Heizöl, Gas, Pellets im Vergleich

Sind Heizölkunden benachteiligt?

Nicht nur Strom und Gas sind teurer geworden, auch für Heizöl und Holzpellets muss man deutlich mehr bezahlen. Und diese werden nicht subventioniert. Ein Preisvergleich.

Der Heizölpreis diente als Orientierung für die Deckelung des Gaspreises.

© dpa//Christian Charisius

Der Heizölpreis diente als Orientierung für die Deckelung des Gaspreises.

Von Eva Drews

Vom kommenden Jahr an will die Bundesregierung Haushalte entlasten, die Gas oder Fernwärme beziehen. Preissteigerungen gab es aber auch bei anderen Heiztechnologien wie Heizöl und Pellets. Nutzer dieser Wärmequellen sollen jedoch nicht von sogenannten Preisbremsen profitieren. Wir haben uns näher angesehen, wie die Unterschiede ausfallen, und sind der Frage nachgegangen, warum Gaskunden unterstützt werden, Heizöl- und Pelletkunden aber nicht.

Wie sind die Technologien verteilt?

Erdgas ist in Deutschland der am meisten verbreitete Wärmeträger. Laut dem Statistikdienst Statista nutzten 2020 etwa 43,5 Prozent der deutschen Haushalte Erdgas, um zu heizen. Auf Platz zwei folgte mit 25,9 Prozent Heizöl, auf Platz drei fanden sich bereits Erneuerbare mit einem Anteil von 18,1 Prozent. Fernwärme nutzte jeder zehnte Haushalt, 1,6 Prozent heizten mit Strom, 0,8 Prozent mit Kohle. Unter den Erneuerbaren spielen sogenannte biogene Festbrennstoffe, also Holz und Holzprodukte wie Pellets, laut dem Umweltbundesamt die mit Abstand größte Rolle. Solar- und Geothermie sowie Umweltwärme (in erster Linie Wärmepumpen) legen zwar deutlich zu, spielen aber noch eine untergeordnete Rolle. In Baden-Württemberg liegt der Heizölanteil übrigens mit etwa einem Drittel höher als im Bundesdurchschnitt. Auf Erdgas entfallen im Südwesten weniger als 40 Prozent.

Wie haben sich die Preise entwickelt?

Generell zu bewerten, wie extrem die Kosten gestiegen sind, ist schwierig. Die Schwankungsbreite bei Gasverträgen ist nach wie vor hoch, und bei Brennstoffen, die nicht wie Gas kontinuierlich geliefert, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt gekauft und dann bevorratet werden, ist der Kaufzeitpunkt entscheidend. So kostete beispielsweise Heizöl pro 100 Liter am 9. März 2022 fast 205 Euro, gut einen Monat später nur noch 126 Euro, stieg dann wieder auf mehr als 175 Euro, um heute bei etwa 127 Euro zu notieren. Ins Jahr 2022 gestartet war der Ölpreis im Januar bei knapp 87 Euro für 100 Liter. Bei Pellets liegt die Preisspanne zwischen 366,58 Euro für eine Tonne im Januar 2022 und 763,76 Euro im September.

Wie haben wir gerechnet?

Da diese Schwankungen nicht abzubilden sind, stellen unsere Berechnungen Augenblicksaufnahmen dar. Grundlage ist eine 80 Quadratmeter große Wohnung, die einen durchschnittlichen Heizbedarf von 9600 Kilowattstunden pro Jahr aufweist. Bei den Gas-Wettbewerbsverträgen, Holzpellets und Heizöl haben wir mit Durchschnittspreisen gerechnet – aktuell und zum Vorjahresstichtag. Für die Grundversorgung Gas, die derzeit in vielen Regionen die günstigste Vertragsalternative ist, haben wir den vielerorts in Baden-Württemberg geltenden EnBW-Grundversorgungstarif Gas namens Komfort ausgewählt.

Wie werden Gas- und Fernwärmekunden entlastet?

Für Gas- und Fernwärmekunden gilt von 2023 an eine Preisbremse, die folgendermaßen funktioniert: Von März an müssen alle Versorger den Abschlag auf der Basis von September 2022 neu berechnen. Dazu werden 80 Prozent der dem Abschlag zugrunde liegenden Verbrauchsmenge mit einem gedeckelten Preis pro Kilowattstunde von 12 Cent berechnet. Die restlichen 20 Prozent werden mit den Preisen des jeweiligen Vertrags in Rechnung gestellt. Die für Januar und Februar zu viel gezahlten Abschlagszahlungen soll es im März zusätzlich zurückgeben. Zeigt sich am Ende des Jahres, dass ein Kunde weniger verbraucht hat, bekommt er seine Rückzahlung auf Basis der höheren Preise seines Vertrags. Bei Fernwärmekunden liegt der subventionierte Preis bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde.

Und Heizöl- oder Pelletkunden?

Für andere Heizungsarten wie Heizöl, Holzpellets, Scheitholz oder Wärmestrom will die Bundesregierung keine Preisbremsen einführen. Dabei zeigen die Berechnungen, dass die Preise auch dort erheblich gestiegen sind. Der Pelletpreis ist mit einem Plus von mehr als 150 Prozent besonders stark gestiegen. Bricht man die nun gültigen Preise des Exempels auf die Kilowattstunde herunter, liegen alle berechneten Beispielheizstoffe auf einem ähnlichen Niveau: Bei Gas sind es nach Anwendung der Preisbremsen 12,5 Cent (Grundversorgung) beziehungsweise 13,4 Cent (Wettbewerbstarife), bei Heizöl 12,6 Cent und bei Pellets 14,1 Cent. Aufgabe der Gaspreiskommission, die den Mechanismus der Gaspreisbremse ersonnen hat, war es, Gaskunden in etwa so zu stellen wie Nutzer anderer Energiequellen. Dabei habe der Heizölpreis als „Referenzpunkt“ gedient, wie Christian Bayer dem WDR sagte. Bayer ist Professor für Makroökonomie an der Universität Bonn und Mitglied der Kommission. „Unser Ziel war es, in etwa auf Durchschnittskosten von grob 14 Cent pro Kilowattstunde zu kommen“, so Bayer.

Was kann man auch als Heizöl- oder Pelletkunde tun?

Selbst, wenn Besitzer von Ölheizungen willens sind, diese durch eine Wärmepumpe zu ersetzen: Kurzfristig hilft das nicht, denn auf eine Wärmepumpe wartet man derzeit mehrere Monate und bis zu einem Jahr. Und mindestens so schwer ist es, Handwerker zu bekommen, die sie installieren. Doch auch so können Eigenheimbesitzer oder Vermieter bereits tätig werden, sagt Frank Hettler, der Leiter des vom Land geförderten Informationsprogramms Zukunft Altbau. Er empfiehlt vor allem, in Eigenregie die Kellerdecke und die oberste Geschoßdecke zu dämmen. Wer das erwägt, findet sogar ein Video mit Frank Hettler dazu auf der Homepage von Zukunft Altbau. „Eine Kellerdeckendämmung ist durch die geringen Investitionskosten eine der profitabelsten energetischen Maßnahmen“, sagt Hettler. Solche Eigenleistungen sollen vom kommenden Jahr an zudem staatlich bezuschusst werden.

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Erstellt:
30. November 2022, 17:04 Uhr
Aktualisiert:
30. November 2022, 20:09 Uhr

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