Sigel: Gehölzschnitt jetzt gerne im Garten belassen

Umweltschutzamt weist auf Nutzen für viele Tierarten hin: „Vor der Ablieferung des Grünguts bitte prüfen, ob Tiere darin leben“

Die Zauneidechse nutzt Reisighaufen gerne als Unterschlupf. Foto: Landratsamt

Die Zauneidechse nutzt Reisighaufen gerne als Unterschlupf. Foto: Landratsamt

WAIBLINGEN (pm). Die vergangenen Tage und Wochen wurden verstärkt genutzt, den eigenen Garten oder das Wochenendgrundstück auf Vordermann zu bringen oder in den Obstbaumwiesen die letzten Pflegeschnitte vorzunehmen. Der hierbei anfallende Gehölzschnitt konnte jedoch nicht wie gewohnt zeitnah entsorgt werden. Die zeitweise Schließung der Grüngutsammel- und Häckselplätze im Landkreis wegen der Coronakrise bewirkte, dass der Gehölzschnitt vorübergehend gelagert werden musste.

Nun, mit der Wiedereröffnung einzelner Häckselplätze, besteht die Möglichkeit, dieses Material zu entsorgen. Das Umweltschutzamt des Rems-Murr-Kreis weist jedoch darauf hin: Während der Zeit der Zwischenlagerung können die Reisighaufen das Interesse zahlreicher Tiere geweckt haben. Denn Reisighaufen können schnell von Singvogelarten wie Zaunkönig oder Rotkehlchen als Versteck oder Brutplatz genutzt werden. Auch Zauneidechsen nutzen diese gerne als Unterschlupf. Daher empfehlen die Naturschutzexperten vor dem Abtransport des angefallenen Gehölzschnitts, diesen auf mögliche Bewohner hin zu überprüfen.

„Noch besser wäre es, wenn das Material ganz oder teilweise an einer geeigneten Stelle im Garten oder auf dem Stückle dauerhaft verbleiben könnte“, regt Landrat Richard Sigel an. Denn Totholz im Garten ist ein wertvoller Lebensraum – insbesondere für Insekten. So ernähren sich beispielsweise Käfer wie der gefährdete Nashornkäfer beziehungsweise seine Larven von dem zerfallenden Altholz. Auch Nützlinge wie Marienkäfer, Laufkäfer, Ohrwürmer und Schlupfwespen nutzen Reisighaufen als Unterschlupf. Gerne werden Reisighaufen auch von Igeln als Winterquartier genutzt. „Gerade jetzt“, so Landrat Sigel, „wäre der richtige Zeitpunkt dafür, aus der Not eine Tugend zu machen und den eigenen Garten für bedrohte Tiere aufzuwerten und so neue Lebensräume zu schaffen.“

Weitere Informationen zur Wiedereröffnung der Grüngutsammel- und Häckselplätze gibt es im Internet auf www.abfallwirtschaft-rems-murr.de.

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Erstellt:
24. April 2020, 06:00 Uhr

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