Ex-Trigema-Chef nach Suizidversuch

„Sind alle froh, dass er fit ist“ – wie Burladingen auf Grupps Rückkehr blickt

Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat sich wieder öffentlich in einem Geschäft des Textilunternehmens gezeigt. Erleichterung herrscht darüber auch bei den Menschen in seiner Heimat.

Gerd Pfister (rechts) hofft, dass Wolfgang Grupp auch bald wieder in seiner Metzgerei in Burladingen vorbeischaut.

© Bernd Weißbrod/dpa, STZN

Gerd Pfister (rechts) hofft, dass Wolfgang Grupp auch bald wieder in seiner Metzgerei in Burladingen vorbeischaut.

Von Florian Dürr

In der Burladinger Holzofenbäckerei Weber holt Wolfgang Grupp immer wieder seine Brötchen – das war vor seinem Suizidversuch so und gehört auch nun wieder zur Normalität: „Er war schon ein paar Mal da, er ist wohlauf“, erzählt eine Verkäuferin, die ihren Namen nicht nennen möchte.

Der Ex-Trigema-Chef sei wieder ganz der Alte, so ihr Eindruck: „Man merkt keinen Unterschied, er wirkt ganz normal und ist freundlich wie immer“, sagt die Frau hinter der Theke. Der 83-Jährige entscheide gerne mal spontan, wonach ihm gerade ist: „Das ist ganz unterschiedlich, aber die Laugen-Sachen mag er ganz gern – und dunkle Vollkornbrote“, verrät die Verkäuferin.

Der Ex-Trigema-Chef ist in Burladingen hoch angesehen, hat viel gespendet

Mehr als zwei Monate nach seinem Suizidversuch am 7. Juli und einem anschließenden Klinikaufenthalt hat sich der Unternehmer wieder öffentlich gezeigt, stand sogar kürzlich beim verkaufsoffenen Sonntag im Trigema-Geschäft in Burladingen hinter der Theke. „Wir sind alle froh, dass er fit und wohlauf ist“, sagt auch Gerd Pfister, der nur ein paar Häuser weiter vom Grupp-Anwesen eine Metzgerei leitet: „Ich hoffe, dass er auch mal wieder hier vorbeikommt“, sagt er. Wenn Grupp auf der Jagd war, hat er dem Metzger anschließend immer das Wildfleisch zur Verarbeitung vorbeigebracht.

In Burladingen sei der ehemalige Trigema-Chef hoch angesehen, sagt Pfister: „Er hat viel gespendet.“ Für eine neue Sporthalle in Burladingen, die Festhalle oder für die Jugendmusikschule, um einen neuen Flügel zu finanzieren. Auch in der Bäckerei ist Grupp ein gern gesehener Kunde: „Er ist ein offener Mensch und überhaupt nicht abgehoben“, sagt die Verkäuferin.

Suizidversuch am 7. Juli – zehn Tage später Brief an Trigema-Mitarbeiter

Bei Trigema selbst bleibt man zurückhaltend – auch mit Verweis auf den Wunsch der Familie: „Herr Wolfgang Grupp Senior befindet sich weiterhin im Genesungsprozess und bewegt sich in seinem natürlichen Umfeld“, sagte kürzlich die Unternehmenssprecherin zu Grupps Erscheinen beim verkaufsoffenen Sonntag. Darüber hinaus werde er „auf absehbare Zeit keine Interviews und öffentlichen Auftritte wahrnehmen“, so die Sprecherin.

Grupp hatte am 7. Juli versucht, sich das Leben zu nehmen, wurde mit Schussverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Zehn Tage später wandte sich der 83-Jährige in einem Brief an die Trigema-Belegschaft, in dem er über seine Depressionen sprach und sagte, dass er den drastischen Schritt gerne ungeschehen machen würde.

Das Unternehmen wird seit seinem Rückzug aus dem Chefsessel Ende 2023 von seinen Kindern Bonita und Wolfgang Grupp junior geleitet. Über seine Nachfolger schrieb Grupp in seinem Brief vom 17. Juli: „Ich bin mir sicher, dass meine Kinder trigema verantwortungsvoll in eine erfolgreiche und sichere Zukunft führen werden.“ Aber der Besuch am vergangenen Sonntag zeigt: Auch der Senior Chef lässt es sich offenbar weiterhin nicht nehmen, immer mal wieder auf dem Trigema-Gelände vorbeizuschauen.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/

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Erstellt:
17. September 2025, 14:52 Uhr
Aktualisiert:
17. September 2025, 15:24 Uhr

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