Stadt organisiert Hilfsaktion für Opfer

Die Ermittlungen zu den Brandanschlägen in Marbach laufen auf Hochtouren. Das Motiv ist jedoch weiter unklar. Die Polizei spricht von „wirren Äußerungen“ des mutmaßlichen Täters. Für die Bewohner der beschädigten Häuser wird Kleidung benötigt.

Das in Brand geratene Haus in der Marbacher Innenstadt ist so stark beschädigt worden, dass es nicht mehr bewohnbar ist. Foto: KS-Images

© KS-Images.de / Karsten Schmalz

Das in Brand geratene Haus in der Marbacher Innenstadt ist so stark beschädigt worden, dass es nicht mehr bewohnbar ist. Foto: KS-Images

Von Sabine Armbruster

MARBACH AM NECKAR. Warum hat ein 42-jähriger Marbacher in der Nacht zum Samstag Molotowcocktails gegen ein Wohngebäude, die Stadtkirche und das Polizeirevier geworfen? Diese Frage kann auch wenige Tage danach noch nicht beantwortet werden. „Man konnte in der Nacht mit dem Mann überhaupt nicht sprechen, da kamen nur wirre Äußerungen“, sagt Stefan Hermann vom Polizeipräsidium Ludwigsburg. Von einem möglicherweise rechtsextremen Hintergrund geht die Polizei nach wie vor eher nicht aus: „Die Beschimpfungen gingen pauschal gegen alles.“ Da seien wohl am ehesten „globale Ängste“ zum Ausdruck gekommen. Letzten Endes müsse man warten, bis die Kollegen mit dem Mann gesprochen hätten. „Klar ist aber: Da muss schon ganz schön viel mit einem passieren, bevor man brandschatzend durch den Ort zieht.“

Auch über den genauen Ablauf der Tat ist noch nichts bekannt. „Vermutlich fing das Ganze an dem Wohnhaus an und endete am Polizeirevier. Das legt auch die Wegstrecke nahe.“ Sicher klären könne man das aber erst nach Überprüfen der Notrufeingänge und Zeugenbefragungen. Verhaftet wurde der 42-Jährige in der Grabenstraße. Aktuell ist der mutmaßliche Täter in einer Heilbronner Justizvollzugsanstalt untergebracht. Er werde sich mit Sicherheit für den Tatbestand der vorsätzlichen Brandstiftung verantworten müssen, so Hermann. Weitere mögliche Anklagepunkte, etwa im Hinblick auf die Gefährdung der Bewohner, hingen von der Einschätzung der Staatsanwaltschaft ab, erklärt der Polizeisprecher.

„Das Gebäude muss erst gründlich gelüftet und vielleicht auch gereinigt werden.“

Vor Ort steht derzeit die Untersuchung des am meisten betroffenen Gebäudes in der Niklastorstraße 11 im Mittelpunkt. Ein Gutachter hat am Montag die Statik untersucht. Danach beginnen die Kriminaltechniker mit ihrer Arbeit. Derzeit stehe lediglich fest, dass das Gebäude nicht bewohnbar sei. Dies treffe auch auf das Nachbargebäude zu, obwohl es dort nicht gebrannt habe, erklärt Bürgermeister Jan Trost: „Das Gebäude muss erst gründlich gelüftet und vielleicht auch gereinigt werden.“ Er gehe jedoch davon aus, dass die Bewohner der Nummer 9 „relativ schnell wieder einziehen“ können. Dabei handle es sich um sechs Personen, wovon jedoch zwei in der Brandnacht und auch am Morgen danach nicht anwesend gewesen seien. „Die halten sich wohl auch nicht regelmäßig dort auf“, meint Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling.

Die Stadt plant für die Bewohner des Hauses Nummer 11 eine Hilfsaktion. „Wir sind in engem Austausch mit den Betroffenen, um zu klären, woran Bedarf besteht“, erklärt Bürgermeister Jan Trost. Untergebracht worden sind die Bewohner beider Häuser überwiegend privat. Nur eine Person befindet sich nach Auskunft von Seiberling in einer städtischen Unterkunft.

Erleichtert, dass nicht mehr passiert ist, zeigte sich der Kommandant der Marbacher Feuerwehr, Alexander Schroth: „Es hätte auch anders laufen können. Ein Brand in einer Altstadt ist wegen der Enge und der baulichen Besonderheiten immer kritisch.“ Deshalb müsse man da „schnell und massiv“ eingreifen. Als eine der angezapften Wasserleitungen, möglicherweise wegen Druckstößen durch die Löschmaßnahmen, platzte, habe man einen anderen Hydranten genutzt. Glücklicherweise sei die Altstadt „ausnahmsweise mal nicht zugeparkt gewesen“.

So einen Einsatz habe man lange nicht mehr gehabt, resümiert Schroth. Man sei wegen der brennenden Kirchentür alarmiert worden, ein Bürger habe dann aber darauf hingewiesen, dass weiter unten ein Haus brenne. „Da kamen dann schon die Flammen waagrecht aus der Erdgeschosswohnung.“ Den Feuerwehrleuten sei es zu verdanken, dass nicht noch mehr passiert sei: „Auf solche Einsätze arbeitet man hin, da muss es funktionieren, und das hat es auch. Ich bin stolz auf diese Truppe.“

Zum Artikel

Erstellt:
7. Oktober 2020, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen