Opernsanierung: Demoliertes Dach als Denkmal im Gespräch

dpa/lsw Stuttgart. Vor der Stuttgarter Oper kann man noch die Folgen des heftigen Unwetters von Ende Juni sehen: Zusammengeknüllt wie Papier liegen dort Teile des Kupferdachs. Was damit passiert, ist noch offen. Andere Signale weisen in eine klare Richtung.

Teile des Dachs des Opernhauses sind von einem Unwetter stark beschädigt worden. Foto: Christoph Schmidt/dpa/archivbild

Teile des Dachs des Opernhauses sind von einem Unwetter stark beschädigt worden. Foto: Christoph Schmidt/dpa/archivbild

Der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater hat seine Beschlüsse zur Sanierung und Erweiterung des Stuttgarter Opernhauses bekräftigt. Das sei ein klares Votum dafür, „dass die Opernsanierung nunmehr Fahrt aufnehmen kann“, erklärte die baden-württembergische Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) nach der Sitzung am Montagabend. Nächster wichtiger Schritt seien die Grundsatzentscheidungen im Gemeinderat am 28. Juli. „Wenn diese positiv ausfallen, können zeitnah die nächsten Planungsschritte angegangen und insbesondere die Wettbewerbe vorbereitet werden.“

Das Opernhaus, auch bekannt als Littmannbau, soll für einen Milliardenbetrag saniert werden. Vor allem das Dach aus dem Jahr 1911 gilt als enorm marode. Ministerin Bauer sagte laut Mitteilung, der Littmanbau solle nach Meinung des Verwaltungsrats erhalten bleiben „als zukunftsfähige Spielstätte für Oper und Ballett“. Eine voll funktionsfähige Kreuzbühne solle eingebaut werden. Die Dekorationswerkstätten sollen ausgelagert werden.

Derweil könnte das alte und bei einem Unwetter Ende Juni demolierte Kupferdach der Oper selbst als ein Haufen Altmetall noch eine künstlerische Rolle spielen. Heftige Sturmböen hatten es vom Gebäude gerissen. Nun haben zwei SPD-Politiker eine Debatte über das Dachstück als Denkmal angestoßen - und finden Gehör beim Stuttgarter Oberbürgermeister. In einem offenen Brief an Landtagspräsidentin Muhterem Aras, Finanzminister Danyal Bayaz (beides Grüne) und OB Frank Nopper (CDU) bringen sie das Kupferknäuel als „Erinnerungsort für dieses in vielerlei Hinsicht schwierige Jahr“ ins Spiel.

Das Objekt habe eine skulpturenhafte kraftvolle Ausstrahlung, heißt es in dem Schreiben des SPD-Landtagsabgeordneten Martin Rivoir und des Stuttgarter Gemeindefraktionsvorsitzenden Martin Körner. „Einerseits natürlich als Symbol für die Sanierungsbedürftigkeit des Littmannbaus, andererseits aber auch als Ausdruck der Folgen des weiter fortschreitenden Klimawandels.“

Außerdem sei es eine „soziale Plastik“, die für den Einsatz der Rettungsmannschaften in jener Unwetternacht stehe, sagte Rivoir am Montag der dpa. Mit Körner schlägt er einen Wettbewerb vor, um das Objekt weiterzuentwickeln, zu sichern und als dauerhaft angelegte Skulptur im Schlossgarten zu verorten. „Wir sind der Meinung, dass dieses Objekt erhalten und sein bedeutungshaftes Potenzial gehoben werden sollte“, schreiben beide weiter.

Rathauschef Nopper ist für die Idee durchaus offen. „Es lohnt in jedem Fall, genauer hinzusehen, ob das Knäuel im Schlossgarten bleiben kann“, sagte er der „Bild“-Zeitung. „Es könnte für ein von der Natur geschaffenes Denkmal stehen.“

© dpa-infocom, dpa:210712-99-354719/3

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Erstellt:
12. Juli 2021, 15:45 Uhr

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