Spieler und Betreuer nach Fußballspiel in Quarantäne

dpa/lsw Gutach im Breisgau. Der Vereinssport als Corona-Treiber? Das Sportministerium sieht das nicht so. Im Falle eines Kreisliga-Fußballspiels in Südbaden weiß das aber noch keiner so genau. Dutzende Menschen mussten in Quarantäne.

Ein Abstrichstäbchen wird in einer ambulanten Corona-Test- Einrichtung gehalten. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Ein Abstrichstäbchen wird in einer ambulanten Corona-Test- Einrichtung gehalten. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Nach einem Fußballspiel in Gutach im Breisgau hat das Gesundheitsamt rund 80 Spieler, Betreuer und Trainer von zwei Vereinen vorsorglich in Quarantäne geschickt. Drei Tage nach der Partie am 10. Oktober zwischen dem SC Gutach-Bleibach und der SG Simonswald/Obersimonswald II habe es erste Meldungen über Corona-Symptome bei Spielern gegeben, erklärte Michael Baumer, Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit beim SC Gutach-Bleibach, am Dienstag. Zuerst hatte die „Badische Zeitung“ berichtet.

Das Gesundheitsamt Emmendingen habe in der Woche nach dem Spiel versucht, die Kontakte zu ermitteln, sagte Baumer. Dies sei aber nicht gelungen. Am 17. Oktober sei dann eine „General-Quarantäne“ für alle verordnet worden. Das Gesundheitsamt sei von mehreren Infektionsherden ausgegangen. „Das heißt, es war kein Superspreader unterwegs. Sondern es gab mehrere Personen, die infektiös waren“, erklärte Baumer. Der Simonswalder Vorstand Sebastian Disch sagte, dass aus seinem Club 35 Menschen in Quarantäne gewesen seien. „Sie sind seit dem 26. Oktober wieder im täglichen Leben und beschwerdefrei.“

Baumer sagte, er habe im Sommer die Gefahr eines Wiederaufflammens der Corona-Infektionen unter anderem wegen der Öffnung des Vereinssports für möglich gehalten. „Durch den Spielbetrieb treffen jedes Wochenende verschiedene Menschen aufeinander. Menschen, die im Laufe der Woche unterschiedlichste soziale Kontakte gepflegt haben. Das ist ein extremes Risiko der Multiplikation.“ Das Sportministerium sieht den organisierten Sport jedoch bisher nicht als Treiber der Corona-Pandemie.

„Das Ansteckungsgeschehen in den Sportvereinen entspricht nicht dem, was wir zum Beispiel im Zusammenhang mit privaten Zusammenkünften beobachten können“, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. „Nichtsdestotrotz lassen sich im Amateursport - wie auch im gesellschaftlichen Leben allgemein - Infektionen nicht hundertprozentig ausschließen.“ Die aktuelle Situation erfordere von den Sportvereinen Aufmerksamkeit und Vorsicht.

Als Vorstand begrüßte Baumer zwar die Öffnung des Vereinssports, denn der Sport habe eine wichtige soziale Komponente. Als Privatmann aber sieht er die Öffnung kritisch. Seiner Wahrnehmung nach ist die überwiegende Mehrheit der Sportler dafür, Vereinssport zu betreiben, um soziale Kontakte zu leben. Der Wunsch nach Normalität sei einfach da. Aber: „Aus heutiger Sicht gab es zu viele Lockerungen, da noch kein Medikament oder Impfstoff auf dem Markt ist“, kritisierte Baumer.

Einen erneuten Lockdown auch im Amateursport will das Sportministerium jedoch mit allen Mitteln verhindern, weil er „negative Auswirkungen“ hätte, sagte der Sprecher. Er erinnerte die Vereine an die Einhaltung der Regeln: „Nur wenn die Schutz- und Hygienemaßnahmen strikt eingehalten werden, können diese Sportveranstaltungen auch weiterhin stattfinden.“

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Erstellt:
27. Oktober 2020, 09:11 Uhr

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