Tübinger Start-up Treazy

Socken unterm Weihnachtsbaum? „Wollen das wieder sexy machen“

Das Tübinger Start-up Treazy verkauft Socken – und das mit Erfolg. Die Inhaber erklären, was gute Socken ausmachen und wie sie Socken als Geschenk wieder sexy machen wollen.

David Nau (li.) und Denis Petitjean haben vor anderthalb Jahren  ihr Start-up gegründet.

© privat/Treazy

David Nau (li.) und Denis Petitjean haben vor anderthalb Jahren ihr Start-up gegründet.

Von Ulrich Schreyer

Socken unterm Weihnachtsbaum – im Schein der Kerzen wurde die Fußbekleidung häufig aus dem Geschenkpapier gewickelt. Etwas anderes hätte auch erfreut, aber, nun ja. Irgendwann wurde ein solches Geschenk dann auch naserümpfend als ziemlich spießig betrachtet. Doch die Zeiten könnten sich ändern – zumindest für das Tübinger Start-up Treazy ist eine Wende hin zu mehr Freude an weihnachtlichen Socken denkbar. „Wir wollen das wieder sexy machen“, sagt David Nau. Klar ist ihm und seinem Freund und Kollegen Denis Petitjean, dass es dazu besonderer Socken bedarf.

Schon länger haben die beiden an solchen Socken nebenberuflich getüftelt. Nau war bei einem Getränkehersteller tätig, Petitjean bei einer Kreissparkasse. Vor anderthalb Jahren haben sie ihr Start-up gegründet. Sie wollten selbstständig werden, ein Sprung ins kalte Wasser war der Verzicht auf die sicheren Stellen nicht: „Wir wussten, wie es geht und dass es geht“, sagen die Gründer. Was ist an ihren Socken anders? An Zehen, Sohlen und Fersen sind sie verstärkt, zu 70 bis 80 Prozent sind sie aus Biobaumwolle, sie werden ohne Naht produziert. „Es gibt keine Falten oder andere Stellen, die drücken“, meint Nau. „Andere Socken sind oft unbequem, bekommen oft schnell Löcher.“

Start-up ist ein reiner Onlineshop

Bei Treazy gibt es Tennissocken, die aber auch als ganz normale Fußbekleidungen angezogen werden können. Sie halten eben die beim Sport etwas stärkere Belastung aus. Es gibt unterschiedliche Größen, aber keine Trennung nach Damen- und Herrensocken. Die Preise seien vergleichbar mit dem üblichen Angebot in den Geschäften. Das Start-up ist ein reiner Onlineshop. Produziert werden die Socken in Portugal von einem Familienbetrieb mit 20 Beschäftigten. Dieser wurde im Internet gefunden, neun andere Betriebe haben die Anforderungen nicht erfüllt. Klar, dass sich die Freunde den Betrieb in der Nähe von Porto auch angeschaut haben. Verpackt und verschickt werden die Fußbekleidungen von einer Firma in Gießen. „In einem bis zu drei Tagen ist die Bestellung da“, sagt Nau.

Inzwischen hat man sich auf die Socken gemacht und ist noch einen Schritt weitergegangen: Im Angebot sind jetzt auch personalisierte Socken. Textilveredler aus der Region sticken die Namen auf die Produkte aus Portugal, es gibt auch schon erste Kunden: „Mittelständler, die man kennt“, berichtet Nau. Diese können die Strümpfe dann als kleine Präsente etwa an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Kunden verschenken.

Umsatz von 360 000 Euro in 2024

Die Geschäfte laufen offenbar gut: 2024 wurde ein Umsatz von 360 000 Euro erreicht, im zu Ende gehenden Jahr „werden wir die Millionen-Marke knacken“, meint Petitjean. Und nächstes Jahr soll der Umsatz auf drei Millionen Euro klettern. Nau, Petitjean, zwei Werkstudenten und eine komplett beschäftigte Teamassistentin sind bis jetzt bei Treazy beschäftigt. „Nächstes Jahr wollen wir eine weitere Stelle ausschreiben“, sagt Petitjean.

Anders als so manches andere Start-up schreiben die Tübinger keine roten Zahlen, sondern „eine schwarze Null“, wie Nau erklärt. „Wir finanzieren alles aus dem eigenen Cash-flow“, also aus dem, was reinkommt,“ sagt Petitjean. „Bodenständig-schwäbisch“ nennt er dies. „Jetzt würden wir auch einen Investor beteiligen“, meint Nau, „aber wir sind nicht auf einen angewiesen“. Und eines ist für die Gründer und Geschäftsführer auch klar: „Wir wollen auf jeden Fall die Mehrheit behalten“, sagen beide schnell und unisono auf eine entsprechende Frage. So kann sie keiner aus den Socken hauen. Über Crowdfunding haben sie auch schon einen Sneaker auf den Markt gebracht, der aus nachhaltigen Materialien hergestellt wird. So ist das Obermaterial eine Lederalternative aus Apfelresten. Produziert wird dieser von einem Betrieb in der Nähe ihres Sockenherstellers. Das Geschäft damit steckt noch in den Kinderschuhen, soll aber weiterentwickelt werden, damit der Sneaker noch bequemer wird.

Zusammenarbeit mit einer NGO

Nicht nur bei den Apfelresten oder ihrer Biobaumwolle haben Nau und Petitjean mit der Natur zu tun: Für jede Bestellung wird zusammen mit einer Umweltorganisation ein Quadratmeter Wald geschützt. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) lässt diesen ins Grundbuch eintragen, damit nichts verändert werden kann. „Der Wald soll naturnah bleiben“, so das Ziel der Start-up-Chefs. Schließlich ist auch der Name des Start-ups eine Zusammensetzung aus Tree für Baum und easy für leicht. Bereits 13 000 Quadratmeter wurden dieses Jahr schon geschützt – leicht kann man ausrechnen, dass es 2025 auch schon 13 000 Bestellungen gab. Bestellungen von Socken, die auch unter dem Weihnachtsbaum wieder „sexy“ sein sollen.

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Erstellt:
22. Dezember 2025, 14:16 Uhr
Aktualisiert:
22. Dezember 2025, 14:47 Uhr

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