Mertlik. Daraufhin gossen die Taufpaten nacheinander den armen Narren die unappetitliche Brühe über den Kopf – unter dem schadenfrohen Jubel der Zuschauer und begleitet von den deftigen Klängen von „Guggemusig Räblüüs“ und „Näbelgeischter Jonen“, zwei Guggenmusikgruppen aus der Schweiz.

Anschließend wandte sich Kristian Mertlik in Richtung Rathaus und brüllte: „He, Schultes, aufwachen!“ Prompt erschien Reinhold Sczuka auf dem Balkon und fragte: „Wer stört mich in meinem Büroschlaf?“ Mit Bezug auf den Unfall des Bürgermeisters in der vergangenen Woche erklärte Mertlik den Anwesenden: „Das ist übrigens der Mann, der sich mit Betonplatten anlegt.“ Unter seinem Napoleonkostüm trug Sczuka deutlich sichtbar seinen linken Arm in einer Schiene. Trotz seiner Verletzung hatte er noch am Dienstag, dem Tag des Unfalls, nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus kurz sein Büro aufgesucht und am Tag darauf seine Arbeit wieder aufgenommen.

Dessen ungeachtet listete der Zunftmeister die „Verfehlungen“ des Schultes auf: „Einen Lebensmittelmarkt mitten im Wald will er bauen! Da setzen wir ein paar Juchtenkäfer rein, dann war’s das mit dem Markt.“ Anstelle des Mähroboters, der für den TSV Althütte zur Pflege des Sportrasens angeschafft wurde, riet Mertlik, sich lieber ein Schaf zuzulegen: „Dieser Mähroboter düngt gleich mit.“

Auf das Kommando des Zunftmeisters „Stürmt den Schuppen!“ rannten ein paar Rechaspitzer in den ersten Stock des Rathauses, umzingelten den Bürgermeister und befestigten ein Plakat am Balkon mit der Aufschrift „Besetzt bis Aschermittwoch“. Seinen Ausklang fand der närrische Tag mit einem Narrenball in der Festhalle.

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Erstellt:
25. Februar 2019, 06:00 Uhr

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