Bluttat in Graz

Staatsanwalt: Amoklauf dauerte sieben Minuten und war genau geplant

Nach dem Amoklauf berichten die Behörden über Einzelheiten ihrer Ermittlungen. Die Tat spielte sich innerhalb kürzester Zeit ab.

Beileidsbekundungen liegen vor der Schule.

© /APA/dpa/Erwin Scheriau

Beileidsbekundungen liegen vor der Schule.

Von red/dpa

Der Amoklauf des Attentäters in Graz mit zehn Todesopfern spielte sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne von sieben Minuten ab. Das teilte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft in einer Pressekonferenz mit.

Der 21-jährige Täter sei bei dem siebenminütigen Amoklauf, der bis ins Detail geplant gewesen sei, in seiner ehemaligen Schule mit einer Pistole der Marke Glock, einer am Schaft abgesägten Doppelflinte und einem Jagdmesser bewaffnet gewesen, hieß es. Er habe eine Schieß-Brille sowie ein Head-Set getragen.

Zum Zeitpunkt des Amoklaufs befanden sich laut Polizei 350 bis 400 Schüler in dem Gebäude. Die Schule habe „sehr gut“ auf den Angriff reagiert, sagte Lohnegger. Klassenzimmer seien versperrt worden und es sei versucht worden, Türen zu verbarrikadieren. Das richtige Verhalten in solche Szenarien werde immer wieder besprochen, teilte die Schulleitung mit.

Wahllos auf Opfer geschossen

Zunächst habe der Amokschütze im 2. Stock des Gebäudes wahllos auf Menschen geschossen, sagte Lohnegger. Danach sei er in den 3. Stock gegangen und habe die inzwischen von innen verriegelte Tür aufgeschossen. Praktisch zeitgleich mit dem Eintreffen der Polizei habe er sich mit einem Schuss in den Kopf selbst getötet. Der 21-Jährige habe noch genügend Munition gehabt, seinen Amoklauf fortzusetzen, sagte Lohnegger.

Bei einer Hausdurchsuchung am Wohnort des Angreifers entdeckten Ermittler auch eine Rohrbombe, die allerdings nicht funktionstüchtig war. Aus den gefundenen Dokumenten gehe hervor, dass dem 21-Jährigen die Zeit fehlte, die Bombe funktionstüchtig zu machen, so der LKA-Leiter.

Zehn Todesopfer, elf Verletzte

Bei dem Amoklauf des Österreichers starben neun Jugendliche vor Ort. Sie waren nach Angaben der Polizei zwischen 14 und 17 Jahre alt. Eine Lehrerin starb Stunden nach der Tat in einem Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen.

Elf Menschen wurden verletzt. Die meisten von ihnen mussten auf Intensivstationen betreut werden, doch ihr Gesundheitszustand sei stabil, hieß es vom Krankenhausbetreiber Kages.

Sicherheitsbehörden sorgen sich wegen Trittbrettfahrern

Die Sicherheitsbehörden berichteten von weiteren vereinzelten Drohungen gegen Schulen. Es habe Trittbrettfahrer gegeben, heiß es beim Innenministerium. Die Polizei habe jeweils Maßnahmen ergriffen. Im ganzen Land sind die rund 400 Mitglieder der Spezialeinheit Cobra in erhöhter Alarmbereitschaft.

Nach einer Bombendrohung wurde in Wien ein zentraler Platz und Verkehrsknotenpunkt gesperrt. Ein Unbekannter hatte ein Paket in das Foyer der Technischen Universität geworfen und angekündigt: „Gleich macht es Bumm“, sagte eine Polizeisprecherin. Nach Räumung des Gebäudes untersuchten Sprengstoff-Experten das Paket. Es war ungefährlich.

Die Wiener Polizei ermittelt nach eigenen Angaben seit zwei Wochen gegen einen Zwölfjährigen, der auf Tiktok mehreren Mädchen aus seiner Schule mit sexueller Gewalt und dem Tod gedroht haben soll. Der Strafunmündige bestreitet den Vorwurf. Die Ermittler sehen auch keine Parallele zu dem Fall in Graz.

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Erstellt:
12. Juni 2025, 12:16 Uhr
Aktualisiert:
12. Juni 2025, 16:05 Uhr

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