Nachfrage am Arbeitsmarkt

So gut sind Ukrainer in Deutschland angekommen

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat untersucht, wie gut ukrainische Geflüchtete auf dem deutschen Arbeitsmarkt angekommen sind – und wie sie über das Thema Rückkehr denken.

Mehr als eine Million Schutzsuchende aus der Ukraine leben in Deutschland. (Symbolbild)

© Stefan Puchner/dpa

Mehr als eine Million Schutzsuchende aus der Ukraine leben in Deutschland. (Symbolbild)

Von Valentin Schwarz

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs haben sehr viele Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland Zuflucht gefunden. Nach den türkischen Staatsangehörigen sind sie inzwischen die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe. Doch wie sehen ihre Lebensverhältnisse hierzulande aus?

Für eine Studie hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung rund 40 000 Ukrainer befragt, die zwischen Februar 2022 und 2024 nach Deutschland gekommen sind. Die wichtigsten Erkenntnisse:

Wie hat sich die Gesamtzahl entwickelt?

Gut 1,5 Millionen Ukrainer haben Deutschland seit Beginn des Krieges erreicht. Davon leben rund 1,2 Millionen noch immer hier. „Deutschland ist zum wichtigsten Zielland für Schutz suchende Ukrainer geworden“, sagt Katharina Spieß, Co-Autorin der Studie. Nirgendwo anders sind in absoluten Zahlen so viele ukrainische Geflüchtete untergekommen.

Wie gut sprechen die ukrainischen Geflüchteten deutsch?

31 Prozent der Befragten bewerteten ihre Deutschkenntnisse als gut. Dagegen gaben 37 Prozent an, schlecht oder gar nicht Deutsch zu sprechen. „Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Deutschkenntnissen und sozialer Integration“, sagt Andreas Ette, ebenfalls Co-Autor der Studie. Ukrainer, die nach eigener Einschätzung gut Deutsch sprechen, fühlen sich zu 44 Prozent in Deutschland überwiegend willkommen. Unter Menschen mit schlechten Sprachkenntnissen beträgt dieser Wert 35 Prozent.

Wie viele Ukrainer sind erwerbstätig?

Ukrainische Schutzsuchende kommen zunehmend auf dem deutschen Arbeitsmarkt an. 51 Prozent der 20- bis 64-Jährigen, die Deutschland in den ersten vier Monaten nach Beginn des Krieges erreicht haben, sind inzwischen erwerbstätig. Diese Quote sei zunächst langsam, im zweiten und dritten Jahr nach der Ankunft aber deutlich schneller gestiegen, sagt Ette.

Als Grund sieht er vor allem Sprachkurse. Diese hätten anfangs einen schnellen Weg auf den Arbeitsmarkt verhindert, nach ihrem Abschluss aber zu einer höheren Durchlässigkeit geführt. So habe sich Deutschland bei der Erwerbstätigkeit der Ukrainer dem Niveau osteuropäischer Aufnahmeländer angenähert. Zum Vergleich: Die Bundesagentur für Arbeit beziffert die Erwerbstätigenquote aller in Deutschland lebenden Ukrainer auf 36,6 Prozent.

Wie viele Schutzsuchende haben vor, langfristig in Deutschland zu bleiben?

Immer weniger Ukrainer planen, unmittelbar nach Kriegsende in ihr Herkunftsland zurückzukehren. Stattdessen gaben 59 Prozent der Befragten im Sommer 2025 an, für immer oder mehrere Jahre lang bleiben zu wollen. Das sind 22 Prozent mehr als im Sommer 2022.

Wie denken Kinder über eine mögliche Rückkehr?

Ukrainische Kinder und Jugendliche können sich seltener als ihre Eltern mit dem Gedanken anfreunden, für immer in Deutschland zu bleiben. Während 49 Prozent der befragten Eltern diesen Wunsch äußerten, lag der Wert bei Kindern nur bei 34 Prozent. Ebenfalls 34 Prozent gaben an, sich bei diesem Thema unschlüssig zu sein (Eltern: 19 Prozent). „Kinder sind sich unsicherer, wie es weitergehen soll“, sagt Spieß.

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Erstellt:
4. November 2025, 16:26 Uhr

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