Spatenstich im „goldenen Süden“

Regionale Politprominenz gab sich gestern die Ehre zum offiziellen Baubeginn des neuen Feuerwehrhauses Backnang-Süd, das die eigenständigen Abteilungen der Brandbekämpfer in Heiningen, Maubach und Waldrems künftig gemeinsam nutzen werden.

Glückliche Gesichter beim Spatenstich in Waldrems: Für 5,6 Millionen Euro entsteht hier das Feuerwehrhaus Backnang-Süd. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Glückliche Gesichter beim Spatenstich in Waldrems: Für 5,6 Millionen Euro entsteht hier das Feuerwehrhaus Backnang-Süd. Foto: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

Backnang. Während in der Bundespolitik gerade die Frage diskutiert wird, wer mit wem am besten kann, ist man in Backnang schon ein gutes Stück weiter. Mit einem Spatenstich wurde dort gestern der Beginn eines Bauprojekts begangen, das die eigenständigen Abteilungen Heiningen, Maubach und Waldrems quasi zu einer taktischen Einheit der Backnanger Feuerwehr zusammenschweißen soll. Das Feuerwehrhaus Backnang-Süd an der Neckarstraße in Waldrems ist ein Projekt mit langer Vorgeschichte, wird nun aber für rund 5,6 Millionen Euro in den kommenden 18 Monaten Stein um Stein Realität werden.

Der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich ließ in seinem Grußwort vor einer illustren Gästeschar nicht unerwähnt, dass der Bau des neuen Feuerwehrhauses durchaus umstritten war. Er blickte kurz zurück auf den Entscheidungs- und Planungsprozess, der lange vor seinem Amtsantritt lag. „In einem umfangreichen Standortauswahlverfahren wurden insgesamt 13 Standorte auf ihre Eignung untersucht. In der Gesamtbetrachtung hat sich unter Würdigung aller zu berücksichtigenden Aspekte der Standort zwischen Waldrems und Heiningen als am geeignetsten erwiesen“, so Friedrich.

Die Erdarbeiten sind demnach bereits abgeschlossen. Anfang Oktober 2021 wird die Firma Fritz Müller aus Backnang mit den Rohbauarbeiten beginnen. Friedrich: „Wir freuen uns, dass ein hier ansässiges renommiertes Bauunternehmen den Zuschlag erhalten hat.“ Im November soll es an die Grundleitungen und Fundamente gehen. Die Bauvergaben erfolgen nach einzelnen Gewerken beschränkt, sodass sich auch kleinere örtliche Unternehmen aus Backnang und Umgebung an diesem Projekt beteiligen können und die Investitionen den heimischen Unternehmen zugutekommen, so der OB weiter. Zum geplanten Baufortschritt sagte er: „Mit unserer Baumaßnahme liegen wir im Augenblick voll im Zeitplan. Vorgesehen ist, dass im April 2022 der Rohbau weitgehend abgeschlossen sein wird und nach Fertigstellung die Feuerwehrabteilungen Anfang 2023 in die dann neu geschaffenen Räumlichkeiten umziehen können.“

Die von der Feuerwehr gegründete Arbeitsgruppe der drei Ortsteil-Wehren unter Leitung von Bernd Haisch als Abteilungskommandant wurde laut Friedrich kontinuierlich am gesamten Planungsprozess mit den Architekten des Stuttgarter Büros Wypior und den beteiligten Fachämtern der Stadt beteiligt, sodass eine eng mit den Bedürfnissen der Wehr abgestimmte Planung umgesetzt werden konnte. Der Oberbürgermeister dankte besonders Kreisbrandmeister René Wauro für seinen fachlichen Rat sowie dem Staatssekretär Wilfried Klenk und dem Landtagsabgeordneten Gernot Gruber für ihre Unterstützung bei der Beantragung und Bewilligung der Förderung in Höhe von 275000 Euro. Gruber selbst räumte ein, dass die Fördersumme „nicht die ganz große Hausnummer verglichen mit dem Investitionsvolumen“ sei. Er zeigte sich dennoch erfreut, dass der Neubau trotz der Meinungsverschiedenheiten in der Vergangenheit nun „im goldenen Süden“ entstehe, und hofft, dass er die notwendige Akzeptanz findet. Denn dass es sich um ein großes Zukunftsprojekt der Stadt handle, machte auch Landrat Richard Sigel gestern in seiner kurzen Ansprache deutlich. Er lenkte den Blick darauf, dass neben der modernen Technik und Effizienz auch der Aspekt Komfort bei diesem Projekt nicht vergessen worden sei. Das Feuerwehrhaus wird auch einen Aufenthaltsraum mit Dachterrasse bekommen, was wichtig für die Kameradschaft der Feuerwehrleute sei, so Sigel.

