Seniorenbüro feiert 25-jähriges Jubiläum

Veranstaltungen, Beratungen, Projekte: Im Seniorenbüro finden die Senioren Backnangs bereits seit 25 Jahren eine Anlaufstelle, um im hohen Alter zurechtzufinden und ihren Lebensabend angenehm zu gestalten. Leiter Harald Hildenbrandt ist seit Beginn dabei.

Von Anja La Roche

Backnang. Wenn man in Backnang das Rentenalter erreicht, steht man nicht alleine da. Denn das Seniorenbüro der Stadt steht mit Rat und Tat denjenigen bei, die im Alter Unterstützung, neue soziale Kontakte oder Ideen für die Freizeitgestaltung benötigen. Das Seniorenbüro ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros (BAS). Diesen Monat wird die städtische Einrichtung 25 Jahre alt. Die Feierlichkeiten zu diesem Anlass finden kommende Woche am 20. Oktober Im Biegel 13 statt.

Seit der Gründung des Seniorenbüros im Jahr 1996 hat sich ein großes Netz an ehrenamtlich betreuten Projekten entwickelt; aktuell sind es etwa 80 Ehrenämter und 20 Projekte. Erster Bürgermeister Siegfried Janocha weiß das zu schätzen: Das Seniorenbüro sei eine „ganz, ganz wichtige Einrichtung“ im Hinblick auf die städtische Gemeinschaft. Gerade die Beratung und die Freizeitgestaltung diene vielen Senioren als Anknüpfungspunkt für soziale Kontakte. In Städten sei das extrem wichtig, da weniger Menschen die sozialen Strukturen der Kirchen und Vereine nutzen würden als im ländlichen Raum. Hinzu komme, dass die Kinder der Senioren oft woanders wohnen würden, Angehörige seien häufig bereits verstorben. Das städtische Seniorenbüro diene als ein sozialer Anker zur Prävention von Einsamkeit im Alter.

Von Anfang an mit dabei ist der Diplom-Sozialarbeiter Harald Hildenbrandt, der das Seniorenbüro seit seiner Gründung leitet. Zuvor war Hildenbrandt zehn Jahre lang im Sozialamt tätig. Dort sei die Arbeit jedoch vor allem defizitorientiert gewesen. Seine Aufgabe habe darin bestanden, die Probleme der Menschen zu lösen. Das sei selbstverständlich auch Teil seiner Beratertätigkeit im Seniorenbüro — etwa zum Thema Pflege und Wohnen im Alter — doch im Mittelpunkt stünden die Fähigkeiten und Potenziale der Menschen. Hildenbrandt macht seine Arbeit auch nach 25 Jahren noch gerne. Es gehe darum, „das rauszulocken, was die Menschen können, und sie dann eigenständig arbeiten zu lassen“, erklärt er.

Das war auch die Idee des Seniorenbüros, als es damals vom Gemeinderat neben dem Seniorenbeirat und dem Stadtaltenplan beschlossen wurde. Es sei darum gegangen, gemeinsam etwas für andere zu tun, erklärt der Leiter des Seniorenbüros.

Eine aktive Gestaltung des Lebensabends wurde wichtiger

In den 90er-Jahren sei der Bedarf eines Seniorenbüros aufgekommen, erzählt der Erste Bürgermeister Janocha und kann auch erklären, warum: Anders als die Kriegsgeneration wandelte sich bei den Nachrückenden die Vorstellung über das Leben im Alter. Eine aktive Gestaltung des Lebensabends wurde wichtiger, auch weil die Menschen älter werden und länger fit bleiben.

Nachdem die Gründung des Büros publik wurde, erzählt Hildenbrandt, habe es sofort einen Stamm von 30 bis 40 Ruheständlern gegeben, die sich regelmäßig beteiligten. Ehrenamtliche zu finden, die sich in Projekten engagieren, sei anfangs somit sehr leicht gewesen. Damals befand sich das Büro am Schillerplatz und hatte noch keine eigenen Räumlichkeiten für Veranstaltungen. 1998 konnte das Seniorenbüro jedoch umziehen, in die zentrale Lage im Biegel. Neben der Verwalterin Susanne Aichholz kamen seitdem noch zwei hauptamtliche Mitarbeiter hinzu, nämlich zwei duale Studenten der Sozialen Arbeit. Fundamentaler Teil der Einrichtung sind seit Beginn bis heute allerdings die Ehrenamtlichen geblieben: „Nur mit hauptamtlichen Mitarbeitern funktioniert das Seniorenbüro nicht“, erklärt Janocha.

