Rauchschwaden über dem Vatikan
Schwarz, dunkelgrau, weiß: Was es mit dem Rauch im Konklave auf sich hat
Beim Konklave im Vatikan haben sich die Kardinäle auch im zweiten und dritten Wahlgang nicht auf einen neuen Papst einigen können. Um 11.51 Uhr steigt aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle wieder schwarzer Rauch auf. Das Warten auf das neue Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken geht in die nächste Runde.

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133. Kardinäle wählen in der Sixtinischen Kapelle den 267. Papst. Der zweite und dritte Wahlgang war erfolglos, schwarzer Rauch kommt aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle.
Von Markus Brauer/dpa/KNA
Eigentlich warten bei der Papst-Wahl alle auf schwarzen oder weißen Rauch vom Vatikan. Doch über Rom stieg am Mittwoch (7. Mai) plötzlich rosafarbener Rauch auf. Wir erklären, was damit auf sich hatte und welche Rolle beim Konklave spielt.
Außerdem werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Wahl des 267. Papstes und erklären detailliert den Ablauf dieses komplexen Verfahrens:
Schwarz und weiß: Welche Bedeutung hat der Rauch?
Die Wahl eines neuen Papstes wird durch weißen Rauch signalisiert, während schwarzer Rauch anzeigt, dass keine Wahl mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit zustande gekommen ist.
Dazu wurden entweder die Wahlzettel mit feuchtem Stroh verbrannt oder mit Pech oder Ruß vermischt, so dass sich der Rauch schwarz färbt. Seit dem Konklave 2005 (Wahl Joseph Ratzingers als Benedikt XVI.) wird zur besseren Unterscheidbarkeit ein zweiter, elektrisch betriebener Ofen verwendet.
Zusätzlich wird die Farbwirkung durch chemische Zusätze erzeugt: Für schwarzen Rauch werden Kartuschen mit Kaliumperchlorat, Anthracen und Schwefel, für weißen Rauch mit Kaliumchlorat, Lactose und Kolophonium eingesetzt.
Zeitgleich zum weißen Rauch werden bei einer erfolgreichen Papstwahl sämtliche Glocken des Petersdoms geläutet.
Seit wann wird das Rauchsignal verwendet?
Seit 1878 ist das Rauchsignal fester Bestandteil des Konklaves. Damals wurde am 20. Februar 1878 im dritten Wahlgang Vincenzo Gioacchino Pecci als Papst Leo XIII. gewählt. Er war der Nachfolger des am 7. Februar 1878 gestorbenen Pius IX..
In jüngerer Zeit war die Rauchfärbung nicht immer klar zu deuten. So sorgte während der Wahl von Johannes Paul II. im Jahr 1978 sowie der Wahl von Benedikt XVI. im Jahr 2005 grauer Rauch für Verwirrung.
Woher stammt der rosa Rauch?
Rosafarbener Rauch ist in der Dramaturgie des Konklaves definitiv nicht vorgesehen. Dass am Mittwoch rosa Rauch über den Dächern der Heiligen Stadt aufstieg, hatte mit einer Protestaktion zu tun, bei der Aktivistinnen mehr Rechte für Frauen in der Kirche forderten.
„Während die Welt auf weißen oder schwarzen Rauch warten mag, senden wir rosa Rauch in der Hoffnung, dass die Kirche Frauen eines Tages als Gleichberechtigte willkommen heißt“, sagte Kate McElwee von der Women’s Ordination Conference (WOC), die für die Gleichstellung von Frauen in der katholischen Kirche kämpft.
#CónclaveRTVE | La @OrdainWomen lucha por la igualdad de oportunidades entre hombres y mujeres en la Iglesia católica️"Un cónclave solo de hombres es una celebración del patriarcado", dice Kate McElwee (@dearmisskate), directora ejecutiva ️ @isa_jdandres@bravodelaguiahttps://t.co/ZH1IuAvxZ5pic.twitter.com/uJrSFaCtyA — Radio Nacional (@rne) May 7, 2025
Frauenorganisation sendet Rauchsignal an die Welt
„Wir senden den Kardinälen die Botschaft, dass sie nicht weiterhin 50 Prozent der katholischen Bevölkerung ignorieren können“, erklärte Aktionsteilnehmerin Miriam Duignan. „Sie können nicht in einen verschlossenen Raum gehen und über die Zukunft der Kirche diskutieren, ohne die Hälfte der Kirche einzubeziehen.“
Für die Wahl eines neuen Papstes zogen am Mittwoch 133 Kardinäle in die Sixtinische Kapelle in Rom ein. Danach wurde die Tür hinter ihnen verschlossen.
Die Kardinäle werden während des Konklaves von der Öffentlichkeit abgeschnitten. Wenn sie nicht in der Sixtinischen Kapelle wählen, halten sie sich vor allem im Gästehaus Santa Marta auf, wo sie übernachten und essen.
„Die einzigen Frauen, die diese 133 Männer in den nächsten Tagen sehen werden, sind Nonnen, die ihre Zimmer putzen, ihnen Essen servieren und hinter ihnen aufräumen“, kritisierte Duignan.
Wie läuft das Konklave im Vatikan ab?
Die Abstimmung im vatikanischen Konklave erfolgt traditionell in drei Phasen:
Phase 1: Vorstufe
Die päpstlichen Zeremoniäre verteilen je zwei oder drei Stimmzettel an jeden Kardinal.
