Stadt Backnang verkauft Haus Am Schillerplatz 3

Denkmalspezialist Fuhrmann setzt sich gegen vier Mitbewerber durch. Das Winnender Unternehmen will das Gebäude grundlegend sanieren.

Derzeit kein Hingucker: Das Gebäude Am Schillerplatz 3 ist in die Jahre gekommen. Und weil viele Jahre nichts investiert worden ist, ist die Bausubstanz nicht die beste. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Derzeit kein Hingucker: Das Gebäude Am Schillerplatz 3 ist in die Jahre gekommen. Und weil viele Jahre nichts investiert worden ist, ist die Bausubstanz nicht die beste. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Stadt Backnang hat das denkmalgeschützte Gebäude Am Schillerplatz 3 an das Unternehmen Fuhrmann Planen&Bauen aus Winnenden-Hertmannsweiler verkauft. Damit ist ein Kapitel abgeschlossen, das sich sehr in die Länge gezogen hat und unter anderem deshalb zu Unmut geführt hat, weil es vor sechs Jahren gar nicht schnell genug gehen konnte, die Verträge mit den seitherigen Mietern zu kündigen. Erster Bürgermeister Siegfried Janocha begründete die Hängepartie dieser Tage nochmals damit, dass die Stadtverwaltung ursprünglich angedacht hatte, die gesamte Häuserzeile auf Vordermann zu bringen, „schließlich ist das Umfeld auch nicht sehr prickelnd“. Aber diese Lösung hat sich laut Janocha zerschlagen.

Zudem benötigten das zweistufige Verfahren und der Wettbewerb, mit dem der neue Eigentümer herausgefunden werden sollte, Zeit. Letztendlich hatten sich fünf Interessenten um das Objekt beworben. Für die verschiedenen Aspekte Städtebau, Architektur, Denkmalschutz, Nutzungskonzept und Preis wurden Punkte vergeben. Die meisten Punkte erhielten die Pläne von Rolf Fuhrmann. Im Januar wurde daher der Beschluss gefasst, das Gebäude an das Winnender Planungsbüro zu verkaufen, und im März folgte bereits der Kaufvertrag.

Fuhrmann hat in Backnang so viele Projekte verwirklicht wie sonst nirgends

Bei der Winnender Firma Fuhrmann ist die Freude groß, endlich mal wieder in Backnang aktiv werden zu können. Lena Fuhrmann, die Prokuristin des Unternehmens und Tochter des Firmengründers, betont, dass das Planungsbüro in keiner anderen Stadt so viele Projekte verwirklicht habe wie in Backnang, allerdings lägen diese Engagements allesamt schon mehrere Jahre zurück. Von allen Projekten in der Murrmetropole ist ihrer Ansicht nach das Hotel Alte Vogtei vielleicht das bekannteste. Aber auch die sogenannte Villa Rutsch in der Bahnhofstraße und etliche andere historische Gebäude in Backnang wurden von Fuhrmann saniert.

Unklar ist indessen die konkrete Art der Nutzung. Zwar ist eindeutig, dass der Großteil des Gebäudes als Wohnraum genutzt werden soll, aber im Erdgeschoss könnten sich die Planer auch eine gewerbliche Nutzung vorstellen. Und was mit dem riesigen Gewölbekeller passieren soll, steht noch völlig in den Sternen, so die Fuhrmann-Prokuristin. Sie bittet um Verständnis, dass die Pläne noch nicht konkretisiert werden konnten, aber zum einen sei der Verkauf eben erst über die Bühne gegangen, zum anderen habe die Firma aktuell in zwei anderen Städten Großprojekte am Laufen. Trotzdem sichert sie zu: „Es wird auf jeden Fall noch in diesem Jahr mit der Planung begonnen, vielleicht reicht es sogar schon zum Baustart.“

Mehr Wert auf das Konzept gelegt als auf den Verkaufserlös

Erster Bürgermeister Siegfried Janocha hatte schon früher betont, dass die Stadtverwaltung großen Wert auf das Konzept der Nachnutzung lege; der Verkaufserlös solle hingegen nicht den Ausschlag geben. Schon früh erteilte er den Plänen eine Absage, die Stadt könne das Gebäude selbst nutzen. Und dies, obwohl das früher der Fall war, denn etliche Jahre lang war das städtische Sozialamt darin untergebracht. Doch 1997 wurde das Gebäude Am Schillerplatz 3 zum „Haus für Vereine“. Ein Zweck, den das Haus über Jahre hinaus auch erfüllte.

Eines der Vorzeigeprojekte des Winnender Ingenieurbüros Fuhrmann in Backnang: Das Hotel Alte Vogtei, das 2009 sehr umsichtig saniert worden war. Foto: E. Layher

© © Edgar Layher

Eines der Vorzeigeprojekte des Winnender Ingenieurbüros Fuhrmann in Backnang: Das Hotel Alte Vogtei, das 2009 sehr umsichtig saniert worden war. Foto: E. Layher

Allerdings war die Stadt über viele Jahre hinweg nicht bereit, die nötigen Investitionen an dem denkmalgeschützten Gebäude vornehmen zu lassen, aus gutem Grund. Janocha deutete dieser Tage an, dass sich der Investitionsbedarf an einem solch alten Gemäuer „deutlich im Millionenbereich“ bewege: „Das ist etwas Größeres, da geht es ums Dach, um die Elektrik, um die Heizung, um die Fenster und vieles mehr.“ Und da das Gebäude unter Denkmalschutz stehe, müsse alles bis ins Detail geregelt sein.

Siegfried Janocha verteidigte in den vergangenen Jahren die Entscheidung immer wieder, das leer stehende Gebäude als Stadt nicht für eigene Zwecke zu nutzen. So erklärte er im vergangenen Sommer: „Wir haben derzeit keinen Bedarf, zumal das Gebäude für unsere Zwecke nicht geeignet ist.“ Gleichzeitig verteidigte Janocha die damals beschlossene Erweiterung des städtischen Raumprogramms, wonach die Abteilung Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) in der Postgasse 5 angesiedelt werden sollte. Die Umbauten an dem Gebäude laufen derzeit auf Hochtouren. Für die Entscheidung, sich in dem bisherigen Ärztehaus hinter der Adlerapotheke auszubreiten, sprach nicht nur die Nähe zum historischen Rathaus, sondern auch die Tatsache, dass alle Anschlüsse wie etwa Glasfaserleitungen bereits vorhanden waren.

Gebäude steht seit Jahren leer

Grundsatzbeschluss Der Gemeinderat hatte 2016 den Grundsatzbeschluss zum Verkauf des Hauses gefasst.

Frühere Mieter Zum Teil schon seit über sechs Jahren sind die früheren Mieter des Gebäudes Schillerplatz 3 bereits ausgezogen. Diese waren:

Die Lebenshilfe hat schon im Jahr 2015 in der Bahnhofstraße in der sogenannten Alten Post neue Räume bezogen.

Die SPD-Politiker Gernot Gruber (MdL) und der frühere Bundestagsabgeordnete Christian Lange weihten ihr gemeinsames Bürgerbüro und das Büro des Ortsvereins am Burgplatz 8 Anfang 2018 ein.

Auch der Kreisverband des VdK ist längst umgezogen, die Adresse lautet Sulzbacher Straße 140.

Der Deutsche Mieterbund ist 2019 in die sogenannte Villa Rutsch in der Erbstetter Straße 28 umgezogen.

Die Backnanger Seniorenwerkstatt ist im Mai 2019 in das städtische Gebäude Wassergasse 2 umgezogen, dort sind auch das Büro des städtischen Waldkindergartens und die PC-Werkstatt Backnang untergebracht.

Fuhrmann Der Gründer und Geschäftsführer des Ingenieurbüros Fuhrmann Planen&Bauen, Diplom-Ingenieur (FH) Rolf Fuhrmann, hat sich ganz der Sanierung und Modernisierung vor allem denkmalgeschützter Immobilien verschrieben. Dazu beschäftigen sich er und seine Mitarbeiter intensiv mit jedem Objekt und analysieren jedes Detail mit höchster Sorgfalt, um den „Genius loci“ der Immobilie, den „Geist des Ortes“, zu erfassen und zu erhalten. So wirbt das Unternehmen zumindest auf seiner Homepage www.fuhrmann-planen-bauen.de. Ziel ist es, denkmalgerechte Konzepte und Kalkulationen zu erstellen, die dem Gebäude langfristig dienen. Hierdurch wird eine zeitgemäße, neue Nutzung ermöglicht. Bei der Umsetzung achtet das Unternehmen auf historisch stimmige Details, auf ausgeklügelte Modernisierung, auf schadstoffarme Materialien und auf erfahrene Handwerker aus der Region.

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Erstellt:
27. April 2022, 06:00 Uhr

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Achtung: Diese Aufnahme stammt nicht aus Bartenbach, sondern ist ein Symbolfoto. Jene Fotos, die am Mittwoch im Sulzbacher Teilort aufgenommen worden sind, wurden bisher nirgendwo veröffentlicht. Sie werden erst noch von Experten überprüft. Quelle: FVA Baden-Württemberg
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