Zusatzbeitrag

Krankenkassen erhöhen zum 1. Juli – mindestens zwei sind bekannt

Mindestens 14 Krankenkassen erhöhen 2025 unterjährig die Beiträge. Das Gesundheitsministerin von CDU-Frau Nina Warken sieht sich "nicht zuständig" - es gibt aber erste Infos.

Keine Entlastung in Sicht: Der Beitrag der Krankenkassen wird immer teurer.

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Keine Entlastung in Sicht: Der Beitrag der Krankenkassen wird immer teurer.

Von Michael Maier

Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland wird immer extremer – und gleichzeitig mangelt es an Transparenz, während gleichzeitig erste Betroffene durchsickern. 

Nach den flächendeckenden Erhöhungen der Zusatzbeiträge zum Jahresbeginn 2025 steht nun schon wieder die nächste Welle bevor: Mindestens sechs Krankenkassen haben für Juli 2025 Beitragserhöhungen beantragt, wie Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, in Berlin mitgeteilt hatte.

BKK BMW und Technoform erhöhen - Warken "nicht zuständig"?

Unklar ist zum Teil noch, welche Kassen es trifft, denn das Bundesgesundheitsministerium von CDU-Politikerin Nina Warken (Wahlkreis Odenwald-Tauber) mauert fast wie bei Amtsvorgänger Jens Spahn in Corona-Zeiten: Die Behörde sei nicht direkt verantwortlich, heißt es in einer Mitteilung. Aufsichtsbehörde für bundesunmittelbare Krankenkassen sei das Bundesamt für Soziale Sicherung - das jedoch just dem Warken-Ministerium unterstellt ist. Für landesunmittelbare Versicherungsträger sei das jeweilige Landesministerium zuständig. Eine Beteiligung des Bundesministeriums für Gesundheit sei in diesem Prozess gesetzlich nicht vorgesehen. 

Mehrere Anfragen unserer Redaktion zu dem Thema waren zunächst unbeantwortet geblieben. Inzwischen ist bekannt, dass unter anderem die BKK BMW mit von der Partie ist. Sie hat auf ihrer Homepage eine Erhöhung des Zusatzbeitrags um einen ganzen Prozentpunkt angekündigt - von 2,9 auf 3,9 Prozent. Nachdem diese nur für Mitarbeiter wählbare Kasse bislang zu den bundesweit günstigsten gehört hatte, liegt ihr Gesamtbeitrag nun bei 18,5 Prozent.

Nach einem Leserhinweis teilte auch die BKK Technoform auf Anfrage mit, dass sie von 2,49 Prozent "voraussichtlich" auf 3,49 Prozent erhöht. Insgesamt werden dort ab 1. Juli 18,09 Prozent fällig. Die BKK Technoform mit Sitz in Göttingen ist nicht bundesweit geöffnet, sondern nur für die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Änderungen der Zusatzbeitragssätze von Krankenkasse werden im Übrigen auch vom GKV-Spitzenverband auf dessen Homepage veröffentlicht - allerdings erst nach dem Inkrafttreten zum 1. Juli.

Ministerium und GKV-Spitzenverband ahnungslos

Nach Informationen des Portals "Krankenkassen.de" sollen auch die Securvita, die BKK Merck und die Karl Mayer BKK betroffen sein. "Tatsächlich haben nach unserem Kenntnisstand sechs Kassen zum Juli Zusatzbeitragssatzerhöhungen bei der Aufsichtsbehörde beantragt. Wie dort beim Bundesamt für soziale Sicherung (BAS) der Stand der Prüfung ist und ob sie genehmigt werden, wissen wir nicht", so eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbands am 26. Juni vier Tage vor dem Stichtag.

Wenige Tage vor dem Monatswechsel dürften selbst manche Betroffene noch nichts von den neuen Tarifen wissen. Nach Erfahrungen von Anfang des Jahres kommt die Info oft nur wenige Tage im Voraus. Beispielsweise wurden Versicherte mit Schreiben vom 28. April auf eine Erhöhung zum 1. Mai 2025 aufmerksam gemacht.

Arbeitnehmer zahlen 2,9 Prozent Zusatzbeitrag allein

Bereits zum Jahreswechsel war der durchschnittliche Zusatzbeitrag turnusmäßig von 1,7 auf etwa 2,9 Prozent gestiegen – ein Rekordwert. Der allgemeine Beitragssatz liegt weiterhin bei 14,6 Prozent. In den ersten Monaten des Jahres hatten ebenfalls schon etliche Krankenkassen ihre Beiträge unterjährig anheben müssen.

Zum 1. Juli dürfte sich die Zahl der außerplanmäßigen Erhöhungen nun auf 14 summieren - acht in den ersten Monaten des Jahres 2025 und mindestens sechs weitere zum 1. Juli. Weitere Steigerungen könnten folgen. Politisch liegt die Verantwortung für das Desaster nicht nur bei der bislang untätigen Nina Warken, sondern auch noch beim umstrittenen Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

150 Milliarden für Rüstung – 0 für die Krankenkassen

Warkens Vorschlag, die Gemeinschaft der Mitglieder zulasten des Steuerzahlers von den Krankenkassenbeiträgen der Millionen Bürgergeld-Empfänger zu entlasten, haben Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) rundweg abgebügelt, während im Bundeshaushalt 2026 offenbar 150 Milliarden Euro allein für Rüstung vorgesehen sind.

Zusatzbeitrag-Erhöhung zum 1. Mai 2025

  • BKK Firmus: Von 1,9 % auf 2,18 %
  • BKK Scheufelen: Erhöhung von 2,75% auf 3,4 %

Zusatzbeitrag-Erhöhung zum 1. April 2025

  • BKK 24: Der Zusatzbeitrag stieg von 3,25 % auf 4,39 %
  • mhplus BKK: Erhöhung von 2,56 % auf 3,29 %
  • BKK Salzgitter: Anstieg von 2,8 % auf 3,5 %
  • BKK VerbundPlus: Verteuerung von 2,85 % auf 3,89 %

Zusatzbeitrag-Erhöhung zum 1. Februar 2025

  • IKK – Die Innovationskasse: Zusatzbeitrag stieg von 3,1 % auf 3,6 %
  • Merck BKK: Erhöhung von 2,4 % auf 3,2 %.

Bei einigen Krankenkassen fallen die Erhöhungen mutmaßlich besonders drastisch aus. In manchen Fällen könnte sich der bisherige Zusatzbeitragssatz sogar verdoppeln, hatte das Portal „Gegen Hartz IV“ berichtet. Eine dort veröffentlichte Liste der erhöhenden Kassen musste jedoch zurückgezogen werden, da sie offenbar nicht korrekt war.

Krankenkasse, Zusatzbeitrag und Sonderkündigung

Mit Erhalt der Tariferhöhung haben Versicherte stets ein Sonderkündigungsrecht von zwei Monaten. Die sonst übliche Mindestbindung von zwölf Monaten entfällt in diesem Fall. Ein Wechsel zu einer günstigeren Krankenkasse kann sich finanziell durchaus lohnen, zumal der Zusatzbeitrag ausschließlich vom Arbeitnehmer zu tragen ist. Die paritätische Arbeitgeber-Beteiligung fließt nur für den allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent.

Allerdings sollten Versicherte nicht nur den Beitragssatz, sondern auch die angebotenen Leistungen wie Beratungsangebote, Bonusprogramme, Gymnastikkurse oder Zuschüsse zum Zahnersatz vergleichen

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Erstellt:
24. Juni 2025, 16:16 Uhr
Aktualisiert:
26. Juni 2025, 10:59 Uhr

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