Selbsttest Fasten: Aller Anfang ist...okay

Zwei Wochen nach dem Beginn der traditionellen Fastenzeit am Aschermittwoch fällt der Verzicht noch einigermaßen leicht. Nur die Süßigkeiten fehlen. Und das Heilfasten steht an.

Die Tüte mit dem Studentenfutter raschelt nicht nur nach dem Mittagessen.

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Die Tüte mit dem Studentenfutter raschelt nicht nur nach dem Mittagessen.

Von Melanie Maier

BACKNANG. Die ersten Fastenwochen sind vorbei, viereinhalb Wochen ohne Süßes, Kaffee, Alkohol, Fisch und Fleisch liegen noch vor mir (wir berichteten). Und eine Woche Heilfasten. Aber dazu später.

Pünktlich zum Aschermittwoch, dem traditionellen Beginn der christlichen Passionszeit, hat auch meine persönliche Fasten- oder Leidenszeit begonnen. Wobei mir der Verzicht anfangs gar nicht so schwerfiel wie gedacht. Statt Kaffee gibt es zum Frühstück jetzt halt Schwarztee, das Müsli sieht gleich aus wie vorher. Geht. Im Büro ist mein einziges Laster – zumindest bisher – sowieso nur eine Tüte Studentenfutter, und das ist nach wie vor erlaubt. Fleisch esse ich auch außerhalb der Fastenzeit nicht, der wenige Fisch fehlt mir nicht sonderlich. Der Alkohol? In Coronazeiten gibt’s eh kaum was zu feiern. Wilde Partys werde ich in den kommenden viereinhalb Wochen wohl kaum erleben (ja, ich zähle die Tage). Und über Zoom sieht niemand, welche Flüssigkeit im Sektglas ist.

Die Tüte mit dem Studentenfutter raschelt nicht nur nach dem Mittagessen.

Das Einzige, woran ich zu knabbern (beziehungsweise eben nicht zu knabbern) habe, sind die fehlenden Süßigkeiten. Kuchen, Schokohasen, Fondant-Eier: Ich träume jetzt schon vom Fastenbrechen an Ostern. Aber bis dahin heißt es durchhalten. Ein bisschen leichter fällt das, weil auch der Kollege im Büro nebenan verzichtet. Er ist sogar noch strenger mit sich selbst und gönnt sich maximal drei Mahlzeiten täglich. Snacks sind verboten. Ob ich das packen würde?

Ganz ehrlich: Die Tüte mit dem Studentenfutter raschelt nicht nur nach dem Mittagessen. Die Kalorien, die ich spare, weil ich abends keine Schokolade und keine Gummibärchen mehr esse, nehme ich in Form von Fruchtmus, Trockenobst, Nüssen und eben Studentenfutter wieder zu mir. Aber das Fasten soll ja ohnehin nicht zum Abnehmen genutzt werden. Stichwort Jo-Jo-Effekt. Da hilft langfristig leider nur die Ernährungsumstellung.

Dabei kann das Heilfasten unterstützen. Beginnen werde ich mit zwei Entlastungstagen, an denen nur Obst und Gemüse die Mahlzeiten bilden, sodass der Körper sich an die Umstellung auf Saft, Tee und Gemüsebrühe gewöhnen kann. Fünf Tage werde ich auf feste Nahrung verzichten. Zum Abschluss folgen zwei Aufbautage mit wieder nur Obst und Gemüse.

Viele Menschen, die heilfasten, starten ihre Heilfastenwoche mit einem Abführmittel. So soll man den Hunger weniger spüren. Darauf werde ich verzichten. Vor meiner ersten Heilfastenwoche, das war noch zu Studentenzeiten 2008, habe ich mich im Vorfeld mit meiner Hausärztin besprochen. Ob ich als Normalgewichtige bedenkenlos fasten könnte, wollte ich damals wissen, und ob dieses Abführen tatsächlich nötig wäre, denn Lust darauf hatte ich überhaupt nicht. Ihre Antwort fiel zufriedenstellend für mich aus: Wer nicht untergewichtig wäre, sagte sie, könnte bedenkenlos fünf bis 14 Tage heilfasten. Das Abführen wäre nicht notwendig, solange man genügend trinken würde. Wer dagegen an einer chronischen Krankheit leidet oder regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte nur unter ärztlicher Anleitung fasten. Darauf verzichten sollten Schwangere und Kinder.

Nach vergangenen Heilfastenwochen habe ich mich jedes Mal fitter und gesünder gefühlt. Ebenso gut erinnere ich mich aber daran, dass mir während der Woche oft kalt war, weil dem Körper nicht so viele Kalorien zum Verbrennen zur Verfügung standen, dass ich Mundgeruch hatte (immerhin helfen zu Coronazeiten in der Hinsicht Abstand und Maske) und dass ich den ganzen Tag lang an Essen dachte. An Pasta und an Eiscreme.

Ich bin gespannt, wie es dieses Jahr wird. Dem Koffein-Entzugskopfschmerz, den viele Fastende während der ersten drei Tage verspüren, sollte ich wenigstens entkommen: Selbst der seit Aschermittwoch das Frühstück begleitende Schwarztee ist noch entkoffeiniert. Meine kulinarischen Freuden sind momentan wirklich mehr als überschaubar. (Noch viereinhalb Wochen.)

Das Zählen von Tagen oder Wochen hilft da ungemein. Nicht nur, um die Zeit zu überbrücken. Sondern auch, weil das Durchstreichen der bewältigten Fastentage das eigene Durchhaltevermögen sichtbar macht und darin bestärkt, nicht aufzugeben. Wenn man vor sich sieht, was man beim Thema Ernährung schafft, fällt es auch wieder leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden, der einen schon so häufig dazu gebracht hat, die Couch den Laufschuhen vorzuziehen.

Dazu ist der Nutzen des Heilfastens sogar wissenschaftlich bewiesen. Wenn man nichts zu sich nimmt, wird spätestens nach 24 Stunden die Autophagie eingeschaltet – ein Zellreparatur-Mechanismus. Dabei werden falsch geschaltete Proteine und geschädigte Zellanteile in Fragmente abgebaut und als neue, gesunde Teile wieder aufgebaut. Der Körper räumt auf. Das Heilfasten ist also mein körperlicher Frühjahrsputz. Irgendwie muss man es sich ja schönreden. Noch viereinhalb Wochen.

Foto: Adobe Stock/Mny-Jhee

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Erstellt:
4. März 2021, 16:00 Uhr

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