Schüler in Naturwissenschaften nur Mittelmaß

dpa/lsw Stuttgart. Spitze in der Bildung? Die Zeiten sind für Baden-Württemberg lange vorbei. Eine neue Studie zeigt nun, wo Neuntklässler in Mathe und den Naturwissenschaften stehen.

Zwei Schülerinnen melden sich im Unterricht. Foto: Annette Riedl/dpa/Archivbild

Zwei Schülerinnen melden sich im Unterricht. Foto: Annette Riedl/dpa/Archivbild

Die Leistungen der baden-württembergischen Schüler in den Naturwissenschaften sind einer neuen Studie zufolge im bundesweiten Vergleich nur Mittelmaß. Im Fach Mathe stehen sie besser da. Seit einer vergleichbaren Untersuchung aus dem Jahr 2012 haben sich die Leistungen insgesamt aber kaum verändert. Das geht aus dem am Freitag in Berlin vorgestellten IQB-Bildungstrend 2018 im Auftrag der Kultusminister hervor. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr rund 45 000 Schüler der 9. Jahrgangsstufen aus rund 1500 Schulen getestet, darunter waren 91 Schulen aus Baden-Württemberg.

Das Ergebnis: In den Fächern Biologie, Chemie und Physik liegt Baden-Württemberg im Vergleich der Bundesländer im Mittelfeld. In Mathe steht der Südwesten im Ranking auf Platz vier. Vor Baden-Württemberg liegen in dem Fach die Länder Sachsen, Bayern und Thüringen. In den Naturwissenschaften entspricht der Anteil der baden-württembergischen Schüler, die mindestens den Regelstandard erreichen, mehr oder weniger dem bundesweiten Durchschnittswert. Sie sind also nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht. Der Regelstandard beschreibt die Kompetenzen, die in der Regel von Schülern einer bestimmten Jahrgangsstufe erreicht werden sollen.

Zuletzt war 2017 eine IQB-Studie vorgestellt worden, die die Kompetenzen von Grundschülern der 4. Klassen in Deutsch und Mathe untersuchte. Sie ergab, dass sich die Schülerleistungen in Baden-Württemberg massiv verschlechtert hatten. Das sorgte für hitzige Debatten, denn Baden-Württemberg hatte früher zusammen mit Bayern die leistungsstärksten Schüler. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte am Freitag zur neuen Studie, der Abwärtstrend sei gestoppt. Die Ergebnisse machten Mut, es sei aber noch Luft nach oben.

Baden-Württemberg konnte sich nach Eisenmanns Worten im Länderranking deshalb verbessern, weil die Leistungen von Schülern in den anderen Bundesländern seit 2012 zum Teil drastisch abgesackt sind. Teilweise deutlich zurückgegangen sind die Leistungen in den meisten der genannten Fächer in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Auch in Thüringen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland zeigt die neue Untersuchung in jeweils mehr als einem der gemessenen Fächer Verschlechterungen.

Die Studie zeigt für Baden-Württemberg Ausreißer für die Gymnasien: Hier sind die Ergebnisse Eisenmann zufolge schlechter geworden. Sie verwies darauf, dass die Grundschulempfehlung für die getesteten Neuntklässler nicht mehr verbindlich gewesen sei. Dabei geht es um die Empfehlung der Grundschule, welche weiterführende Schulart für ein Kind nach der vierten Klasse geeignet ist. Die grün-rote Vorgängerregierung hatte entschieden, dass die Empfehlung seit dem Schuljahr 2012/2013 nicht mehr verbindlich ist. Die Eltern können sich also über sie hinwegsetzen. Seitdem stieg der Anteil der Schüler an Gymnasien, die für diese Schulart keine Empfehlung hatten.

Die Leistungen der Schüler an den anderen Schularten wie Realschulen, Haupt- und Werkrealschulen sowie Gemeinschaftsschulen sind in Baden-Württemberg zugleich besser geworden. Sie haben in der Studie die schlechteren Ergebnisse an den Gymnasien wettgemacht.

Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Leandro Cerqueira Karst, zeigte sich unzufrieden mit den IQB-Ergebnissen. „In Mathematik auf dem vierten Platz und in den Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) in etwa im deutschen Mittelwert zu landen entspricht nicht unserem Anspruch.“ Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold äußerte sich erleichtert darüber, dass die baden-württembergischen Schüler ihr Niveau gehalten haben - eine Trendwende sieht er nach eigenen Worten aber noch nicht. Und die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart, Marjoke Breuning, meinte: „Die Ergebnisse des aktuellen Bildungstrends im Südwesten sind keine ausreichend gute Ausgangsposition, um die Herausforderungen von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz zu meistern.“

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Erstellt:
18. Oktober 2019, 17:06 Uhr

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