Srebrenica: Ex-General Mladic will Freispruch

dpa Den Haag. Der serbische Ex-General Mladic gilt als einer der schlimmsten Kriegsverbrecher in Europa nach 1945. Das UN-Tribunal verurteilte ihn zu lebenslanger Haft. Jetzt hat er eine letzte Chance auf Freiheit.

Der ehemalige serbische General Ratko Mladic sitzt im Juni 2011 auf der Anklagebank des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag. Foto: Martin Meissner/ANP/AP POOL/EPA FILE/dpa

Der ehemalige serbische General Ratko Mladic sitzt im Juni 2011 auf der Anklagebank des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag. Foto: Martin Meissner/ANP/AP POOL/EPA FILE/dpa

Der wegen Gräueltaten im Bosnienkrieg zu lebenslanger Haft verurteilte serbische Ex-General Ratko Mladic will vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal seinen Freispruch erreichen. Im Berufungsverfahren forderten seine Verteidiger in Den Haag, das Urteil der ersten Instanz aufzuheben.

Die Anwälte warnten auch, der Prozess könne scheitern, weil Mladic gesundheitlich nicht fit genug sei. Für den Angeklagten, der auch als „Schlächter vom Balkan“ bekannt ist, ist es die letzte Chance, als unschuldiger Mann in Freiheit zu leben.

In erster Instanz hatten die Richter den heute 77-Jährigen wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermords 2017 zu lebenslanger Haft verurteilt. Mladic, der erst 16 Jahre nach Kriegsende gefasst worden war, gilt als einer der Hauptschuldigen der Verbrechen im Bosnienkrieg (1992-1995) - dazu gehören die jahrelange Belagerung Sarajevos mit über 10.000 Toten und die Verfolgung und Vertreibung von bosnischen Muslimen und Kroaten.

Symbol für die Gräuel ist der Völkermord von Srebrenica vor gut 25 Jahren. Unter Führung von General Mladic hatten serbische Truppen 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt und anschließend mehr als 8000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen ermordet. Das Massaker gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa.

Zu Beginn der Sitzung warnte Verteidiger Dragan Ivetic, der 77 Jahre alte Mladic sei inzwischen weder körperlich noch psychisch fit, der Verhandlung zu folgen. Er forderte erneut eine medizinische Untersuchung. Der Prozess war bereits zweimal verschoben worden, erst wegen einer Krankheit des Angeklagten, später wegen der Corona-Pandemie.

Der in einen dunklen Anzug gekleidete Angeklagte schwieg weitgehend. Er hatte den Saal zunächst mit einer Gesichtsmaske betreten, diese jedoch nach einer Weile entfernt. Er darf am Mittwoch, zum Ende der Anhörung, für zehn Minuten das Wort ergreifen.

Die Anklage hatte ebenfalls Berufung eingelegt und will eine weitere Verurteilung für Völkermord erreichen. Die Richter sollten auch die Verfolgung von bosnischen Muslimen und Kroaten in sechs Kommunen als Genozid anerkennen. Ein Urteil wird nicht vor Ende des Jahres erwartet.

Im März 2019 war der politische Gefährte des Ex-Generals, Serbenführer Radovan Karadzic (75), im Berufungsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Auch er wurde wegen des Völkermordes von Srebrenica schuldig gesprochen.

© dpa-infocom, dpa:200825-99-302943/2

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Erstellt:
25. August 2020, 16:42 Uhr

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