Unter den Papstwählern werden ausgelost: drei Wahlhelfer, drei Wahlprüfer sowie drei sogenannte Infirmarii. Diese sammeln die Stimmen von kranken Kardinälen ein, die in dem nahe der Sixtinischen Kapelle gelegenen päpstlichen Gästehaus Domus Santa Marta geblieben sind.
Der ausgegebene Stimmzettel muss rechteckig sein und sollte in der oberen Hälfte die grdruckten Worte „Eligo in summum pontificem“ („Ich wähle zum höchsten Pontifex“) enthalten. Jeder Wähler schreibt in möglichst verstellter Schrift den Namen seines Kandidaten auf den Zettel.
Während des Wahlgangs selbst dürfen nur die wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle anwesend sein.
Phase 2: Wahlgang
Jeder Wähler bringt seinen ausgefüllten Stimmzettel – gemäß der Rangfolge der Kardinäle – mit erhobener Hand zum Altar, spricht die lateinische Eidesformel „Hunc eligens quem Deus eligi voluit“ („Jene gewählt zu haben, der nach Gottes Willen gewählt werden sollte“) und wirft den Wahlzettel in die auf dem Altar stehende Urne.
Für kranke Kardinäle, die in der Sixtinischen Kapelle sitzen und nicht selbst zum Altar gehen können, legen die Wahlhelfer die Stimmzettel in die Urne.
Die Voten von kranken Purpurträgern aus dem Domus Santa Marta bringen die Infirmarii nach einem strengen Reglement herbei
Die Wahlzettel in der Urne werden gemischt und gezählt. Wenn die Zahl der Stimmzettel nicht mit der Zahl der Wähler übereinstimmt,beginnt sofort ein neuer Wahlgang.
Zuletzt werden die Stimmzettel gelocht und mit einer roten Schnur verknotet.
Phase 3: Abschluss
Das Stimmergebnis wird bekannt gegeben. Die Wahlprüfer kontrollieren die Arbeit der Wahlhelfer.
Sofort nach der Prüfung werden die Wahlzettel, sofern es keine Entscheidung gab, unter Beifügung von Pech verbrannt. Der schwarze Rauch signalisiert der Außenwelt, dass noch kein neues Kirchenoberhaupt gewählt worden ist.
Ist ein päpstlicher Nachfolger gewählt werden die Wahlzettel dieses Wahlgangs ohne Beifügung von chemischen Zusätzen verbrannt.
Die Öffentlichkeit außerhalb der Sixtinischen Kapelle kann am weißen Rauch erkennen und am Glockengeläut von Sankt Peter hören, dass die versammelten Kardinäle eine Entscheidung getroffen haben.
„Habemus papam“
Zum zweiten Mal in Folge wird ein Franzose der Welt den Namen des neuen Papstes verkünden. Es werden wohl die berühmtesten fünf Minuten seiner langen Laufbahn sein. Der französische Kardinal Dominique Mamberti wird das „Habemus papam“ sprechen – also jene Formel, mit der von der Mittelloggia des Petersdoms aus der neue Papst der Weltöffentlichkeit vorgestellt wird.
Das Amt, das den 73-Jährigen dafür bestimmt, ist das des Kardinalprotodiakons. Denn Mamberti war bislang nicht nur Leiter der Apostolischen Signatur, des Obersten Gerichtshofs der katholischen Kirche, und damit – nach dem Papst – der oberste Richter in der katholischen Kirche. Seit 2024 ist er außerdem der dienstälteste Kardinal aus der Klasse der Kardinaldiakone, der noch nicht die Altersgrenze von 80 Jahren überschritten hat.
Info: „Habemus papam“
„Wir haben einen (neuen) Papst“ Wenn ein neuer Papst gewählt ist, hat der dienstälteste Kardinal aus der Klasse der Kardinaldiakone dessen Namen zu verkünden. Das geschieht mit einer weitschweifigen lateinischen Formel. Am bekanntesten sind die beiden zentralen Worte: „Habemus Papam“ – „Wir haben einen (neuen) Papst“.
Konstanzer Konzil Wenn Verbrieft ist der Ruf seit 600 Jahren. Damals erklang er in Konstanz. 1417 teilten die dort zum Konzil versammelten Bischöfe der Stadt und dem Erdkreis die Wahl Martins V. mit. Seine Erhebung beendete das seit 1378 andauernde Große Abendländische Schisma. Drei miteinander rivalisierende Vorgänger – Johannes XXIII., Gregor XII. und Benedikt XIII. – waren zuvor abgesetzt worden. Die Worte hatten daher einen gewissen Unterton: Wir haben einen einzigen Papst, nicht drei auf einmal.
„Eine große Freude“ Die Einleitung „Annuntio vobis gaudium magnum“ („Ich verkünde euch eine große Freude“) spielt auf die Botschaft des Engels im Weihnachtsevangelium an, der den Hirten die Geburt des Retters Jesus Christus ankündigt (Lukas Kapitel 2,Vers 10). Als dessen Stellvertreter versteht sich der amtierende Papst.
Kardinalprotodiakon Der aktuelle Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti (73) ist erst der 26. Amtsträger, der die berühmten Worte sprechen darf. Während der gut 26-jährigen Regierungszeit Johannes Pauls II. (1978-2005) kamen neun Kardinalprotodiakone nicht zum Zuge. Dafür durften Francesco Maidalchini (1621-1700) und Benedetto Pamphili (1653-1730) jeweils dreimal rufen. Erster dokumentierter Papstkünder war Francesco Sforza (1588-1590).