Das war's mit der Schenkung: Scully bleibt beim Rückzieher

dpa/lsw Karlsruhe. Für seine teils in mehreren Schichten aufgetragenen Streifen ist Sean Scully bekannt. Oft undurchschaubar ist seine abstrakte Kunst. Das gilt auch für die Auseinandersetzung um eine geplatze Schenkung.

Der Künstler Sean Scully. Foto: picture alliance / dpa/archiv

Der Künstler Sean Scully. Foto: picture alliance / dpa/archiv

Im Streit um eine geplatzte Schenkung zahlreicher Werke von Sean Scully scheinen der Künstler und das baden-württembergische Kunstmuseum nicht mehr zusammenzukommen. Scully verteidigte am Mittwoch seinen Rückzieher bei dem Kunstdeal mit der Kunsthalle Karlsruhe. Auch das Ministerium weicht von seiner Haltung nicht ab.

„Wir hatten eine klare Abmachung“, heißt es in einer Stellungnahme des irisch-amerikanischen Malers, die seine Berliner Galerie am Mittwoch veröffentlicht hat. Die Werke für die Kunsthalle seien als Geschenk gedacht gewesen, schreibt Scully. „Flexible Geschenke gibt es nicht“, sagte er weiter. „Man gibt oder man gibt nicht.“

Scully hatte in Aussicht gestellt, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe rund 180 seiner Arbeiten - darunter abstrakte Gemälde, Papierarbeiten und Plastiken - im Wert von rund 100 Millionen Euro zu überlassen. Allerdings liefen ihm unter anderem die Verhandlungen über Finanzierung und Gestaltung der notwendigen Räumlichkeiten mit dem Land zu langsam.

Das Wissenschaftsministerium erwarte eine Schenkung ohne feste Absprachen, kritisiert er in seiner Stellungnahme. „Die Welt besteht aus Abmachungen. Sie setzt sich zusammen aus Plätzen und Räumen, deren Inhalte klar sind. Erklären wir Flexibilität zu unserem Ziel, hinterlassen wir nichts“, erklärte Scully weiter. „Dann können wir auch ein Krankenhaus zum Schlachthof werden lassen und ein vegetarisches Restaurant in einem Schlachthaus unterbringen.“

Inzwischen sind dazu nach Angaben des Kunstministeriums die Gespräche zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem irisch-amerikanischen Maler zum Erliegen gekommen. Stolperstein für das Projekt ist unter anderem, dass frühestens 2028 mit dem Bau des Erweiterungsgebäudes für das Museum begonnen werden kann. Eine Bedingung des Künstlers sei gewesen, in dem Neubau mit der Hälfte der Werke dauerhaft vertreten zu sein. Damit würde eine sogenannte Scully-Galerie dort ein Drittel der Ausstellungsfläche einnehmen.

Diese Forderungen seien zu strikt, sagte Kunst-Staatssekretärin Petra Olschowski (Grüne). Sie hätten die Entwicklung der Karlsruher Kunsthalle blockiert. „Absprachen gab es bisher keine“, widersprach Olschowski zudem dem Künstler. Das Land müsse Vereinbarungen sehr genau prüfen. Gerade bei der Kunsthalle gehe es auch um die Verantwortung dafür, die Kunsthalle für die nächsten Jahrzehnte gut aufzustellen. Darüber hinaus seien Fragen der Finanzierung, der Folgekosten und der Bauzeit des geplanten Neubaus und einer möglichen Scully-Galerie zu klären, sagte Olschowski.

Das sieht der Deutsche Museumsbund ähnlich: „Stiftungen, Schenkungen und Legate sollten nicht angenommen werden, wenn sie mit Auflagen verbunden sind, die das Museum längerfristig binden“, heißt es in einem „Leitfaden zum Sammeln und Abgeben von Museumsgut“, den der Verband veröffentlicht.

Scully - 1945 in Dublin geboren und in London aufgewachsen - gilt mit seiner Malerei und seinen Skulpturen als einer der international wichtigsten Protagonisten der abstrakten Kunst. Vor zwei Jahren waren seine Werke zuletzt in der Karlsruher Kunsthalle zu sehen.

Bekannt geworden ist Scully vor allem als „Herr der Streifen“. „Die Streifen stehen für viele Dinge“, sagte er vor einigen Jahren. „Man kann wunderbare Kompositionen mit ihnen schaffen, weil sie rhythmisch sind und Verbindungen schaffen.“

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Erstellt:
5. August 2020, 11:33 Uhr

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