Skelettfund bei Bauarbeiten im Murrhardter Klosterhof

Bei Baggerarbeiten im Rahmen von Leitungsverlegungen sind in Murrhardt menschliche Knochen entdeckt worden. Vermutlich handelt es sich um eine Person, die dort im Mittelalter bestattet wurde. Das Landesdenkmalamt will nun Alter und Geschlecht des Skeletts untersuchen.

Bei Bauarbeiten an einer Wasserleitung wurde das Skelett gefunden.Foto: Reinhold Feigel

© Reinhold Feigel

Bei Bauarbeiten an einer Wasserleitung wurde das Skelett gefunden.Foto: Reinhold Feigel

Von Christine Schick

Murrhardt. Der Klosterhof Murrhardt liegt wie weitere Areale in der Innenstadt im sogenannten Grabungsschutzgebiet. Das heißt, bei Bauarbeiten müssen die Beteiligten besondere Sorgfalt walten lassen, um bei möglichen archäologischen Funden schnell und gezielt reagieren zu können.

Insofern hat Reinhold Feigel als ehrenamtlicher Beauftragter der archäologischen Denkmalpflege am vergangenen Donnerstag auch ein Auge auf die städtischen Bauarbeiten rund um eine Wasserleitung nahe der Stadtkirche und Walterichskapelle gehabt und das Vorhaben begleitet. Gut so, denn als der Bagger tiefer vorstieß, registrierte Feigel, dass dort in der Erde Knochen zum Vorschein kamen, die sich nach näherem Betrachten als menschliche herausstellten. Die Bauarbeiten wurden daraufhin unterbrochen und Reinhold Feigel informierte Aline Kottmann vom Landesamt für Denkmalpflege, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Im Anschluss hieß es, den Fund freizulegen, zu reinigen und später aus der Fundstelle zu entnehmen: ein außer den Füßen, die durch den Baggerbiss nicht erhalten werden konnten, relativ vollständiges, allerdings nicht sehr gut erhaltenes Skelett. Diese Arbeiten haben bis zum Freitagnachmittag gedauert.

Lage des Toten weist auf christliche Bestattung hin

Feigel geht davon aus, dass es sich um einen Fund aus dem Mittelalter handelt. Nach einer sehr groben Schätzung könnte es eine Bestattung um 1100 nach Christus sein. Ein Hinweis ist für ihn dabei, dass das Skelett in bestimmter Richtung in die Erde gebettet wurde – der Kopf westlich, die Füße östlich –, was für eine christliche Form der Bestattung steht. Um das Alter der sterblichen Überreste genauer einzugrenzen, müssen diese aber untersucht werden. Als nächster Schritt soll nun ein Spezialist die genaue Position des Funds aufnehmen, was in der Fachsprache „einmessen“ heißt. Die Kennzeichnung der Lage des Skeletts ist mit farblich markierten Nägeln bereits erfolgt. Die Auswertung des Funds wird vermutlich noch etwas dauern.

Die abgesperrte Fundstelle liegt in der Nähe der Stadtkirche.Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Die abgesperrte Fundstelle liegt in der Nähe der Stadtkirche.Foto: Stefan Bossow

Ungewöhnlich ist die Entdeckung eines Grabs in der Nähe einer Kirche mit einem klostergeschichtlichen Hintergrund nicht. Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, inwieweit sich mit dem Fund ein weiteres Mosaik zum Klosterensemble und zur Stadtgeschichte erarbeiten lässt. Am gestrigen Montag erläuterte Aline Kottmann vom Landesamt für Denkmalpflege auf Anfrage, dass die Knochen des Skeletts in Bezug auf das Alter und das Geschlecht unter die Lupe genommen werden sollen. Bei ersterem wird es um zwei verschiedene Aspekte gehen: Da ist zum einen das Sterbealter der im Klosterhof bestatteten Person. „Das wird ziemlich sicher anhand anthropologischer Untersuchungen auf zehn bis 20 Jahre genau festzustellen sein“, erklärt Aline Kottmann. Zum anderen heißt es, den Sterbezeitpunkt zu datieren. Dieser lasse sich voraussichtlich auf naturwissenschaftliche Weise, mit dem Verfahren der Radiocarbondatierung, auf 100 bis 200 Jahre genau eingrenzen.

Schwieriger sieht es bei der Bestimmung des Geschlechts aus, da die Beckenknochen leider nur sehr schlecht erhalten gewesen seien, so die Expertin. Zudem könnte eine Scherbe, die in der Nähe gefunden wurde, einen weiteren Hinweis auf die zeitliche Einordnung geben, wobei sie ebenfalls von einem mittelalterlichen Bestattungskontext ausgeht. Aline Kottmann steht in Kontakt mit der Stadt und den Stadtwerken Murrhardt, um auch kommende Eingriffe an der Baustelle entsprechend fachlich begleiten zu können.

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Erstellt:
10. Oktober 2023, 14:30 Uhr

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