Prozessstart in Erfurt

Sexualisierter Gewalt – Junge Frau entführt und nackt in Holzkiste gesperrt?

Ein Mann und eine Frau sollen eine junge Frau entführt und tagelang unter furchtbaren Bedingungen festgehalten haben. Nun beginnt in Erfurt der Prozess gegen die Beschuldigten.

Vor dem Landgericht in Erfurt wird ein möglicher Fall von sexualisierter Gewalt verhandelt (Symbolfoto).

© Martin Schutt/dpa/Martin Schutt

Vor dem Landgericht in Erfurt wird ein möglicher Fall von sexualisierter Gewalt verhandelt (Symbolfoto).

Von red/dpa

Die Vorwürfe klingen schier unfassbar und nach sexualisierter Gewalt mit esoterischen Bezügen: Eine Frau und ein Mann sollen eine junge Frau betäubt, entführt und in einer Scheune in einer kleinen Thüringer Gemeinde mehrere Tage lang festgehalten haben. Am Ende sollen Polizisten die vermisst gemeldete damals 19-Jährige in einem furchtbaren Zustand nackt eingesperrt in einer kleinen Holzkiste entdeckt und befreit haben.

Zum Prozessauftakt gegen die beiden Angeklagten am Landgericht Erfurt wurden bei der Anklageverlesung weitere Details zu dem Fall bekannt, der auch erfahrene Juristen stutzen lässt.

„Positive Energie“ durch Sex mit dem Angeklagten

Demnach sollen der 53-Jährige und die 56-Jährige die junge Frau aus Nordthüringen schon ein Jahr zuvor kennengelernt und eine sexuelle Beziehung mit ihr begonnen haben. Der jungen Frau soll laut Anklage suggeriert worden sein, dass sie verhindern müsse, dass der Angeklagte stirbt, in dem sie diesem durch Sex mit ihm „positive Energie“ geben solle. 

Zwischenzeitlich soll die 19-Jährige dann den Kontakt zu den beiden abgebrochen und diese etwa auf Social Media-Kanälen blockiert haben. Als sie wieder Kontakt zugelassen hatte, sollen sich die drei im Juli dieses Jahres getroffen haben. Auf einer Autofahrt soll die Angeklagte die junge Frau dann vermutlich mit einem Schlafmittel betäubt haben. Der 53-Jährige soll sie dann auf sein Grundstück mit Scheune in der kleinen Gemeinde im Landkreis Sömmerda gefahren haben.

In abgeschirmten Zwischenboden angekettet

In der Scheune soll die 19-Jährige dann zunächst in einen mit OSB-Platten verkleideten und abgeschirmten Zwischenboden gesperrt und mit Kabelbinder gefesselt worden sein. Nur mit einem Shirt und BH bekleidet soll sie auf einen Toilettenstuhl gefesselt und ihr ein Halsband mit Kette angelegt worden sein. Der Angeklagte habe ihr erklärt, dass eine „Organisation“ entscheiden werde, wie lange sie dort sitzen solle. Laut Anklage ging es dem Mann darum, wieder Sex mit der Frau zu haben. 

Fluchtversuch scheiterte

Zwischenzeitlich sei es der jungen Frau zwar gelungen, sich von Fesseln zu befreien. Ihr Fluchtversuch misslang demnach aber und der Angeklagte sperrte sie in den Kofferraum eines in der Scheune geparkten Autos. Während der Tatzeit soll die Frau mindestens zwei weitere Male betäubt worden sein. Der Angeklagte soll gedroht haben, sie bei lebendigem Leib zu verbrennen und sie geknebelt haben.

Nackt und kauernd in kleine Holzkiste gesperrt

Schließlich habe er die 19-Jährige unbekleidet in eine 80 mal 50 mal 70 Zentimeter große Holzkiste gesperrt, diese verschlossen und mit Gegenständen beschwert haben, so der Vorwurf. Dabei habe der Angeklagte zumindest billigend in Kauf genommen, dass die Frau durch die kauernde Position in der kleinen Kiste Atemprobleme entwickelte. Diese hätten zumindest zu einer potenziellen Lebensgefahr führen können.

Als Polizisten die im Juli einige Tage zuvor als vermisst gemeldete Frau schließlich aus der Kiste befreiten, sei die 19-Jährige dehydriert und hysterisch gewesen. Sie habe Hautabschürfungen und Hämatome aufgewiesen. Sie leide wegen der Ereignisse etwa unter Alpträumen und Schlafstörungen.

Gemeinschaftliche Geiselnahme angeklagt

Angeklagt sind der 53-Jährige und die 56-Jährige unter anderem wegen gemeinschaftlicher Geiselnahme in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Die beiden sitzen seit Sommer in Untersuchungshaft. Der Verteidiger des Mannes hatte angekündigt, dass sein Mandant beim nächsten Verhandlungstermin persönliche Angaben machen und sich zur Sache äußern werde. Bis Februar sind Verhandlungstage geplant.

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Erstellt:
12. Dezember 2025, 11:34 Uhr

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