John Cook
„Solche Beispiele sind wertvoll“ – Podcaster lobt Haftbefehl-Doku
Eine Doku über den Rapper Haftbefehl schlägt hohe Wellen. Dessen Selbstzerstörung durch Drogen könne durchaus abschrecken, sagt ein Podcaster, der selbst abhängig war.
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Die Haftbefehl-Doku ist in aller Munde.
Von red/KNA
John Cook, früherer Grafiker und einer der Macher des preisgekrönten Podcasts „Sucht & süchtig“, rät Familien zum frühzeitigen Gespräch über die Gefahren durch Drogen. „Wir müssen unseren Kindern keine heile Welt vorspielen - denn die gibt es nicht“, sagte Cook im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag). „Wer selbst wenig Berührung damit hat, glaubt vielleicht, das betreffe nur bestimmte Menschen. Aber das stimmt nicht.“
Sinnvoll sei, als Familie gemeinsam die vieldiskutierte Dokumentation über den Rapper Haftbefehl anzusehen und sich darüber auszutauschen. „Solche abschreckenden Beispiele sind wertvoll - in diesem Fall besonders, denn es betrifft jemanden, der von vielen jungen Menschen bewundert wird.“
Die Netflix-Doku „Babo - Die Haftbefehl-Story“ zeigt die musikalischen Erfolge des Rappers, aber auch seinen massiven Drogenkonsum, der ihn beinah das Leben gekostet hätte. Bei einem Konzert am Wochenende erklärte Aykut Anhan, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, laut Medienberichten, er sei clean: „Ich hoffe, ihr seid es auch.“
Wenn Menschen bereits süchtig seien, brauche es „eine liebevolle Strenge“
Cook, der nach eigenen Worten selbst mehrfach drogenabhängig war, mahnte: „Wir müssen offener in Schulen und Familien über Sucht sprechen und deutlich machen, wo die Gefahr liegt: in der niedrigen Schwelle zur Abhängigkeit. Wahrscheinlich lässt sich kaum verhindern, dass Jugendliche experimentieren. Aber Eltern sollten vermitteln: Wenn du jedes Mal beim Feiern konsumierst, auch wenn es Alkohol ist, wirst du irgendwann nicht mehr ohne Konsum feiern wollen. Und so verlierst du deine Freiheit.“
Wenn Menschen bereits süchtig seien, brauche es „eine liebevolle Strenge“, sagte der Podcaster weiter. So zeige die Doku auch, wie Anhans Bruder den Musiker in eine Therapie bringe. „Das ist eine harte Maßnahme, aber aus Fürsorge. Es geht darum, klare Grenzen zu setzen. Man muss deutlich sagen: Wenn du dich nicht behandeln lässt oder nicht bereit bist, gegen die Sucht zu kämpfen, kann ich dir nicht helfen.“ Zugleich könne man Unterstützung anbieten, etwa bei ersten Schritten wie dem Anruf bei einer Beratungsstelle.
Cook kritisierte, dass viele Musikerinnen und Musiker mit „dem Nachleben- und Drogen-Image“ kokettierten. Dies habe zugenommen; auch konsumierten junge Menschen diese Stoffe deutlich stärker als früher.