Inzwischen ist das Seniorenbüro fest etabliert in der Stadt Backnang. Die Beständigkeit der Angebote über die Jahre hinweg und die zentrale Lage des Büros haben zu diesem Erfolg beigetragen. So sei das Café, welches sich im selben Gebäude befindet, ein beliebter Treffpunkt für die Hochbetagten geworden, zum Beispiel um Skat zu spielen.

Leute zu finden, die sich ehrenamtlich in den Projekten engagieren möchten, sei seit einigen Jahren jedoch schwieriger geworden, berichtet der Sozialarbeiter weiter, und das, obwohl die betagten Menschen immer zahlreicher in unserer Gesellschaft werden. Dafür hat er auch eine Erklärung parat: In den Ruhestand tritt man heute erst drei Jahre später ein und selbst danach arbeiten viele Senioren weiter, weil die Rente nicht ausreicht. Der prozentuale Anteil der ehrenamtlich beschäftigten Senioren sinkt daher. Verstärkt wird das, weil nach der zusätzlichen Plagerei im Alter viele älteren Rentner die Lust verlieren, noch mehr zu arbeiten. Zahlenmäßig steigt daher die Beteiligung, aber die Engagement-Rate sinkt.

Nichtsdestotrotz floriert das Seniorenbüro mit zahlreichen Angeboten. Die Beratungen von Älteren und Angehörigen zur Versorgung und Lebensgestaltung werden meist von Hildenbrandt selbst durchgeführt. Er bringt das notwendige Wissen und die Erfahrung mit, um den Hilfesuchenden kompetent Rat zu geben. Bei medizinisch komplexeren Problemen verweist er allerdings auf den Pflegestützpunkt am Landratsamt. Mit dieser Einrichtung arbeitet das Seniorenbüro eng zusammen.

Wer aus jahrzehntelanger Berufstätigkeit in den Ruhestand übergeht, fühlt sich womöglich, als stünde er inmitten eines luftleeren Raums. Womit den Tag füllen? Im Seniorenbüro informiert Harald Hildenbrandt mit seinen Mitarbeitern daher über Angebote in Backnang, darunter auch die Projekte des Seniorenbüros: das Café, die Seniorenwerkstatt, Tanzen, Ausflüge, Musizieren und mehr. Neben den Freizeitangeboten können auch weiterbildende Kurse zu einer höheren Lebensqualität verhelfen, wie zum Beispiel ein Computerkurs.

Mit stolzen Stimmen erzählen die beiden Herren, der Bürgermeister und der Leiter des Seniorenbüros, von den generationsübergreifenden Projekten. Diese finden in Kooperation mit Schulen statt. Dadurch soll der Austausch zwischen den Jungen und den Alten gefördert werden. So gab es beispielsweise ein Modeprojekt. Die Senioren und die Jugendlichen diskutierten gemeinsam über Mode und veranstalteten anschließend eine Modenschau, bei welcher die Kleidung zwischen Jung und Alt vertauscht wurde. „Das Ganze wurde pädagogisch begleitet, sonst ergibt es keinen Sinn“, ergänzt Hildenbrandt.

Während Corona wurden neue Hilfsprojekte initiiert

Selbstverständlich fanden während des Lockdowns in diesem und vergangenen Jahr nur wenige der Angebote tatsächlich statt. „De facto ging nichts mehr“, sagt Hildenbrandt. Nur telefonische Beratungen waren möglich, zudem ein paar Aktivitäten an der frischen Luft. Dafür wurden neue Projekte initiiert, darunter ein Einkaufsservice sowie ein Kurierservice zum Impfzentrum. Aktuell wird das Seniorenbüro im Biegel als Impfstätte genutzt. Dabei spielt das Alter ausnahmsweise keine Rolle. Jeder kann vorbeikommen, ob alt oder jung.

Mit den 3-G-Regelungen ist jetzt aber wieder mehr möglich. Allerdings bleiben viele Senioren den Veranstaltungen noch fern. Hildenbrandt und Janocha vermuten, dass es vielen älteren Menschen schwer falle, nach dem Lockdown wieder an sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Zudem haben viele Angst, sich zu infizieren. Als Veranstalter kennt Hildenbrandt die Angst, verantwortlich für Ansteckungen zu sein. Aber er ist entschlossen, dass nun wieder mehr stattfinden soll: „Wir müssen jetzt den Mut haben, das zu nutzen, was die Corona-Verordnung hergibt“, sagt der Sozialarbeiter. Die beiden Herren hoffen, dass sich möglichst bald alles wieder auf die übliche Betriebstemperatur erwärmt.

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Erstellt:
16. Oktober 2021, 16:00 Uhr

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