Abteilungskommandant Bernd Haisch dankte wie bereits Friedrich zuvor noch einmal ausdrücklich den Grundstückeigentümern, die den Neubau ermöglicht haben. Es sei mitunter wie bei der „Speisung der Zehntausend“ abgelaufen, so Haisch augenzwinkernd. Mit Blick auf die Vorlaufzeit des Feuerwehrhauses Backnang-Süd lieferte er auch einen humorigen Exkurs in die Vergangenheit: Vor 50 Jahren nämlich, im Zuge der damaligen Gebietsreform mit der Zusammenlegung vormals eigenständiger Gemeinden, sei Heiningen von Backnang „ein Feuerwehrfahrzeug LF 8 als Brautgeschenk“ versprochen worden, das aber erst vor vier Jahren geliefert wurde. Da sei es zu verschmerzen, wenn das neue Feuerwehrhaus „leider keinen Whirlpool“ bekomme, wie der Abteilungskommandant scherzhaft anmerkte. Das neue Feuerwehrhaus sei jedenfalls keine Selbstdarstellung, sondern notwendig zur Gewährleistung der Sicherheit der Bürger der Stadt Backnang. Wie um den Worten ihres Abteilungskommandanten Nachdruck zu verleihen, ließen sich seine Kameraden hierzu denn auch zackig mit einem dreimaligen „Wasser marsch“ vernehmen. Auch die Ortsvorsteherin von Waldrems, Regina Konrad, äußerte sich unmissverständlich: „Das Feuerwehrhaus war wirklich dringend notwendig.“

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich,
während seiner Rede zum Spatenstich „Wir freuen uns, dass ein hier ansässiges renommiertes Bauunternehmen den Zuschlag erhalten hat.“
Feuerwehrhaus Backnang-Süd

Widerstand Erst wurde jahrelang über den richtigen Standort des Gebäudes gestritten, dann zogen sich die Verhandlungen über den Grundstückskauf in die Länge. Die Bürgerinitiative „Wir für vier“ machte zudem einige Jahre gegen den Standort mobil und hätte das neue Gerätehaus der Feuerwehr lieber im Gewerbegebiet Mühläcker gesehen. Letztlich ohne Erfolg – das Feuerwehrhaus Backnang-Süd wird nun definitiv an der Neckarstraße zwischen Heiningen und Waldrems gebaut.

Platzangebot Das geplante Gebäude bietet Platz für fünf Feuerwehrfahrzeuge und bekommt einen Parkplatz für die Privatfahrzeuge der Wehrleute. Im Erdgeschoss findet man außerdem Umkleide- und Waschräume für beide Geschlechter. Im Obergeschoss befinden sich auch ein Schulungsraum, ein Raum für die Jugendfeuerwehr und eine Küche.

Lärmschutz Eine besondere Herausforderung war der Lärmschutz. Um alle Grenzwerte einzuhalten und die Nerven der Anwohner nicht über Gebühr zu strapazieren, wird das Gebäude um etwa 23 Meter von der Neckarstraße abgerückt und nach vorne durch eine drei Meter hohe Lärmschutzwand abgeschirmt. An den Seiten sollen aufgeschüttete Erdwälle eine Ausbreitung des Schalls in die angrenzenden Wohngebiete verhindern.

Zum Artikel

Erstellt:
2. Oktober 2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Manfred Thiel behandelt seine Mühle gerade mit Heißluft, die aus den grünen Geräten strömt. Foto: Alexander Becher
Top

Stadt & Kreis

Ein heißer Kampf gegen Ungeziefer

Den Betreibern der Seemühle in Unterweissach liegt Hygiene besonders am Herzen. Deshalb haben sie zum wiederholten Mal eine Firma engagiert, um das Innere der Mühle auf über 50 Grad Celsius zu erwärmen – eine nachhaltige Methode, um Schädlinge loszuwerden.

Stadt & Kreis

Backnanger Grabenstraße wird größtenteils autofrei

Der Backnanger Gemeinderat stimmt für eine Verkehrsberuhigung der zentralen Einkaufsstraße. Der Bereich von der Sulzbacher Brücke bis zum Drogeriemarkt Müller soll zur Fußgängerzone werden. Der hintere Teil bleibt für Autos über die Bácsalmásbrücke weiterhin erreichbar.

Stadt & Kreis

Streuobstwiesen zukunftssicher machen

Auf ihrer Pilotbaumwiese präsentiert die Flächenagentur Baden-Württemberg ihr Projekt. Ziel der Untersuchung ist unter anderem, neue Erkenntnisse über die Klimaresilienz traditioneller Baumarten oder das Wachstum von Bäumen aus wärmeren Regionen zu erlangen.