Schnellschuss

Diskussion über Gratiskitas muss mehr als ein Wahlkampfthema sein

Die Begründung ist gut und im Prinzip richtig: „Bildung soll gebührenfrei sein, ob in der Kita oder in der Schule, bei der Meisterausbildung oder beim Studium“, erklärt der neue SPD-Landeschef Andreas Stoch. Doch wie der frühere baden-württembergische Kultusminister dieses Ziel für die Jüngsten erreichen will, ist fragwürdig: Mit einem Volksbegehren will er im nächsten Jahr die Gebühren für die Kindertageseinrichtungen kippen.

Seit dem Pisa-Schock 2001 erklären Bildungsforscher, dass eine frühere Förderung besonders Kindern aus benachteiligten Familien zugutekommen würde. Das klappt allerdings nur, wenn die Bedingungen in den Einrichtungen stimmen. Das heißt vor allem, wenn genügend und gut ausgebildete Erzieher und Erzieherinnen sich um die Kleinen kümmern. Das ist nicht überall der Fall: Vielerorts fehlt es an Betreuungskräften. Ein Grund dafür, dass zu wenige Junge sich für diesen Beruf entscheiden, und dafür, dass Erfahrene bleiben, ist die mangelnde Anerkennung der Erziehungsarbeit – auch durch gute Bezahlung.

Wie viel Eltern für den Kindergarten bezahlen, hängt auch von ihrem Wohnort ab. Manche Kommunen verzichten auf eine soziale Staffelung – weil diese aus ihrer Sicht zu viel bürokratischen Aufwand verursacht. Das ist schwer nachzuvollziehen. Viele Eltern wären sogar bereit, höhere Gebühren zu bezahlen, wenn sich dadurch Qualität und Angebot der Einrichtungen verbessern würden. Statt nach dem Gießkannenprinzip nun alle auf einmal zu entlasten, sollte die SPD eine breite Diskussion über die Finanzierung der Kindergärten starten. Dafür wären die nächsten Monate bis zur Kommunalwahl im Mai 2019 gut geeignet. Dann könnte die Partei beweisen, dass sie mehr sucht als ein populäres Thema.

maria.wetzel@stzn.de

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Erstellt:
12. Dezember 2018, 03:12 Uhr

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