Sperrung bleibt dauerhaft

Einfahrten Kernerstraße und Wüstenbacher Weg in die L1115 werden nicht wieder geöffnet – Protest im Gemeinderat

Die Proteste der Anwohner und Gemeinderäte haben nichts gebracht: Die Einfahrten Kernerstraße und Wüstenbacher Weg in die L1115 sollen dauerhaft gesperrt bleiben. Eine Entscheidung, die für die Gemeindevertreter nicht nachvollziehbar ist – und kurzzeitig für schlechte Stimmung bei der jüngsten und letzten Gemeinderatssitzung von Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner sorgte.

Wird bald durch eine Schutzplanke versperrt: Die Einmündung der Kernerstraße auf die L1115 in Großaspach. Ebenfalls gesperrt bleiben wird der Wüstenbacher Weg. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Wird bald durch eine Schutzplanke versperrt: Die Einmündung der Kernerstraße auf die L1115 in Großaspach. Ebenfalls gesperrt bleiben wird der Wüstenbacher Weg. Foto: J. Fiedler

Von Silke Latzel

ASPACH. Die beiden L-1115-Einfahrten wurden im November 2017 aus Gründen der Verkehrssicherheit geschlossen (wir berichteten). Eine Kommission, die sich aus Vertretern von Polizei, Gemeinde, Verkehrsbehörde und Straßenbauamt zusammensetzt, hat nach einer Verkehrsschau im Juni nun die endgültige Entscheidung getroffen: Die Einfahrten bleiben dauerhaft geschlossen. Dies wurde den Ratsmitgliedern und den anwesenden Aspacher Bürgern im Zuschauerbereich bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats mitgeteilt – und stieß auf alles andere als Begeisterung.

Die Gründe, wieso die beiden Ein- beziehungsweise Ausfahrten nun dauerhaft gesperrt werden sollen, erläuterte Anna Seitz, Leiterin des Amtes für Öffentliche Ordnung: „Kinder werden dort auf dem Weg zur Schule von Autofahrern gefährdet, die Schleichwege statt offizielle Straßen fahren. Zudem ist die Sicht an dieser Stelle durch die lang gezogene Kurve eingeschränkt.“ Weiter sagte sie, dass es an diesen Stellen mehrere Unfälle gegeben habe und viele Autofahrer schneller unterwegs seien als die erlaubten 70 Stundenkilometer.

Man habe zuerst überlegt, das Einbiegen von der Landesstraße1115 nach rechts zu erlauben, sei dann aber zu dem Schluss gekommen, dass die Gefahrensituation dadurch nicht vermieden werden würde. „Auch bei entsprechender Beschilderung würden viele diese übersehen oder sogar bewusst ignorieren“, sagte die Amtsleiterin. Bedenken habe man zwar beim Thema Hilfsfristen gehabt, aber sowohl Feuerwehr als auch Rettungsdienst hätten ausgesagt, dass die Sperrung darauf keine Auswirkungen habe. „Und die Umwege, die in Kauf genommen werden müssen, sind nicht unverhältnismäßig“, so Seitz. Nun sollen dauerhafte Schutzplanken angebracht werden.

All die Argumente halfen nicht gegen die Entrüstung der Gemeinderäte. „Die Sperrung halte ich nicht für notwendig und auch absolut nicht nachvollziehbar.“ Gerd Raichle, Sprecher der Freien Wählervereinigung, der für klare Worte bekannt ist, nahm kein Blatt vor den Mund, als er seinem Ärger Luft machte. Ihm sei nicht bekannt, dass es an den beiden Einmündungen in den vergangenen Jahren vermehrt zu Unfällen gekommen sei. „Wieso muss man die Straßen jetzt komplett dichtmachen, statt auf der Landesstraße endlich eine Beschränkung auf 50 Stundenkilometer am gesamten Wohngebiet vorbei einzuführen und einen Blitzer aufzustellen, wie schon lange von uns gefordert wird. Man hätte das mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung und der Erlaubnis, von diesen Straßen aus zumindest nach rechts abbiegen zu dürfen, auf jeden Fall hinbekommen.“ Sichtlich aufgebracht ergänzt er: „Der Gemeinderat wird das nicht kommentarlos hinnehmen. Die Verwaltung hat hier gegen den Willen der Bürger entschieden.“

„Man sollte hier einfach dem

Bürgerwunsch entsprechen“

Wolfgang Schopf, Fraktionssprecher der SPD, schloss sich seinem Ratskollegen an. „Wir werden diese Entscheidung nicht widerstandslos hinnehmen und im Gemeinderat versuchen, eine Gegenmaßnahme zu entwickeln“, sagte er und verwies auf das direkt von der Schließung der Einfahrten betroffene Restaurant des Gastronomen Thomas Kube. „Die Gaststätte lebt seit Jahrzehnten von dieser Straße. Und jetzt wird dem Beitreiber, zumindest zum Teil, einfach die Lebensgrundlage entzogen.“

Vor allem um das Thema Rettungswege und einzuhaltende Rettungsfristen ging es Peter Hanisch (CDU und Bürgerliche Wählerliste). Er wusste zu berichten, dass die provisorischen Anpassungen, die die Einfahrten derzeit noch versperren, des Öfteren entfernt wurden, wenn der Rettungsdienst im dortigen Wohngebiet tätig werden musste. „Und obwohl es eine entsprechende Beschilderung gibt, wird dort auch oft alles zugeparkt.“ Weiter führte er an, dass „die Aspacher Bürger sich schriftlich gegen die Sperrung dieser Straßeneinfahrten ausgesprochen haben. Und darüber sollte man nicht einfach hinweggehen.“ Das Queren der L1115 sei doch eigentlich überall zwischen Backnang und Großbottwar möglich, nur das Abbiegen nach links sei an einigen Stellen unterbunden. „Man sollte hier einfach dem Bürgerwunsch entsprechen“, forderte er.

Als sich dann Wolfgang Klenk (ebenfalls CDU und Bürgerliche Wählerliste) zu Wort melden wollte, sprach Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner ein Machtwort: Die Sperrung der Einfahrten sei unter dem Tagesordnungspunkt Bekanntgaben zu finden, und „wir geben hier etwas bekannt und diskutieren da jetzt nicht mehr drüber“.

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Erstellt:
28. November 2018, 06:00 Uhr

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