Sport-Kita ist kein Schnäppchen

Neubau neben der Backnanger Plaisirschule kostet mindestens 7,5 Millionen Euro – Ausschuss stimmt Planung einstimmig zu

Dass neben der Plaisirschule im Backnanger Norden eine neue Kindertagesstätte mit 120 Plätzen entstehen soll, hatte der Gemeinderat schon im März beschlossen. Jetzt wissen die Stadträte auch, wie viel sie kosten wird, nämlich mindestens 7,5 Millionen Euro. Trotz der hohen Kosten steht das Gremium geschlossen hinter dem Neubau.

Sport-Kita ist kein Schnäppchen

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. „Gibt es noch Einsparpotenzial?“, wollte Frank Nopper wissen, nachdem Projektleiter Andreas Stier und Architekt Felix Stammler die Pläne für die neue Tagesstätte im Ausschuss für Technik und Umwelt präsentiert hatten. Doch da mussten die beiden den OB enttäuschen. Das Projekt sei „auf den Punkt genau geplant“, das Raumkonzept bereits sehr komprimiert und kein Quadratmeter werde verschenkt. „Wir können die Möblierung weglassen, dann wird’s billiger“, meinte Stier. Über diesen Scherz konnte der Oberbürgermeister allerdings nicht lachen.

7,5 Millionen Euro sind – trotz erhoffter Zuschüsse von 1,4 Millionen – für eine Stadt wie Backnang eine stolze Summe. Und es ist noch längst nicht klar, ob es bei diesem Betrag bleiben wird. Angesichts der momentanen Entwicklung bei den Baupreisen sei eine Steigerung um

10 bis 15 Prozent nicht auszuschließen, räumte der Projektleiter ein.

Genau genommen entsteht für dieses Geld aber nicht nur eine sechsgruppige Tagesstätte, sondern auch eine neue Mensa für die Plaisirschule und eine Großküche. In der sollten ursprünglich nur die 200 Essen für Kita und Grundschule gekocht werden. Die neue Planung sieht nun aber eine Kapazität für bis zu 600 Essen vor. Dahinter stecke ein neues Konzept für die Schulkindverpflegung, erklärte Andreas Stier: Zusammen mit der ebenfalls neu gebauten Mensa von Mörikeschule und Schickhardt-Realschule soll die Küche künftig auch alle anderen Schulmensen in Backnang mit frisch gekochtem Essen beliefern.

Entworfen wurde das neue Gebäude vom Büro Stammler Architekten aus Schorndorf. Felix Stammler stellte die Pläne im technischen Ausschuss vor. Wegen des abschüssigen Geländes habe man das Gebäude in den Hang eingebettet, erklärte der Architekt: Im vorderen Teil hat es dadurch zwei Stockwerke, im hinteren nur eines. Im Untergeschoss befinden sich Mensa und Küche, oben die Tagesstätte. Geplant sind insgesamt sechs Gruppen, darunter drei im Ganztagsbetrieb und eine Krippengruppe für Kinder unter drei Jahren.

Wichtig war den Planern, dass sich die Kinder in der Kita, obwohl diese sehr groß ist, nicht verlieren. Deshalb wurde das Obergeschoss in überschaubare Zonen unterteilt, die Krippengruppe für unter Dreijährige hat ihren ganz eigenen Bereich mit Toiletten und einem separaten Garten. „Wir haben versucht, die Kleinen vom wilden Haufen der Großen zu isolieren“, sagte Stammler.

Der große Kita-Garten ist so konzipiert, dass der Bereich für die Größeren weiter entfernt vom Wohngebiet liegt. Als zusätzlicher Lärmschutz wird zudem ein bepflanzter Wall aufgeschüttet. „Damit wollen wir zeigen, dass wir auf die Nachbarn Rücksicht nehmen“, sagte Baudezernent Stefan Setzer. Zugleich betonte er aber auch, dass eine Kindertagesstätte laut Rechtsprechung im Wohngebiet geduldet werden muss.

Aus Gruppenräumen könnten
später Klassenzimmer werden

Viele Gedanken haben sich die Planer über das Energiekonzept gemacht, zu dem unter anderem mehrere Wärmepumpen und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach gehören. „Damit können wir etwa 60 Prozent des Strombedarfs decken“, berichtete Andreas Stier. Die Fassade wird an den langen Seiten um eineinhalb Meter nach hinten versetzt. So entsteht nicht nur eine Art Laubengang, der im Notfall als Fluchtweg genutzt werden kann. Zugleich verhindert dieser Kniff auch, dass sich das Gebäude im Sommer zu stark aufheizt. Denn der Sonnenschutz wird nicht direkt vor den Fenstern, sondern vorne an der Gebäudekante installiert. So bleibt es in den Räumen schattig und trotzdem hell. Zur Kühlung während der heißen Jahreszeit soll außerdem eine sogenannte Betonkernaktivierung beitragen.

Neben den Gruppenräumen ist im Obergeschoss ein Mehrzweckraum vorgesehen, in dem die Kinder auch Sport machen können. Dieser Bereich ist mit einem separaten Zugang und eigenen Toiletten so erschlossen, dass er außerhalb der Kita-Öffnungszeiten auch von Vereinen und anderen Gruppen genutzt werden kann. Flexibilität war ohnehin oberste Maxime bei der Planung, denn ob der Bedarf an Betreuungsplätzen in 20 oder 30 Jahren noch genauso hoch sein wird wie heute, kann niemand wissen. Im Innenbereich wird es deshalb nur wenige tragende Wände geben, was auch eine andere Nutzung, etwa für die Plaisirschule, möglich macht. „Statt der sechs Kita-Gruppen können wir in dem Gebäude auch sieben Klassenzimmer unterbringen“, erklärte Felix Stammler.

Von den Stadträten gab es für das Konzept viel Lob. „Die Planung ist das, was wir wollten. Jetzt müssen wir diesen Schritt auch gehen“, sagte SPD-Stadträtin Siglinde Lohrmann. Trotz der hohen Investitionssumme stimmte der Ausschuss dem Bau einstimmig zu. Der Gemeinderat muss diese Entscheidung in zwei Wochen zwar noch absegnen, doch das dürfte eine Formalie sein.

Sabine Kutteroff (CDU) wollte wissen, wo sich das geplante Sportprofil in der Planung wiederfinde. Regine Wüllenweber, Leiterin des Amtes für Familie, Jugend und Bildung, erklärte, das sei eher eine Frage des pädagogischen Konzepts als der Räumlichkeiten: „Wir brauchen dafür keine voll ausgestattete Halle mit Kletterwand.“ Teil der Konzeption sei es, Sport und Bewegung in den Kita-Alltag zu integrieren. Die Stadt will dabei mit der TSG Backnang 1846 kooperieren.

Weil zunächst noch der Bebauungsplan geändert werden muss, kann der Bau der neuen Kita erst im Herbst 2019 beginnen, eröffnen soll sie im Idealfall Ende 2020. Um den aktuellen Bedarf zu decken, ist direkt neben dem Bauplatz der künftigen Tagesstätte bereits im Oktober eine Interims-Kita in Betrieb gegangen. In dem Modulbau werden bis zur Fertigstellung des Neubaus bis zu 80 Kinder in vier Gruppen betreut.

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Erstellt:
26. November 2018, 06:00 Uhr

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