Leistungsmissbrauch beim Bürgergeld

So gehen die Betrüger vor

Das Bürgergeld soll Menschen absichern, die wirklich finanzielle Hilfe brauchen. Doch manche machen sich das System gezielt zunutze – mit Tricks, Lügen und gefälschten Angaben.

Es gibt viele Formen des Sozialbetrugs.

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Es gibt viele Formen des Sozialbetrugs.

Von Lukas Böhl

Die Methoden sind oft simpel, teilweise aber auch hochorganisiert. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags hat die typischen Betrugsmaschen beim Bezug von Leistungen nach dem SGB II (Bürgergeld) in einem Bericht aus dem Jahr 2022 näher betrachtet. So funktionieren die gängigsten Maschen der Betrüger, um sich Bürgergeld zu erschleichen.

1. Arbeit verschweigen – Bürgergeld kassieren

Wie wird betrogen?

Personen nehmen eine bezahlte Tätigkeit auf – melden sie dem Jobcenter aber nicht. Typisch: Ein Vollzeitjob wird als Minijob deklariert, der Großteil des Lohns wird bar ausgezahlt, ohne dass er offiziell auftaucht.

Wozu das Ganze?

Dadurch wirkt es so, als reiche das Einkommen nicht zum Leben. Die Person bekommt weiter Bürgergeld – obwohl sie eigentlich längst nicht mehr bedürftig ist.

2. Schein-Selbstständigkeit vortäuschen

Wie wird betrogen?

Antragsteller geben an, selbstständig zu sein – etwa als Handwerker, Online-Händler oder Dienstleister. Sie legen Rechnungen, Webseiten oder Visitenkarten vor. In Wahrheit gibt es keine echten Kunden, keine Einnahmen.

Wozu das Ganze?

Mit angeblich niedrigen Einkünften und hohen (oft erfundenen) Betriebsausgaben lässt sich der Bürgergeld-Anspruch erhalten oder sogar erhöhen. Das Einkommen wird künstlich „klein gerechnet“.

3. Vermögen verheimlichen – mit Strohmännern

Wie wird betrogen?

Wertvolle Gegenstände (z. B. Immobilien, teure Autos, Firmenbeteiligungen) werden nicht auf den Antragsteller eingetragen, sondern auf Verwandte oder Bekannte.

Wozu das Ganze?

Auf dem Papier besitzt die Person nichts – also scheint sie hilfebedürftig. Das Jobcenter bewilligt Bürgergeld, obwohl real Vermögen vorhanden ist, das den Anspruch ausschließen würde.

4. Ehe offiziell getrennt – doppelt kassiert

Wie wird betrogen?

Ehepaare geben an, getrennt zu leben. Die Frau meldet sich zum Beispiel mit den Kindern als eigene Bedarfsgemeinschaft. Tatsächlich wohnen alle weiter zusammen, der Ehemann verdient mit.

Wozu das Ganze?

So wird das Einkommen des Mannes nicht angerechnet – die Frau bekommt mehr Bürgergeld, als ihr zusteht. In Wahrheit lebt die Familie auf Kosten des Staates.

5. Gefälschter Job bei befreundetem „Arbeitgeber“

Wie wird betrogen?

Ein Bürgergeld-Empfänger legt dem Jobcenter einen Arbeitsvertrag vor – etwa über 20 Stunden pro Woche und geringen Lohn. In Wahrheit gibt es diesen Job nicht. Der angebliche Arbeitgeber ist eingeweiht oder bekommt einen Teil des Geldes.

Wozu das Ganze?

Durch das vorgetäuschte Beschäftigungsverhältnis entsteht ein Anspruch auf „aufstockendes Bürgergeld“. Das Amt zahlt – obwohl keine echte Hilfsbedürftigkeit vorliegt.

6. Organisierte Einwanderung zum Zweck des Leistungsbezugs

Wie wird betrogen?

Unionsbürger reisen gezielt nach Deutschland ein. Sie melden Scheinbeschäftigungen an, die nur auf dem Papier existieren. Teilweise fälschen Hintermänner Arbeitsverträge oder Gewerbeanmeldungen.

Wozu das Ganze?

So wird der Ausschluss vom Bürgergeld umgangen. Das Amt geht von einem Aufenthaltsrecht durch Erwerbstätigkeit aus – und zahlt. In Wirklichkeit fließt das Geld an organisierte Strukturen im Hintergrund.

Fazit

Der Missbrauch von Bürgergeld ist kein Randphänomen. Die Maschen reichen von schlichtem Verschweigen eines Jobs bis zu bandenmäßig organisierten Betrugsmodellen. Ziel ist immer das Gleiche: Geld vom Staat zu kassieren, obwohl die Anspruchsgrundlage fehlt. Die Folgen trägt die Allgemeinheit.

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Erstellt:
28. Juli 2025, 11:36 Uhr

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