Spitzentreffen zu Benin-Bronzen mit Fahrplan für Rückgaben

dpa Berlin. Seit Jahren werden Rückgaben von Benin-Bronzen aus deutschen Museen auf die lange Bank geschoben. Nun will eine verantwortliche Runde das Vorgehen abstimmen. Ein Fahrplan für Restitutionen dabei macht Druck.

Drei Raubkunst-Bronzen aus dem Benin in Westafrika. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Drei Raubkunst-Bronzen aus dem Benin in Westafrika. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Museumsexperten und politisch Verantwortliche wollen am heutigen Donnerstag (17.00 Uhr) über den weiteren Umgang mit den als Raubgut geltenden Benin-Bronzen in deutschen Beständen beraten. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat dafür zu einer digitalen Gesprächsrunde eingeladen. Ziel sei es, in Deutschland eine gemeinsame Position gegenüber der nigerianischen Seite zu finden.

Bei der Ankündigung des Treffens hatte Grütters gesagt, der Umgang mit den Benin-Bronzen sei „ein Prüfstein für den Umgang Deutschlands mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“.

Mit einem Fahrplan drückt Baden-Württemberg aufs Tempo. Ohne Einigung sind in der Roadmap von Kunstministerin Theresia Bauer auch Alleingänge für Restitutionen vorgesehen. Die Grünen-Politikerin fordert ein „weitreichendes Signal“.

„Wir haben uns lange genug mit der grundsätzlichen Rückgabebereitschaft von Objekten aus kolonialen Unrechtskontexten beschäftigt“, sagte Bauer mit Blick auf das Treffen. „Jetzt ist es an der Zeit, konkret zu werden und weitere Schritte zu gehen.“ Notwendig sei mehr Transparenz über das, was in den Museen sei, und eine neue Art der Kooperation mit den Herkunftsgesellschaften. „Rückgaben sind ein Teil dieser Strategie, vielleicht sogar die Voraussetzung dafür, dass wir eine neue Qualität der Kooperation erreichen können.“ Für Bauer darf es „keine Ausreden mehr geben für Verzögerungen“. Benin-Bronzen sind in zahlreichen deutschen Museen zu finden. Auch im Berliner Humboldt Forum sollen nach bisherigen Plänen welche ausgestellt werden. Das Ethnologische Museum verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 Bronzen. Die Objekte stammten größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897.

Im Humboldt Forum könnten aus Sicht der Berliner SPD Benin-Bronzen nur noch als Dauerleihgaben gezeigt werden. „Dann kann man sich das vorstellen“, sagte die Abgeordnete Ina Czyborra, die für ihre Partei im Kulturausschuss sitzt. „Rückgaben sind aber keine Frage mehr des Ob, sondern des Wie“, sagte Czyborra. Die Probleme könnten nicht weiter verschoben werden. Notwendig seien enge Kooperationen mit den Herkunftsländern.

Zum Gespräch eingeladen mit Grütters wurden die Leitungen der deutschen Museen der Benin Dialogue Group mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Berlin), dem Linden-Museum Stuttgart, dem Museum am Rothenbaum Hamburg, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Rautenstrauch-Joest-Museum Köln.

Zudem sollen neben dem Auswärtigen Amt die jeweils für die Museen zuständigen politischen Ebenen dabei sein sowie die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder als Leiter der Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland.

© dpa-infocom, dpa:210428-99-390682/3

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Erstellt:
28. April 2021, 17:50 Uhr

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