Bombenentschärfung in Köln
So werden Weltkriegsbomben entschärft
In Köln wurden drei Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Was bei der Entschärfung passiert – und warum alte Zünder brandgefährlich sein können.

© Sudtawee Thepsuponkul / shutterstock.com
Mit solchen Raketenklemmen werden Weltkriegsbomben oft entschärft.
Von Lukas Böhl
In Köln-Deutz wurden am Montag, dem 2. Juni 2025, gleich drei Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Bei Sondierungsarbeiten im Bereich Deutzer Werft stießen Fachkräfte auf zwei amerikanische 20-Zentner-Bomben und eine 10-Zentner-Bombe – alle mit sogenannten Aufschlagzündern. Die Entschärfung ist für Mittwoch, den 4. Juni, angesetzt. Doch wie läuft so ein gefährlicher Einsatz eigentlich ab?
Sperrung, Evakuierung, Vorbereitung
Bevor es zur eigentlichen Entschärfung kommt, müssen weitreichende Sicherheitsmaßnahmen greifen. Der festgelegte Gefahrenbereich rund um die Fundstelle umfasst einen Radius von 1.000 Metern. Das bedeutet: Rund 20.000 Menschen müssen ihre Wohnungen und Arbeitsplätze verlassen, darunter auch Einrichtungen wie das Eduardus-Krankenhaus, Pflegeheime, mehrere Schulen und Kitas. Der Einsatz beginnt früh: Ab 8 Uhr morgens startet die Evakuierung, die Feuerwehr unterstützt vor allem bei Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
Aufschlag- oder Langzeitzünder?
Der wichtigste Schritt für den Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) ist die Bestimmung des Zündertyps. Im Fall von Köln handelt es sich um Aufschlagzünder – mechanische Zünder mit einem Schlagbolzen, der beim Aufprall der Bombe das TNT zur Detonation bringen sollte. Doch nicht jeder Aufschlag führte zur Explosion. Manche Bomben schlugen schräg ein, der Zündmechanismus blieb aus – und die Bombe wurde zum gefährlichen Blindgänger.
Noch heikler sind sogenannte Langzeitzünder. Sie arbeiten mit einem chemischen Verzögerungsmechanismus, bei dem Aceton einen Sicherungsring aus Zelluloid auflöst. Diese Bomben können auch Jahrzehnte nach Kriegsende spontan detonieren – ein unkontrollierbares Risiko für Entschärfer.
So läuft die Entschärfung ab
Wenn klar ist, welcher Zünder verbaut ist, wählen die Experten ihre Methode. Bei einfachen Aufschlagzündern kann der Zünder oft vorsichtig herausgedreht werden. Ist dies nicht möglich, kommen spezielle Geräte wie die „Raketenklemme“ zum Einsatz. Sie dreht den Zünder mithilfe kleiner Treibladungen blitzschnell aus der Bombe, bevor der Schlagbolzen auslösen kann.
Bei Langzeitzündern hilft oft nur ein Wasserstrahlschneidgerät: Ein extrem feiner, unter Hochdruck stehender Wasserstrahl trennt den Zünder vom Bombenkörper – ferngesteuert und möglichst erschütterungsfrei.