Stadt Backnang will als Mieterin auftreten
Um Wohnungen auf den Markt zu bringen, appelliert die Verwaltung an alle Immobilienbesitzer, freien Wohnraum zu melden.

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Leere Wohnungen in Backnang sollen mit Leben gefüllt werden. Symbolfoto: Adobe Stock/sp4764
Von Lorena Greppo
Backnang. Bezahlbarer Wohnraum ist im Großraum Stuttgart knapp und das nicht erst seit gestern. Trotz der hohen Wohnungsbautätigkeit sei dies auch in Backnang so, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung. Weil aber auch der Ausweisung neuer Baugebiete Grenzen gesetzt sind, wollen viele Kommunen bei der Nachverdichtung und der Vermeidung von Leerständen ansetzen. So auch die Stadt Backnang. Sie setzt nun auf eine neue Strategie und will nicht nur als Vermittlerin, sondern auch als Vermieterin auftreten.
Schon im Januar 2018 hatte die Stadtverwaltung sich mit der Bitte an Immobilienbesitzer gewandt, ihre leer stehenden Wohnungen zur Verfügung zu stellen (wir berichteten). Besonders für Menschen mit geringerem Einkommen und Familien sei es nämlich schwierig, geeigneten Wohnraum zu finden. Die Resonanz auf den Aufruf sei damals gering gewesen, hatte es auf Nachfrage geheißen. Nun wendet sich die Stadtverwaltung erneut an die Immobilienbesitzer. Denn dem zeit- und kostenintensiven Neubau von Wohngebäuden stehe eine nicht unerhebliche Zahl von Leerständen im gesamten Stadtgebiet gegenüber. In Zahlen könne man dies nicht ausdrücken, erklärt der städtische Pressesprecher Christian Nathan. Dazu müsste man diesen Sachverhalt bei den Privathaushalten abfragen. Aus Erfahrung wisse man allerdings, dass der Rücklauf bei solchen Umfragen gering und die Verhältnismäßigkeit des Aufwands daher nicht gegeben sei. Warum man von „nicht unerheblichen“ Leerständen spricht, drückt er in einem Beispiel aus: „Bei aktuell 200 Haushalten, die Wohnraum suchen, wäre schon viel gewonnen, wenn wir in zehn Fällen den Leerstand beseitigen und die Wohnung vermieten können.“
Darum will die Stadt künftig nicht nur als Vermittlerin, sondern auch als Mieterin von leer stehenden Wohnungen helfen, den Wohnungsmarkt zu entlasten. So können Vermieter freien Wohnraum vertraulich an die Stadt melden. Ziel ist es, den Vermietern die Kontaktaufnahme zu sozial benachteiligten Menschen zu erleichtern, Hemmschwellen abzubauen und den Wohnraum möglichst passgenau und individuell zu vermitteln.
Um in dieser Sache mehr erreichen zu können, hatte die CDU-Fraktion im Backnanger Gemeinderat 2019 angeregt, den Posten eines Leerstandsmanagers zu schaffen. Dieser Antrag wurde inzwischen in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt beantwortet. Man wolle hierfür kein zusätzliches Personal einstellen, sondern Mitarbeiter aus dem Sachgebiet Liegenschaften einsetzen. „Dort ist auch die Vermittlungsstelle angesiedelt“, erklärt Nathan. Künftig soll also auch angemietet werden. „Wir hoffen, dass die Vorgehensweise Früchte trägt.“ Die Angebote werden gesichtet und mit den Bedürfnissen persönlich bekannter Interessenten abgeglichen. Ist ein Angebot geeignet, findet ein unverbindlicher Kennlern- und Besichtigungstermin statt. „Die Stadt ist kompetenter Ansprechpartner für den Vermieter, bietet sichere Mietverträge, garantiert die Mietzahlung und kümmert sich um ein gutes Gelingen“, heißt es.
Wohnungsangebote und Rückfragen nimmt Irene Tablacioglu unter der Telefonnummer 07191/894-598 oder per E-Mail an Irene.Tablacioglu@backnang.de entgegen. Hierbei ist zu beachten, dass die Wohnungen in einem bewohnbaren Zustand sind und die Kosten den Mietspiegel der Stadt Backnang, einzusehen unter www.backnang.de/Mietspiegel, beziehungsweise die vom Jobcenter vorgegebenen Mietobergrenzen nicht überschreiten. Auch Interessierte, die sich ehrenamtlich engagieren und Menschen beim Umzug, bei Formalitäten und bei der Eingewöhnung in der neuen Wohnung unterstützen möchten, können sich an den genannten Kontakt wenden.