Sigel: Busse sind nicht stets überfüllt

Landrat warnt davor, die Bürger zu verunsichern – Ulrike Sturm spricht von „Russisch Roulette“

Ulrike Sturm erhebt schwere Vorwürfe gegen die ÖPNV-Verantwortlichen. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

Ulrike Sturm erhebt schwere Vorwürfe gegen die ÖPNV-Verantwortlichen. Foto: E. Layher

Von Matthias Nothstein

WAIBLINGEN/BACKNANG. Die Grüne-Regional- und Stadträtin Ulrike Sturm hat dringend an die ÖPNV-Verantwortlichen appelliert, die Sparmaßnahme zurückzunehmen, wonach die Busse etwa in Backnang nur noch im Stundentakt fahren. Durch den Sparkurs würden die Busse wieder voller, was Sturm zu folgender Einschätzung veranlasst: „Wenn in den Bussen kein Mindestabstand eingehalten werden kann, ist jede Fahrt mit einem Russisch Roulette-Spiel zu vergleichen.“

Rems-Murr-Landrat Richard Sigel hingegen betont, es komme auf die Verantwortung jedes Einzelnen an. Jeder müsse verantwortungsbewusst die inzwischen allgemein bekannten Verhaltensregeln einhalten. Dazu gehöre auch, dass an den Haltestellen und in den Bussen der von der Landesregierung vorgegebenen Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werde. Bus und Bahn fahren aber pauschal mit „Russisch Roulette“ zu vergleichen hält Sigel auch in der aktuellen Situation für bedenklich: „Solche Äußerungen sind geeignet, Menschen zu verunsichern. Gerade das sollten wir aber derzeit als Verantwortungsträger nicht tun.“

Im Gegensatz dazu legt Sturm noch eins drauf: „Sie spielen mit dem Leben aller Bus fahrenden, die aktuell noch zur Arbeit oder zum Arzt müssen.“ Wer mit dem ÖPNV fährt nimmt laut Sturm schon immer Unannehmlichkeiten wie drangvolle Enge, Verspätungen oder Ausfälle hin. „Daher haben es die treusten der treuen Kunden, die jetzt noch mit dem Bus fahren, verdient, dass sie jetzt, wo nur noch wenige Menschen überhaupt zur Arbeit fahren und Einkommenssteuer zahlen, auch einmal mehr Platz haben.“ Sie verweist auf andere Länder, in denen nicht so viele Menschen an Corona sterben wie in Deutschland. Dort können laut Sturm öffentliche Verkehrsmittel nur noch mit Mundschutz und teilweise sogar erst nach Fiebermessungen betreten werden. „Ich fordere Sie als Verantwortliche auf, auch für den Busverkehr in Backnang und im Rems-Murr-Kreis umgehend ein dahin gehendes Konzept zu entwickeln.“ Und sie schiebt nach: „Schließlich ist damit zu rechnen, dass die Schulen bereits wieder geöffnet werden, bevor die Seuche besiegt ist.“

In seinem Antwortschreiben erklärt der Landrat: „Nach meinem Kenntnisstand haben wir auch nicht flächendeckend überfüllte Busse und Bahnen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass seit Donnerstag, 25. März, die Busse in den vier VVS-Verbundlandkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr überwiegend nach einem erweiterten Samstagsfahrplan fahren.“ Erweitert heißt laut Sigel, dass zusätzlich zu dem regulären Samstagsfahrplan in den Hauptverkehrszeiten, vor allem morgens, teilweise aber auch am späten Nachmittag, Busse unterwegs sind, damit Beschäftigten ihren Arbeitsplatz erreichen und Bürger zum Beispiel zum Einkaufen fahren können. Im VVS fahren seit letzter Woche auch die Regionalbahnen, die S-Bahnen und die Stadtbahnen nach einem reduzierten Fahrplan. Das Motto lautet: „Weniger, aber verlässlich“. Damit soll auch nicht gespart werden. Es ist gerade keine Sparaktion, sondern es muss sichergestellt werden, dass auch in der Coronakrise dauerhaft ausreichend Personal zur Verfügung steht, um zuverlässigen ÖPNV anzubieten. Ein Vorgehen, das auch in vielen anderen Bereichen der kritischen Infrastruktur derzeit sinnvollerweise praktiziert wird.

Abschließend teilt Sigel noch Zahlen, Daten und Fakten mit: „Aktuell ist das Fahrgastaufkommen aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens auf deutlich weniger als ein Viertel des Normalwertes gesunken. Trotzdem wurden die Verkehrsunternehmer darum gebeten, insbesondere in den Hauptverkehrszeiten wo immer möglich Gelenkbusse einzusetzen, um so im Bus für die Fahrgäste mehr Platz zu Verfügung stellen zu können.“

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Erstellt:
31. März 2020, 06:00 Uhr

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