Tiere schwarz-gelb gestreift

Sind Wespen so aggressiv - oder ist der Mensch das Problem?

Die nerven! Ständig schwirren Wespen um uns herum, wollen unsere Grillwurst und das Eis. Warum wirken Wespen derzeit so angriffslustig? Ein Wissenschaftler kann das erklären.

Sie ist knallig-gelb: Die Wespe. (Archivbild)

© Hendrik Schmidt/dpa

Sie ist knallig-gelb: Die Wespe. (Archivbild)

Von Von Simone Andrea Mayer, dpa

Konstanz/Berlin - Viele Menschen mögen Wespen nicht, aber in der meisten Zeit des Jahres geben sie uns wenig Grund zur Aufregung. Das ändert sich im Laufe des Sommers: Wespen werden gefühlt zu Nervensägen. 

Warum wirken Wespen jetzt so aggressiv? 

"Wespen sind grundsätzlich nicht aggressiv, Bienen auch nicht", sagt Giovanni Galizia, Professor für Neurobiologie und Zoologie an der Universität Konstanz. "Beide stechen, wenn sie sich gestört und bedroht fühlen. Etwa, wenn man sich viel zu hektisch bewegt, so dass sie denken, da ist ein Feind." Aber beide, Bienen und Wespen, gehen laut Galizia eigentlich den Konflikten aus dem Weg. 

Warum fliegen Wespen dann auf uns zu?

Zur Nahrung der Wespen gehören Zuckersäfte und Nektar - und das bieten wir Menschen ihnen. Wir stellen großzügig den Kuchen auf den Terrassentisch, legen Würste auf den Grill, halten Eis in der Hand. Für die Wespen ist das eine Essenseinladung, auch wenn der Mensch das anders sieht.

"Sie suchen auch nach Protein für ihre Brut", ergänzt Galizia. Das steckt etwa in Käse. "Sie suchen auch nach toten Insekten oder kleinen Fleischresten." Aber Wespen können auch von größeren toten Tieren etwas Fleisch abschaben. "Das macht sie unangenehm für uns, denn wenn wir einen Grillabend haben und da liegt Fleisch und Wurst herum, ist das eine wunderbare Proteinquelle. Darauf fliegen sie natürlich." 

Wie kommt es, dass sich Wespen von uns bedroht fühlen?

Man mag sich im Aufeinandertreffen mit Wespen vielleicht selbst vor allem in der Defensive sehen, aber aus Sicht der Insekten ist das anders. Menschen wedeln mit den Armen, machen hektische Bewegungen. Wespen werden also geschlagen oder in die Enge getrieben - ihre Reaktion ist also verständlich, versetzt man sich mal in die Lage der kleinen Tiere, die mit großen Menschen konfrontiert werden.

Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) erzielt auch eine beliebte Abwehrmaßnahme, das Anpusten der Tiere, genau das Gegenteil: Das Kohlendioxid in der Atemluft wirke auf Wespen wie ein Alarmsignal. Selbst das für den Mensch gefährlichste Szenario ist für Wespen ein Angriff: "Wenn wir sie aus Versehen mit einem Stück Wurst in den Mund nehmen, dann haben wir sie ja gefangen", erklärt Forscher Galizia. "Wir haben die Wespen also angegriffen und sie stechen." Stiche in den Mund oder Rachenraum können für Menschen lebensbedrohlich sein, da das Anschwellen der Schleimhäute zu Atemnot führen kann.

Was sollte man stattdessen tun? Lebensmittel gut abdecken und cool bleiben, rät der Nabu. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber vielleicht hilft es beim nächsten Kontakt ja, sich zu verdeutlichen, dass die Tiere Angst vor uns haben.

Warum sehen wir derzeit so viele Wespen?

Das entspreche ihrem Lebenszyklus, erläutert Galizia. Die große Zeit der Wespen fange bereits im Juni an, noch mehr seien es dann im August und September.

Dann bereiten sich die Tiere auch schon auf die neue Saison vor: "Die Königin fürs nächste Jahr muss sich gut anfuttern. Die Zeit, wenn wir unsere Feste im Freien feiern, ist daher auch die Zeit, in der Wespen ihre Nahrung suchen." 

Wie unterscheidet man Wespen von Bienen und Hummeln?

Geht es Ihnen auch so? Man sieht etwas Schwarz-Braun-Gelbes schwirren und gerät in Hektik. Doch nicht jedes so gefärbte Fluginsekt ist eine Wespe. "Bienen sind eher dunkel und nicht so knallig-gelb wie Wespen", erläutert Galizia. "Wespen sind auch schmaler und haben eine ausgeprägte Wespentaille. Auf die Schnelle sieht die Biene so aus, als hätte sie ein Körperteil und die Wespe hat ein Vorder- und ein Hinterteil." 

Auch am Kopf gibt es einen Unterschied: Der knallig-gelbe Kopf der Wespe habe einen schwarzen Punkt, das Haupt der Biene sei "eher braun". Besonders gut lassen sich beide aber an ihrem Flugziel ausmachen: Bienen, zu denen übrigens auch die Hummeln zählen, sind Menschen schnuppe und sie kommen nicht bewusst an den Tisch. "Das sind keine Fleischfresser, sondern sie holen ihre ganzen Proteine aus Pollen", sagt Galizia. 

Gut zu wissen ist übrigens auch, was Schwebfliegen sind. Diese sehen ähnlich aus wie Wespen, sind aber komplett harmlos. Sie können nicht mal stechen. "Eine Schwebfliege schwebt. Wenn ein Insekt in der Luft länger still steht, dann ist es keine Wespe und keine Biene. Die würden runterfallen", erklärt Galizia. 

Zwar würde eine Wespe manchmal auch ganz kurz schweben. "Aber wenn eine Wespe an eine Futterstelle geht, zieht sie immer vor, zurück, links, rechts. Die Schwebfliege steht in der Luft wirklich still."

Lecker! Wespen suchen Süßes - und das ist unser Kuchen. (Archivbild)

© Patrick Pleul/dpa

Lecker! Wespen suchen Süßes - und das ist unser Kuchen. (Archivbild)

Im August und September sind die meisten Wespen unterwegs. (Archivbild)

© Frank Rumpenhorst/dpa/dpa-tmn

Im August und September sind die meisten Wespen unterwegs. (Archivbild)

Eigentlich leicht zu erkennen: Eine Wespe hat eine Wespentaille. (Archivbild)

© Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn

Eigentlich leicht zu erkennen: Eine Wespe hat eine Wespentaille. (Archivbild)

Zum Artikel

Erstellt:
3. August 2025, 06:14 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen