Erfindung aus Baden-Württemberg
Schutz vor Ertrinken – warum diese Rettungsboje aus Pforzheim um die Welt geht
Der Pforzheimer Ingenieur Christopher Fuhrhop hat eine Schwimmhilfe entwickelt, die vor dem Ertrinken rettet. Die Idee dazu hatte er nach einem eigenen dramatischen Erlebnis.

© Restube
Gerade Kindern und Jugendlichen kann die gelbe Rettungsboje mehr Sicherheit im Wasser geben.
Von Michael Weißenborn
Vor Jahren ist Christopher Fuhrhop in der Nähe von Bordeaux zum Kitesurfen an der französischen Atlantikküste gewesen. Sein Kite ging kaputt und er verlor sein Board. Im Wasser setzten ihm ein starker Wellengang und Wind zu, daran erinnert er sich noch genau. „Ich bin ewig geschwommen“, erzählt er mit schnellen Worten. „Da hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben Panik vor dem Ertrinken.“
Irgendwie schaffte er es zurück zum Strand. „Danach hatte ich echt Angst vor dem Wasser“, sagt er. Im Freundeskreis erfährt er von ähnlichen Erlebnissen beim Wassersport, über die aber niemand so recht spricht. Das weckt bei dem Pforzheimer, der am Karlsruher Institute of Technonolgy (KIT) Maschinenbau studiert hat, den Erfindergeist.
Einfach, schnell und praktisch: Fuhrhops Rettungsboje
„Ich dachte mir, da muss eine Lösung her.“ Diese sollte einfach, schnell und praktisch sein. „Ich wollte etwas dabei haben, damit ich im Wasser wieder eine gute Zeit haben konnte“, berichtet er am Telefon.
Ausgehend von seiner Diplomarbeit entwickelt er die gelbe Rettungsboje „Restube“, abgeleitet von den englischen Wörtern Rescue (Rettung) und Tube (Schlauch). 2012 startet er, unterstützt von einem Gründerstipendium seiner Hochschule, seine eigene Firma in Berghausen-Pfinztal (Landkreis Karlsruhe).
Polizei in New York setzt auf die Rettungsboje aus Baden-Württemberg
Entstanden ist ein kleines Täschchen, das sich ein Schwimmer, Surfer oder Stand-up-Paddler um die Hüfte bindet. Im Ernstfall bläst sich die Boje in Sekundenschnelle auf. Nach einem kräftigen Zug strömt aus einer kleinen Patrone CO2-Gas in den Schlauch. Damit lässt sich rasch einem in Not Geratenen helfen, man kann sich selbst darauf legen oder Signal geben. Die Patrone ist austauschbar, die Rettungsboje damit wiederverwendbar. Und es gibt eine Variante, die sich aufbläst, wenn sie aufs Wasser trifft. „Dass unser Produkt solche Wellen schlägt, hätte ich nicht gedacht“, meint Fuhrhop.
Längst hat die Notfallboje, die vor allem im Online-Handel zu haben ist und zwischen 50 und 100 Euro kostet, international ihren Siegeszug angetreten: Restubes kommen in Dänemark und in Schweizer Badis zum Einsatz. Ebenso an allen Stränden, an denen das NYPD, die New Yorker Polizei, für Sicherheit sorgt und bereits von ersten Rettungseinsätzen berichtet hat.
Auch wer diesen Sommer in die drei neuen Flussbäder in der Pariser Seine eingetaucht ist, für den war die gelbe Rettungsboje obligatorisch. „Das ist kein Trend, sondern eine Produktkategorie“, meint Fuhrhop mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme. „Das bleibt, wie der Helm beim Fahrradfahren“, sagt der Gründer, dessen Firma mit kaum mehr als zehn Mitarbeitern mehr als 500.000 Bojen verkauft hat. In Berghausen-Pfinztal werden nach Angaben Fuhrhops vor allem Kleinserien und Profi-Produkte hergestellt. Die Hauptfertigung liegt aber bei Vaude, dem Hersteller von Outdoor-Ausrüstung, in Vietnam. Weil dieses Unternehmen vom Bodensee bei Qualität und in Sachen Nachhaltigkeit „ein Vorreiter“ sei, sagt Furhop.
Unternehmer aus Pforzheim hilft selbst einer Familie mit der Rettungsboje
In Deutschland selbst ist die Boje noch gar nicht so richtig bekannt, wie auch eine kleine Umfrage unter Bademeistern und der DLRG in der Region Stuttgart zeigt. Anderswo in der Republik ist sie aber bereits im Einsatz. Laut Restube so zum Beispiel bei allen Hubschraubern des Automobilklubs ADAC sowie bei der Deutschen Luftrettung (DRF) in Karlsruhe und Mannheim und auch bei zahlreichen DLRG-Ortsgruppen, etwa in Konstanz.
2024 sind in Baden-Württemberg 42 Menschen ertrunken. In diesem Jahr sind laut DLRG bisher 34 Ertrunkene zu beklagen. Christopher Fuhrhop weiß von mehr als 60 Vorfällen, bei denen sein Restube schon zum Rettungseinsatz gekommen ist. Vor zwei Jahren hat er, Vater zweier kleiner Kinder, an der Nordsee in Holland selbst einer Familie in höchster Not geholfen. „Mit der Boje kann man sich selbst helfen und man hat die Chance, anderen zu helfen“, meint er.