Frau aus Kreis Heilbronn

Siebenfache Mutter wird überraschend doch nicht abgeschoben

Der Fall hat hohe Wellen geschlagen, jetzt gibt es eine überraschende Wendung: Liliya Klassen aus dem Kreis Heilbronn muss vorerst doch nicht nach Kasachstan ausreisen.

Liliya Klassen (vorne, 2. von links) mit ihrem Mann, ihrer Mutter und ihren Kindern

© privat

Liliya Klassen (vorne, 2. von links) mit ihrem Mann, ihrer Mutter und ihren Kindern

Von Florian Dürr

Erleichterung bei Familie Klassen aus Eberstadt im Kreis Heilbronn: Mutter Liliya wird nicht wie geplant abgeschoben, sondern hat eine Duldung erhalten. Diese habe die Russlanddeutsche bereits beim Landratsamt des Kreis Heilbronns abgeholt, berichtet die „Heilbronner Stimme“. Zuvor vermeldeten das auch die neu-rechte Zeitschrift „Junge Freiheit“ sowie der evangelikale Pressedienst „Idea“.

Liliya Klassen ist als einzige in der Familie noch keine Deutsche

„Meine Frau darf sich jetzt in Deutschland frei bewegen“, wird Liliyas Mann Heinrich Klassen von der „Heilbronner Stimme“ zitiert: „Sie hat lange nicht mehr gelächelt. Sie hat sich so darüber gefreut.“ Die 49-jährige Russlanddeutsche sollte eigentlich bis zum 31. Juli Deutschland verlassen (wir berichteten), weil sie keine Aufenthaltserlaubnis vorweisen konnte. Sie selbst hat nur die kasachische Staatsbürgerschaft, ihre sieben Kinder sowie ihr Mann die deutsche.

Vor fünf Jahren kam die russlanddeutsche Familie aus Kasachstan nach Deutschland, Vater Heinrich hatte die deutsche Staatsbürgerschaft bereits bei einem früheren Aufenthalt erworben und sie somit auch an die sieben Kinder vererbt. Doch Liliya Klassen ist als einzige in der Familie noch keine Deutsche.

Der Ausländerbehörde des Landratsamts Heilbronn ging es ums Prinzip

Der Hintergrund der zuletzt drohenden Abschiebung: Bei der Einreise im Jahr 2020 beantragte man für die Mutter irrtümlich ein Schengen-Visum. Das gilt zwar in der gesamten Europäischen Union. Was den Klassens aber nicht klar war: Es schließt die spätere Beantragung einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis in Deutschland aus. Deshalb drohte kürzlich die Abschiebung sowie ein 30-monatiges Wiedereinreiseverbot, wenn die 49-Jährige nicht freiwillig das Land verlassen hätte.

Der Ausländerbehörde ging es dabei ums Prinzip: „Personen, die bewusst die Visum-Regeln missachten und unerlaubt einreisen, müssen grundsätzlich das Visumverfahren nachholen. Es besteht insoweit ein beachtlicher öffentlicher Belang, dem Eindruck entgegenzuwirken, man könne durch eine Einreise vollendete Tatsachen schaffen und die bestehenden Einreiseregelungen umgehen“, erklärte das Landratsamt.

„Deutsch und unerwünscht“, titelte die neu-rechte „Junge Freiheit“

Der Fall erregte sogar in AfD-Kreisen die Gemüter, in denen man Abschiebungen sonst durchaus positiv sieht. Während Hunderttausende illegal ins Land strömten und oft geduldet würden, werde hier „gegen eine gläubige, deutschstämmige Mutter gnadenlos durchgegriffen“, schimpfte etwa der AfD-Europaabgeordnete Markus Buchheit. „Deutsch und unerwünscht“, titelte die neu-rechte Zeitschrift „Junge Freiheit“.

Doch jetzt die überraschende Wendung mit der Duldung, die eine Abschiebung vorübergehend verhindert. Familie Klassen kann vorerst aufatmen.

Zum Artikel

Erstellt:
8. August 2025, 09:22 Uhr
Aktualisiert:
8. August 2025, 10:06 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen